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Kategorie: Film & Fernsehen
fm licht18LICHTER FILMFEST IN FRANKFURT vom 3. bis 8. April 2018, Teil 4

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – CHAOS heißt die Überschrift, das Motto, des diesjährigen Lichter Filmfestes, da längst nicht mehr auf Frankfurt beschränkt ist, sondern sich wie eine Krake ausbreitet. Und natürlich ist kurz vor dem Beginn die Nervosität groß, daß alles klappt und wie es klappt. Aber – große Überraschung bei der Pressekonferenz: das Thema CHAOS ist von Machern des Filmfestes ganz schön professionell.

Sehr wohltuend auch, daß bei einer Pressekonferenz der Pressesprecher Tobias Hüser insgeheim die Zentrale ist, der auf liebenswürdige Weise, aber knallhart seinen Vorsitzenden charmant Weisung gibt, wenn diese Dinge vergessen, zu lange sprechen oder einfach gerade mal einige Stichwörter gut brauchen können. Aber, das muß man extra dazu sagen, bei so viel verschiedenen Programmen, die alle mit den wichtigsten Filme vorgestellt sein wollen, bei so viel Gästen, die kommen wollen, kann man überhaupt nicht alles in so eine Pressekonferenz hineinstecken, ein Filmfest, das ja immerhin über ein Jahr erarbeitet wurde. Und hinzu kommt, daß es innerhalb des Filmfestes einen eigenen Kongreß gibt, der ZUKUNFT DEUTSCHER FILM heißt, wobei man schluckt und sich denkt: „Kleiner geht‘s wohl nicht?“, denn das ist ja wiederum ein so gewaltiges Thema, aber eben auch ein notwendiges, das durch Edgar Reitz angestoßen, auch mit ihm am Donnerstag, 5. und Freitag 6. April im Zoo–Gesellschaftshaus durchgeführt wird. Zum Kongreß gibt es ein eigenes Filmprogramm gleichen Themas.

Das Zoo-Gesellschaftshaus, ein schöner Bau im Zoo, ist diesmal auch das Festivalzentrum. Das ist schön, denn dieses Haus, das noch in den Fünfziger und Sechziger Jahren als ZOO-LICHTSPIELE der Star für Frankfurter Veranstaltungen war, ist heute für junge Leute viel zu wenig bekannt. Zudem hofft man dann schon, daß dort das Zentrum auch im nächsten Jahr bleiben kann, denn bisher hat sich bei der kreativen Auswahl von Festivalzentren – diese tolle leerstehende Bank, der Kantatesaal, ganz am Anfang das ehemalige Volksbildungsheim, Metropolis heute, die letzten Male der Mousonturm – hat sich also eine zweimalige „Besetzung“ als sinnvoll erwiesen.

Im Zoo Gesellschaftshaus gab es früher eh ein Kino und das wird reaktiviert, es werden sogar zwei Säle für Filmvorführungen zur Verfügung stehen und neben den Büros mit Infostelle, eben das Festivalzentrum, auch eine Bar. Denn ohne die direkte Entspannungs- und Kommunikationsmöglichkeit wäre ein Festival eben keins. Da sich der Umfang der gezeigten Filme fast verdoppelt hat, weiten sich auch die Abspielstätten aus. Dabei ist das Mal Seh‘n Kino, wie immer das Kino des Deutschen Filmmuseums und die Harmonie.

Zwei Besonderheiten sind wichtig. Aufgrund des Publikumserfolges der Sache mit den besonderen Brillen: des Virtual-Reality- Wettbewerb wird es eine eine neue Auflage geben, die in der NAXOSHALLE stattfindet, wo auch der Videokunstwettbewerb abläuft, der Lichter Video Art. Und wenn man schon da ist – und sonst halt extra – gibt es als besondere Attraktion das „atemberaubende Autoscooterkino“. So lange man nicht selber gefahren ist, soll man sich das so vorstellen, daß auf die Fahrfläche der Film projiziert wird, der durch die Fahrbewegungen der Autoscooter seinen Gang nimmt und verändert werden kann. Klingt interessant. Auf jeden Fall hat es sowas noch nie gegeben und das Projekt ist aufwendig, auch teuer, aber eben tatsächlich etwas Besonderes.

Daß es aber um Filme geht, Filme jeder Art, das war Hauptthema der Vorstellung des gewaltigen Programms von INTERNATIONALEN FILMEN, den REGIONALEN FILMEN sowie KURZFILMEN, die nun in Auswahl vom Festivaldirektor Gregor Maria Schubert und seiner Ko-Direktorin Johanna Süß vorgestellt wurden. Doch, das klang alles gut und es gibt nur ein Problem, nämlich daß man eigentlich alle Filme anschauen will, die einen klingen total interessant, die anderen kann man nur hier sehen, weil sie nie in die deutschen Kinos kommen.

Natürlich gibt es auch Premieren, von Hessenpremieren wie HOME bis zur Weltpremiere MÄNNERFREUNDSCHAFTEN von Rosa von Praunheim, auf den man sich als Heimspiel besonders freuen darf. Am Mittwoch, 4. April im Zoo-Gesellschaftshaus um 20 Uhr in Anwesenheit des Regisseurs. Frage dabei: „Wie schwul war Goethe?“ Und was ist überhaupt mit Schiller? Überwiegend allerdings gibt‘s Hessenpremieren, das ist verständlich, denn das sind Filme, die schon anderswo Premieren hatten, aber noch nicht in den Kinos angelaufen sind.

Aber es gibt auch Filme, die längst in den Kinos laufen, aber beispielsweise bei den Regionalen Filmen richtig ist, wie NUR GOTT KANN MICH RICHTEN, dem wuchtigen Film, in dem neben Moritz Bleibtreu die Stadt Frankfurt eine Hauptrolle spielt. Bei der Filmreihe WAS TUT SICH – IM DEUTSCHEN FILM? im Rahmen des Kongresses werden einige Filme gezeigt, die zwar schon auf der BERLINALE oder anderswo ihre Premieren hatten, aber noch nicht in den deutschen Kinos angelaufen sind, wie: TRANSIT, WILDES HERZ und IN DEN GÄNGEN.

Noch kein Wort zu den Kurzfilmen, die auch eine Wucht sind. Aber das können Sie nun alles ausführlich in den folgenden Artikeln lesen, die im Detail auf die einzelnen Programme und den Kongreß eingehen.

P.S.
Natürlich bleiben wir am Ball, werden nicht nur nähere Informationen geben, sondern über die Filme berichten und dann über die Vergabe der BEMBEL, wie sinnvollerweise die Filmpreise heißen und sind. 


FORTSETZUNG FOLGT

Foto:
©lichter-filmfest.de

Info:
www.lichter-filmfest.de