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Kategorie: Film & Fernsehen
fm lich18 LICHTER FILMFEST IN FRANKFURT vom 3. bis 8. April 2018, Teil 7

Hanno Lustig 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nachdem sich Edgar Reitz als Schirmherr des LICHTER Filmfest 2016 für einen filmpolitischen Neuanfang stark machte, arbeiteten die Festivalmacher über zwei Jahre an dem Kongress Zukunft Deutscher Film. Am 05. und 06. April beleuchtet LICHTER im Zoo-Gesellschaftshaus gemeinsam mit zahlreichen Filmschaffenden die Themen Finanzierung, Ausbildungsbedingungen und das Zukunftspotenzial von Kinokultur und Filmdistribution.

Begleitend dazu zeigt das Festival in einer eigenen Programmsektion die aktuellen Glanzpunkte der deutschen Filmlandschaft. „Die Filmreihe beweist einmal mehr, dass nicht nur internationale Enfant Terribles wie Christian Petzold immer wieder zu neuen Erzählweisen finden. Die filmischen Visionen des deutschen Regie-Nachwuchses sind derzeit so breit gefächert, dass es eine wahre Freude ist, ihre Entwicklung zu beobachten“, so Schubert.

Neben den diesjährigen Berlinale-Highlights In den Gängen (Regie: Thomas Stuber) und Transit (Regie: Christian Petzold), sind auch Erstlingswerke wie Whatever Happens Next (Regie: Julian Pörksen) und Freddy/Eddy (Regie: Tini Tüllmann) in der Sektion vertreten. „Das es dem jungen deutschen Film im Kino an Sichtbarkeit fehlt, ist wohlgemerkt kein neues Phänomen. Weil sie in den 1960ern keinen Verleih fanden, haben sich Edgar Reitz und Ula Stöckl einfach einen Projektor geschnappt und ihre Filme in Kneipen gezeigt“, sagt Süß. Bei LICHTER wird es eine Neuauflage dieses Kneipenkinos geben. Im Frankfurter Mal Seh´n Kino kann das Publikum in Anwesenheit von Reitz á la carte aus 22 Episoden der Kurzfilmserie Geschichten vom Kübelkind wählen.


Kongress Zukunft Deutscher Film

Das Programm zu den Perspektiven der deutschen Film- und Kinokultur
 am 5.+ 6. April 2018 im Frankfurter Zoo-Gesellschaftshaus

Das System der deutschen Filmförderung sorgt seit vielen Jahren für immer mehr Unmut in der Filmbranche. Zugleich leidet das Image des deutschen Films insgesamt. Was also muss getan werden, damit der deutsche Film wieder eine Zukunft hat? Ziel des Kongresses, der das 11. LICHTER Filmfest Frankfurt International flankiert, sind konkrete Handlungsaufforderungen an die filmpolitischen Entscheiderinnen und Entscheider, damit sich das Filmfördersystem erneuern kann. Diese werden Publikum und Presse am Freitag, den 06. April um 18.00 Uhr im Rahmen des Abschlusspanels vorgestellt.

139,2 Millionen Menschen gingen 2015 in Deutschland ins Kino, 27,5 Prozent davon sahen deutsche Filme. Das ist zwar ein Rekord, dabei wird aber übersehen, dass kaum deutsche Filme mehr als 8.000 Zuschauer hatten, die große Zahl der Zuschauerinnen und Zuschauer sich also auf einige sehr wenige Titel konzentrierte. Bei rund 250 Kinostarts in Deutschland pro Jahr besteht die große Herausforderung darin, einzelne Werke für das Publikum überhaupt sichtbar zu machen. Ein ähnliches Schicksal ereilt anspruchsvolles europäisches Kino in den deutschen Kinos und Fernsehsendern.

Kino muss neue Wege denken, damit es in Zeiten dauernder Verfügbarkeit audiovisueller Inhalte überleben kann. Die Ausrichter des Kongresses glauben an das Kino und widmen daher zwei Tage der Diskussion und dem Erarbeiten neuer Möglichkeiten.


Runde Tische, öffentliche Panels und neue Lösungswege

Parallel zu öffentlichen Podiumsdiskussionen und Vorträgen zu den drei Themen-komplexen Förderung & Finanzen, Ausbildung & Nachwuchs und Distribution & Kinokultur, der Filmreihe „Zukunft Deutscher Film“ und Veranstaltungen wie z.B. einem Videoschnipselvortrag von Jürgen Kuttner werden an drei runden Tischen zu den Kernthemen konkrete Handlungsvorschläge erarbeitet, die Anstöße für Veränderungen in die Politik und die Branche tragen sollen.

Zwischen den öffentlichen Panels, dem Publikum und den runden Tischen soll dabei ein Austausch entstehen, die Kongressteilnehmer sind ebenfalls aufgefordert, eigene Thesen und Handlungsaufforderungen einzureichen und zu twittern und unter #ZuDeuFi der Diskussion zu noch mehr Sichtbarkeit zu verhelfen.

Denn: Vieles muss sich ändern, darüber sind sich das Publikum und die Filmschaffenden in Deutschland branchen- und institutionsübergreifend einig. Doch wie kann es gelingen, dass internationale Erfolge wie Victoria oder Toni Erdmann keine Solitäre bleiben? Dass der deutsche Film wieder zum Publikum findet, sich die gesellschaftliche Vielfalt auf beiden Seiten der Kamera widerspiegelt, Filmschaffende von ihrer Arbeit leben können und das Kino als gesellschaftlich relevanter Ort erhalten bleibt? Welche neuen Auswertungs- und Distributionsmöglichkeiten gibt es? Kino hat das Potenzial, Erfahrungen zu vermitteln, Gemeinschaft zu stiften und auch politische Impulse zu setzen. Politische Impulse möchte auch unser Kongress setzen – mit europäischem Weitblick. Wir erwarten Gäste aus Nachbarländern, die von ihren Arbeits- und Förderbedingungen berichten werden.


FORTSETZUNG FOLGT

Foto:
Das Bild schien uns angemessen, denn vielleicht kann man demnächst durch solche Brillen die Zukunft sehen, auch die eines Kongresses
©Philipp Kohler 

Info:
www.lichter-filmfest.de

Gefördert wird der Kongress von HessenFilm & Medien GmbH und dem Kulturamt der Stadt Frankfurt, wissenschaftlich begleitet von den Kooperationspartnern Deutsches Filminstitut – DIF e.V. und der Goethe-Universität Frankfurt am Main.