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Kategorie: Film & Fernsehen
f icanonlySerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 27. September 2018, Teil 8

N.N.

Für Regisseur und Co-Autor Jon Erwin war I CAN ONLY IMAGINE ein Selbstgänger: „Man kennt den Song, aber nicht die Geschichte dahinter.“ Besagter Song ist „I Can Only Imagine“ von MercyMe, im Bereich Christian Contemporary (CC) der größte Hit aller Zeiten. Die wahre Geschichte hinter dem Erfolgsphänomen erzählt von MercyMe-Frontmann Bart Millard, der das Lied seinem verstorbenen Vater widmete, mit dem er sich erst kurz vor dessen Tod versöhnt hatte.

„Das Thema Erlösung zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Filme“, sagt Regisseur Andrew Erwin, Jons Bruder. Für die Brüder, die sich als Erwin Brothers einen Namen gemacht haben, war I CAN ONLY IMAGINE bereits das dritte Projekt mit Produzent Kevin Downes. Auch er war sofort von dem Stoff überzeugt: „Ich kann es kaum erwarten, dass die Welt Barts Geschichte auf der Leinwand erlebt. Denn sie macht Mut und ich bin sicher, dass sie allen, die den Film sehen, Hoffnung schenken wird.“

Die Erwin Brothers sind längst in der CC-Musikszene etabliert: Seit Jahren dreht das Duo erfolgreich Musikvideos für namhafte Künstler wie Michael W. Smith, Amy Grant, Third Day oder Casting Crowns und wurde drei Jahre in Folge mit dem GMA (Gospel Music Association) Dove Award ausgezeichnet. Auf Bart Millards Geschichte stießen die Regisseure jedoch durch einen ihrer eigenen Filme: Bei einer Vorführung ihres Footballdramas WOODLAWN lernten sie den Sänger von MercyMe persönlich kennen.

„Wir hatten Bart aus einer Laune heraus selbst dazu eingeladen“, erinnert sich Andrew Erwin. „Nach dem Motto: Hey, wir verkehren in denselben Kreisen, sind uns aber nie würde mich freuen, wenn ihr die Regie übernehmt‘“, fährt Erwin fort. „Ich musste lachen, denn exakt an jenem Morgen hatte man uns das Drehbuch geschickt.“

Zwei Jahre später begannen die Dreharbeiten zu I CAN ONLY IMAGINE an Originalschauplätzen in Oklahoma City.

Der Song mit dem alles begann

2001 veröffentlichte MercyMe ihr erstes Album bei einem großen Label. Der Song "I can Only Imagine" entwickelte sich zum genreübergreifenden Überraschungshit, der sowohl die Pop-, Country- wie auch die Adult-Contemporary-Charts stürmte und als bislang einziger CC-Song Doppel-Platin erreichte. Bei den Dove Awards wurde „I Can Only Imagine“ zum Song des Jahres gekürt und Bart Millard zum Songwriter des Jahres.

Text und Musik hatte Millard in nur wenigen Minuten geschrieben. Allerdings ging diesem kreativen Ausbruch eine lange Vorgeschichte voraus: eine schwere Kindheit, schmerzliche Erfahrungen und bittere Rückschläge.


Die Geschichte hinter dem Hit

Bart Millard stammt aus Greenville, Texas. Als Junge litt er unter seinem gewalttätigen Vater Arthur, erst recht nachdem seine Mutter die Familie verlassen hatte und Bart mit - lege ab, um seine Familie zu ernähren“, erzählt Regisseur Andrew Erwin. „Auf einer Baustelle hatte er dann einen traumatischen Arbeitsunfall, erlitt eine schwere Kopfverletzung und lag eine Woche im Koma. Danach bekam Arthur seine Wut und Enttäuschung nie mehr in den Griff.“ Was vor allem sein Sohn zu spüren bekam.

Zwei Ereignisse gaben seinem und damit auch Barts Leben eine Wende: Arthur Millard erkrankte an Krebs und fand Trost im Glauben. „Bart musste sich jede Nacht von Mit- ternacht bis zwei Uhr morgens um seinen Vater kümmern“, berichtet Erwin. „Als Jon und ich ihn für unseren Film interviewten, fragten wir Bart, ob er an Gott glaube. Gibt es einen Gott? Und Bart antwortete: ,Da bin ich absolut sicher. Weil ich sehe, wie der Glaube meinen Vater verändert hat. Aus einem Monster wurde mein bester Freund und mein Vorbild. Jetzt wollte ich so werden wie mein Dad.‘ In diesen letzten zwei Jahren, in denen Bart für seinen Vater sorgte, haben sie sich ausgesöhnt.“

„Mein Vater hat bereut, bevor er starb“, führt Bart Millard aus. „Irgendwann konnte er nicht mehr sprechen, aber bis dahin hat er mir immer wieder gesagt, wie leid ihm alles tut. Er glaubte, nach seinem Tod sei er sofort vergessen. Aber da lag er glücklicherweise völlig falsch.“ Was er in seiner Jugend alles durchgemacht hatte und wie viel ihm die Ver- söhnung mit seinem Vater deshalb bedeutete, behielt Millard allerdings lange für sich. Nicht einmal seine Jugendliebe und spätere Frau Shannon kannte das ganze Ausmaß. Sie erfuhr erst davon, als das Paar nach vielen Ehejahren eine Therapie machte.

Die Zeile "I can Only Imagine" - ich kann es mir nur vorstellen - kann Bart Millard erstmals bei Arthurs Beerdigung in den Sinn: Er fragte sich, was sein Bater im Himmel wohl sehen würde. „Dieser Gedanke hat mir sehr geholfen“, so Millard. „Sonst wäre die Tatsache, dass mein Vater nicht mehr da war, unerträglich gewesen. Also dachte ich lieber daran, wie es wohl für Dad im Himmel wäre, als an meinen Verlust.“ Der Satz „I Can Only Imagine“ beschäftigte Millard so sehr, dass er ihn ständig niederschrieb: in sein Tagebuch, auf Notizzettel, sogar auf ein altes Sofa.

Dennoch entstand der Song erst Jahre später, als MercyMe ein letztes Stück für ihr erstes Album fehlte. Da strömte das Lied in kürzester Zeit aus Bart Millard heraus. „Wir produzierten gerade unser eigenes Album und brauchten noch einen weiteren Song“, erinnert sich Millard. „Als ich auf der Suche nach einer leeren Seite in meinem Notizbuch blätterte, stand da immer und immer wieder ‘I Can Only Imagine‘. Das war ein Zeichen. Ich schrieb das Lied buchstäblich über Nacht im Tourbus. Es dauerte höchstens zehn Minuten, aber in meinem Herzen hatte mich ‘I Can Only Imagine‘ schon lange begleitet.“

Das Filmteam

Die Produzenten entdeckten „ihren“ Bart Millard am Broadway, als John Michael Finley als Zweitbesetzung im Musical „Les Misérables“ für den Hauptdarsteller einsprang. Seine kraftvolle Stimme überzeugte die Filmemacher sofort. Noch dazu war Finley genau der richtige Typ für den Part und wurde umgehend besetzt, obwohl er keinerlei Filmerfahrung mitbrachte. Wie sich herausstellte, verband den Pastorensohn J. Michael Finley mehr mit Bart Millard als geahnt: „Ich bin in Arkansas geboren und im Süden von Missouri aufgewachsen, ich kenne die Mentalität des Mittleren Westens also gut. Und wie Bart musste auch ich schon sehr früh erwachsen werden. Die Art, wie er Humor als Selbstschutz einsetzt, ist mir durchaus vertraut.“ Finley hatte die Band MercyMe sogar schon drei Mal live gesehen.

Als Shannon, Barts erste Freundin und spätere Ehefrau, wurde Madeline Carroll engagiert. Bei Drehbeginn war die Kalifornierin 21 Jahre alt, brachte jedoch mehr als ein Jahrzehnt Kameraerfahrung mit. „Madelines darstellerische Leistungen sind souverän und komplex zugleich, was sie in I CAN ONLY IMAGINE erneut unter Beweis stellt“, lobt Regisseur Andrew Erwin.

Carroll war von der bewegenden Geschichte über Vergebung und Versöhnung begeistert - und von der Chance, mit Dennis Quaid zu drehen. "Ich wollte mit ihm arbeiten, seit ich vor Jahren EIN ZWILLING KOMMT SELTEN ALLEIN gesehen habe“, schwärmt die Schauspielerin. „Mit I CAN ONLY IMAGINE schloss sich also ein Kreis.“

Auch Dennis Quaid freute sich auf eine ganz besondere Kollegin, die er am Set wiedertraf: Mit Oscar-Preisträgerin Cloris Leachman, die Barts liebevolle Großmutter Memaw spielt, stand Quaid 1975 in seinem allerersten Hollywood-Film vor der Kamera. „Damals war ich gerade erst nach Los Angeles gezogen. Der Regisseur Jonathan Demme, ein Freund meines Bruders, drehte eine kleine Produktion für Roger Corman und bot mir eine Statistenrolle an. Ich brauchte dringend einen Job und gab für Jonathan den Hotel-

Dank der Sitcom „Mary Tyler Moore“ war Cloris Leachman bereits ein Star, als sie für den New-Hollywood-Klassiker DIE LETZTE VORSTELLUNG ihren Oscar gewann. Beim Dreh von I CAN ONLY IMAGINE war sie stattliche 90 Jahre alt, entsprach aber nicht gerade dem Bild einer alten Dame: An ihrem drehfreien Tag ging Leachman mit ihrer Tochter in Oklahoma City Indoor-Fallschirmspringen und zeigte tags darauf am Set stolz die Fotos herum.

Die ausführende Produzentin Cindy Bond hatte das Kinoprojekt über sieben Jahre entwickelt, bevor sie sich mit Produzent Kevin Downes und den Erwin Brothers zusammentat. nicht. „Die Zuschauer werden diesen Film lieben, weil so viel mehr hinter der Erfolgsgeschichte von MercyMe steckt, als sie ahnen“, so Bond. „I CAN ONLY IMAGINE erzählt von einer mitreißenden emotionalen Reise. Bart Millard hat sämtliche Hindernisse überwunden. Eigentlich hatte dieser Junge aus Texas keine Chance. Trotzdem ist er heute der Frontmann von MercyMe und hat den erfolgreichsten christlichen Song aller Zeiten geschrieben.“

Foto:
© Verleih

Info:
Besetzung
J. Michael Finley (Bart Millard)
Dennis Quaid (Arthur Millard)
Madeline Carroll (Shannon) 
race Adkins (Scott Brickell)
Cloris Leachman (Memaw)