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Kategorie: Film & Fernsehen

Wer gewinnt die Bären? Die Wettbewerbsfilme auf der 63. Berlinale vom 7. bis 17. Februar 2013, Teil 5/26

 

Claudia Schulmerich

 

Berlin (Weltexpresso) – Der dritte Teil der Trilogie PARADIES handelt von der 13jährigen Melanie, die in einem Diätcamp abnehmen soll – abnehmen muß. Ihre Mutter hatten wir in LIEBE kennengelernt, als sie zum erotischen Sommerurlaub nach Kenia reiste und ihre Tante in LIEBE, wie sie sich in einem Anflug von Gegenreformation anschickt, insbesondere Asylanten und sozial Schwache mit der Gottesmutter Maria zu missionieren.

 

Der Auftakt der PARADIES-Trilogie, PARADIES: LIEBE, feierte seine vielbeachtete Weltpremiere im diesjährigen Wettbewerb von Cannes und wurde seit Januar 2013 ein

Renner in deutschen Kinos. Der zweite Teil, PARADIES: GLAUBE, wurde im

Wettbewerb des Filmfestivals Venedig uraufgeführt und gewann den Spezialpreis der Jury. Mit dem dritten Teil, HOFFNUNG auf der Berlinale gelingt dem österreichischem Regisseur, in einem Jahr die Filmfolge auf allen drei europäischen Festivals, die die wichtigsten der Welt sind, als Weltpremieren vorstellen zu können. In der Filmgeschichte feierte bisher nur eine Trilogie auf diesen drei Filmfestivals Premiere: DREI FARBEN: BLAU, WEISS, ROT von Krzysztof Kieślowski.

 

Schnörkellos setzt Tante Maria aus LIEBE (Maria Hofstätter) ihren Einsatz für die Welt fort, und bringt in ihrem Kastenauto ihre Nichte Melanie (Melanie Lenz)  in dieses ländliche Diätcamp, in dem verfettete Jugendliche abnehmen sollen. Solche Camps gibt es bei uns nicht – noch nicht, muß man hinzufügen; ihre Vorbilder sind in den USA. Dieses Camp steht unter der ärztlichen Leitung von Direktor (Joseph Lorenz) und wir sehen gleich zu Beginn den Sporttrainer (Michael Thomas) im Feldwebelton aller Sportlehrer der Vergangenheit der Gruppe DISZIPLIN als oberste Tugend beim Abnehmen wie auch sonst im Leben beizubringen. Gespenstisch, weil ja aus gesundheitlichen Gründen diese übergewichtigen Jugendlichen – mehr Mädchen als Jungen -, die man in den USA als Hypos bezeichnet, unbedingt abnehmen sollten, einem aber die Methoden so gegen den Strich gehen, daß es dem Regisseur gelingt, daß man sich schon darüber freut, daß sie sich heimlich Süßigkeiten mitgebracht haben und gleich mit dem Schlemmen beginnen.

 

In dieser Ambivalenz der Zuschauergefühle ist Regisseur wirklich Meister, denn diese setzt sich bei dem Verliebtsein der jungen Melanie fort. Das ist eine typische Geschichte, wie eine Dreizehnjährige auf eine Autoritätsperson wie den Arzt reagiert und sich in den 4o Jahre Älteren verliebt und ihn zu verführen versucht. Dies auf tapsige und unsichere Art. Der Arzt selbst verhält sich deshalb ambivalent, weil er der Jugendlichen gegenüber zwar verbal deutlich die Meinung sagt und nicht angebetet werden will, durch gewährendes Verhalten aber andere Botschaften schickt. Für den Zuschauer sogar noch mehr, denn wir sehen ihn, wie er sich allein in Melanies Bett legt und ihre Unterwäsche befingert.

 

Was in dem Camp passiert, ist das, was bei allen Klassenfahrten auch passiert: es sind die Ausziehspiele von Jungen und Mädchen und Trinken. Die Episode, die Melanie mit einer Kumpanin nächtlich in die benachbarte Disco bringt, wo sie von zielgerichteten jungen Männern für deren nächtliches Amüsement sorgen soll, löst sich eigenartig auf. Eigentlich weiß man bei diesem Film, der nach dem strengen Film GLAUBE nun fast dahinplätschert, nicht so recht, warum Seidl diesen Jugendlichen solchen Raum gibt – für was nämlich? Daß Abnehmen hier nötig ist, einem die Methode aber nicht gefällt, ist so offensichtlich, daß das autoritäre Gehabe einem von gestern erscheint, denn die Mittel, Dünnsein als oberstes Ziel des Lebens zu suggerieren, sind heute andere.

 

Den Schlankheitswahn, der viele Frauenleben kaputt macht, funktioniert nicht nur auf der subtilen Psychoebene und hat keinen Feldwebelton nötig, weil er von innen kommt. Aber diese Jugendlichen haben erst einmal ncihts mit Schlankheitswahn zu tun, sondern sind fett, weil sie aus bestimmten Lebensverhältnissen kommen, wo Essen die einzige Rettung scheint für Liebe und Selbstwert. Das aber ist eine ganz andere Kiste, die hier aufgemacht wird und wo die gesellschaftliche Frage diejenige wird, für was Essen alles als Kompensation dient.

 

Ulrich Seidls PARADIES-Trilogie findet ihren vorläufigen Höhepunkt auf der Berlinale. PARADIES: HOFFNUNG ist der dritte Teil der Trilogie und mit der Programmierung im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele Berlin für den Goldenen Bären nominiert. Regisseur, Autor und Produzent Ulrich Seidl präsentiert im Rahmen der PARADIES-Trilogie eine Fotoausstellung im renommierten Ausstellungshaus C/O Berlin, International Forum for Visual Dialogues. Die Ausstellung unter dem Titel PARADIES LIEBE GLAUBE HOFFNUNG findet vom 19. Januar bis 08. März 2013 im C/O Berlin statt und enthält etwa 60 Filmframes aus der PARADIES-Trilogie. Am 10. Februar 2013 um 16:00 Uhr wird der Bildband GLAUBE LIEBE HOFFNUNG mit Filmframes und Aufnahmen vom Filmset sowie Texten von Elfriede Jelinek, Marina Abramovic, Ulrich Seidl und weiteren Autoren im C/O Berlin präsentiert. Der österreichische Schauspieler und Regisseur Josef Bierbichler und die österreichische Kulturministerin Claudia Schmied werden die Buchpremiere eröffnen. Anschließend findet eine Performance mit den Schauspielern aus PARADIES: GLAUBE, René Rupnik, Trude und Dieter Masur sowie Nabil Saleh statt. Der Bildband GLAUBE LIEBE HOFFNUNG erscheint im Hatje Cantz Verlag. Im Rahmen der Buchpremiere steht Ulrich Seidl für Fragen zur Verfügung und wird die frisch ausgelieferten Exemplare signieren. it PARADIES: HOFFNUNG folgt die Weltpremiere auf dem neben Cannes und Venedig wichtigsten Filmfestival. Mit der PARADIES-Trilogie erzählt Regisseur Ulrich Seidl von drei Frauen auf.

 

Aus der Pressekonferenz:

Der Regisseur Ulrich Seidl spricht von 90 Stunden Drehmaterial in einem Jahr. Geplant war, einen einzigen Film zu machen, aber dann gab es soviel Material, daß daraus drei Filme mit drei Geschichten wurden, die alle in einer Familie spielen. Am Schneidetisch macht man erst den Film, sagt Seidl, das entspricht seiner Erfahrung, weshalb oft etwas anderes daraus wird. Einen Skandal ergab allein der Aufruf nach dicken Mädchen zur Rollenbesetzung in diesem Film, weil es solche offiziell  nicht gibt, diese werden heute als übergewichtig bezeichnet, was ja auch die Sprache blutleer macht. Schauspieler Michael Thomas spricht über die Schwierigkeiten, den harten Burschen zu geben, der im Film die Dicken zwecks Abnehmen herumscheucht. Ulrich Seidl wiederum erläutert die Art und Weise, wie er Schauspieler und Nichtschauspieler zusammenzuführen, was allen drei Filmen einen besonderen .

 

Ulrich Seidl ist mit diesen drei Teilen derzeit sehr präsent. Dazu gibt es ein Buch es gibt Ausstellungen und auf einmal ist er berühmt. Motivation bei Drehbuchschreiben war, Außenseiter, die nicht dem Ideal entspricht, darzustellen und wie sie in Form gebrach werden. Humorvolle GandenlosKlage.Filme über drei Frauen, dabei hat er immer schon eine Lolitageschichte machen wollen. Die WHO hat über die Dickleibigkeit Alarm geschlagen. Aber  dieser Film ist einer, der nicht auf die Dickleibigkeit schimpft. Ob er es nicht schlimm findet. Ulrich Seidl hinterfragt nur das Bild der Dürren  als Schönheitsideal im Westen. Heute sind über 50 Prozent der Kinder übergewichtig. Dafür können Kinder nichts. Das hat mit uns zu tun. IM KELLER ÖSTERREICH UNDKELLER DIE DOMÄNE DER MÄNNER IST DER KELLER: TRINKKELLER; BASTELLEKKER TRINKKELLER ABER AUCH IN ORT DER FINESTERNIS IM UNTERBEWU?TSEIN: