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Kategorie: Film & Fernsehen
f offenes2Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 27. September 2018, Teil 6: „EINE GUTE ERFAHRUNG“

N.N.

Madrid (Weltexpresso) - Wie sind Sie zu dem Projekt dazugestoßen?

Ich hatte ein erstes Treffen mit Asghar in Madrid und eigentlich vorgehabt, ihm zu sagen, dass ich sein Angebot sehr schätze, aber bereits ein anderes angenommen hätte. Als ich ihm von einer Theaterinszenierung, an der ich beteiligt war, erzählt, leuchteten seine Augen und er fragte, mich, in welchem Stück ich denn spielen würde. Als ich ihm erzählt, dass es sich um „Szenen einer Ehe“ von Ingmar Bergman handelte, leuchteten seine Augen wieder auf und er sagte mir, dass Bergman und der besagte Film der Hauptgrund für ihn gewesen wären, Filmemacher zu werden. Sofort hatten wir einen Draht zueinander. Asghar und ich hatten eine unausgesprochene Abmachung miteinander und er sagte mir, dass er versuchen würde, die Dreharbeiten auf eine Weise zu planen, dass ich beide Projekte machen könnte. Es hat glücklicherweise geklappt.


Erzählen Sie uns von Ihrer Figur, Alejandro.

Alejandro hatte einst alles im Griff in seinem Leben, aber nun hat er seinen Beruf verloren und ist so gut wie pleite. Er kann nicht mitkommen zur Hochzeit von Lauras Schwester und bleibt in Buenos Aires, um nach Arbeit zu suchen, Bewerbungsgespräche zu führen, einen Weg aus seiner Sackgasse zu finden. Als er erfährt, was am Abend der Hochzeit vorgefallen ist, reist er nach Spanien. Nicht nur um zu helfen, sondern auch um die Kontrolle über die Situation nicht zu verlieren. Er wird mit einer Reihe unerwarteter Situationen konfrontiert, die dem dramatischen Rahmen der Geschichte Gewicht verleihen, wie ich finde.


Gab es Zeitpunkte, an denen Sie sich mit Alejandro identifiziert haben?

Wir haben einige Dinge gemein, aber was uns voneinander unterscheidet, sind unsere religiösen Überzeugungen. Er ist gläubig, ich bin es nicht. Einen Mann wie ihn zu spielen war also durchaus eine Herausforderung für mich. Alejandro blickt auf eine düstere Vergangenheit zurück, er hatte Probleme mit dem Alkohol. Seine „Heilung“ schreibt er seinem Glauben an Gott zu, der ihn, wie er einmal sagt, gerettet hat. Er glaubt, dass Gott ihn diese schwere Prüfung durchleben lässt – doch sein Glaube wird letztendlich auf eine Probe gestellt. Es ist für ihn unerträglich, die Konflikte auszuhalten, die alle Figuren im Film angehen.


Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit den anderen Schauspielern empfunden?

Ich hatte bisher weder mit Javier noch mit Penélope gearbeitet – mit Inma, Eduard und Elvira hatte ich bereits vor der Kamera gestanden. Meine Begegnung mit Penélope war eine Offenbarung. Wir waren von der schauspielerischen Leistung des anderes jeweils sehr angetan. Penélope hat eine sehr intelligente und präzise Herangehensweise an ihre Rollenarbeit. Mit Javier bin ich seit Jahren befreundet und wir wollten immer schon miteinander arbeiten. Unsere Figuren treffen nicht oft aufeinander, aber wir haben ein paar entscheidende Szenen miteinander zu spielen.


Wie würden Sie Asghar Farhadi als Regisseur beschreiben?

Ich gehöre zu den Menschen, die der Überzeugung sind, dass jede berufliche Erfahrung, bei der man den Eindruck hat, etwas gelernt und Wissen gewonnen zu haben, eine gute Erfahrung ist. Das war hier absolut der Fall. Asghar ist ein sehr entschlossener Regisseur. Er weiß genau, wie er seine Geschichte durch seine Figuren erzählen will. Er sucht immer nach Möglichkeiten, die emotionale Intensität noch weiter zu verstärken. Es ist von unschätzbarem Wert, dass er uns die Werkzeuge an die Hand gibt, um genau das zu erzielen. Ich habe den Eindruck, richtig viel bei OFFENES GEHEIMNIS gelernt zu haben.


Wie sah der Dreh aus?

Ein Dreh ist niemals einfach. Es fällt einem schwer, die Emotion über verschiedene Einstellungen hinweg zu bewahren. Wenn man dann aber sieht, dass man es hinbekommen hat, ist es ungeheuer befriedigend. Wir haben einige sehr offene, liebenswerte und warmherzige Menschen in diesem wunderbaren Dorf getroffen. Auf dem Dorfplatz konnte es zwar am Markttag schon mal zu Spannungen kommen, wenn wir dringend Ruhe für den Dreh benötigten. Aber ich verstehe auch, warum es Menschen nicht leicht fällt zu verstehen, warum wir diese Ruhe brauchen. Im Großen und Ganzen begegneten uns die Menschen mit großem Verständnis. Sie freuten sich, dass wir in ihrem Dorf einen Film drehen wollten. Wenn man weiß, was alles bei einem Dreh schief gehen kann, dann kann man guten Gewissens sagen, dass bei uns alles wunderbar rund lief.

Foto:
© Verleih

Info:
132 Minuten / Spanien, Frankreich, Italien 2018
BESETZUNG
PENÉLOPE CRUZ .    Laura
JAVIER BARDEM       Paco
RICARDO DARÍN       Alejandro

Veröffentlichung aus dem Presseheft