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Kategorie: Film & Fernsehen
Bildschirmfoto 2019 03 28 um 12.37.59Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 28. März 2019, Teil 7

Redaktion.

Los Angeles (Weltexpresso) – Der echte Forrest Silva Tucker wurde zur Zeit der großen Depression von seiner Großmutter in Florida großgezogen. In seiner Kindheit las er viele Groschenromane über Bankräuber, die aus ihrem sozialen Ghetto ausbrachen. Sein Verbrecherleben begann er bereits als Teenager, als er nach eigenen Aussagen ein Fahrrad klaute, und von da an wanderte er sein gesamtes Erwachsenenleben immer wieder ins Gefängnis – wobei ihm des Öfteren die Flucht gelang. Am berüchtigtsten war seine Flucht aus dem Gefängnis San Quentin.

Er nahm sich die legendären Verbrecher zum Vorbild, über die er in seinen jungen Jahren gelesen hatte, und wurde selbst bald für die gelassen-Bildschirmfoto 2019 03 28 um 12.37.37sympathische Art bekannt, mit der er seine Überfälle beging, ebenso wie für seine 18 erfolgreichen Fluchtversuche. Forrest Tucker verstarb 2004 im Alter von 83 Jahren, nachdem er vier Jahre seiner 13jährigen Strafe für bewaffneten Raubüberfall in Texas verbüßt hatte. Seine Legende lebte indes fort, wobei er wohl nicht hätte vorhersehen können, dass er letztlich von einer anderen Legende porträtiert werden würde – Robert Redford.

Beide schienen durch zwei Eigenschaften miteinander verbunden: die Hingabe für ihren Beruf und ihre jungenhafte Leidenschaft, die ihrem biologischen Alter nicht entsprach. Als Schauspieler ist Redford für eine große Bandbreite an Rollen bekannt, in denen er die verschiedensten Facetten seines Charismas zeigt – in positiven, aber auch düsteren und gefährlichen Ausprägungen. Da gibt es den zielstrebigen Skifahrer in SCHUSSFAHRT (1969), der als Newcomer an der Olympiade teilnimmt, den Sonnyboy-Politiker von BILL MCKAY – DER KANDIDAT (1972), den traumatisierten Kriegsveteran, der sich in Sidney Pollacks JEREMIAH JOHNSON (1972) in die Bergeinsamkeit zurückgezogen hat, den lesewütigen Regierungsbeamten, der in Sidney Pollacks DIE DREI TAGE DES CONDOR (1975) in eine internationale Verschwörung verstrickt wird, den waghalsigen Stuntpiloten von TOLLKÜHNE FLIEGER (1975) und den Sensationsreporter Bob Woodward, der in DIE UNBESTECHLICHEN (1976) den Geheimnissen des Präsidenten auf die Spur zu kommen versucht. Außerdem findet sich in seiner Filmografie der problemgeplagte Baseballstar von Barry Levinsons DER UNBEUGSAME (1984), der reformwillige Gefängnisdirektor von BRUBAKER (1980) und der einsame Schiffbrüchige in ALL IS LOST – ÜBERLEBEN IST ALLES (2013). Als Filmemacher gewann Redford einen Oscar® für die beste Regie für EINE GANZ NORMALE FAMILIE (1980) und erhielt überdies Anerkennung für seine zahlreichen Beiträge zum amerikanischen Kino – darunter der Oscar®-prämierte AUS DER MITTE ENTSPRINGT EIN FLUSS (1992) und die beiden Oscar®-nominierten Filme QUIZ SHOW (1994) und DER PFERDEFLÜSTERER (1998).

Die Präferenz für neue Herausforderungen lässt sich leicht aus Redfords Lebenslauf ablesen. So schlug er auch in seiner zweiten Lebenshälfte zwei weitere Kapitel seiner Karriere auf, für die er gleichermaßen gefeiert wird: Er begründete das Sundance Institute und das Sundance Film Festival, um unabhängige Filmemacher zu fördern, und wurde zu einem renommierten Umweltschützer, der sich gewissenhaft für den Erhalt der Schönheit und Ressourcen der Natur einsetzt.

Auch Redford war mehr von der Leichtigkeit und weniger von den Verbrechen Forrest Tuckers fasziniert. Er spielte ihn als einen Mann, der ein glorreiches Abenteuer sucht, der der Verlockung scheinbar unlösbarer Probleme nicht widerstehen konnte und dessen Bauchgefühl ihm sagte, dass er mit seinem Individualismus und seinem Widerstand gegen das System jung und lebendig bleiben konnte.

Seine gewaltlose Vorgehensweise bei seinen Raubüberfällen sprach laut Redford Bände: „Forrest hat nie jemand erschossen. Er hatte eine Schusswaffe, aber sie war nicht geladen”, so der Schauspieler zu diesem Verhaltenskodex.

Für Lowery war die Chance, gleich von Anfang an mit Redford zu arbeiten, einer der großen Reize dieses Films. „Wir haben uns im Lauf der Jahre viel über die einzelnen Fassungen des Drehbuchs unterhalten, aber sobald wir eine Version hatten, die uns beiden gefiel, mussten wir nicht mehr lange darüber diskutieren”, erinnert sich Lowery. „Die Figur war so gut ausgefeilt und so sehr auf Bob abgestimmt, dass wir andere Dinge offen lassen konnten. Wir haben viel über seine Beziehung zu Jewel gesprochen. Und daran haben wir während des Drehs wahrscheinlich am meisten gearbeitet.”

Laut Redford, der seit seinem 22. Lebensjahr Filme dreht, ist EIN GAUNER & GENTLEMAN womöglich sein letzter Film als Schauspieler. Aber genau aus diesem Grund genoss er den Entstehungsprozess umso mehr. Ganz besonders begeistert war er von seinen Kodarstellern. „Sie haben dem Ganzen Ecken und Kanten und Authentizität gegeben”, meint er. „Ich schätze mich so glücklich, dass ich diese Kollegen hatte, und ich habe enormen Respekt vor ihnen. Sissy und Casey haben Unglaubliches geleistet.

Dann gab es noch Danny Glover, mit dem ich noch nie gearbeitet hatte, aber den ich definitiv bewunderte. Er und ich stammen aus dem gleichen Teil Kaliforniens, so gab es zwischen uns eine Verbindung. Und ich war seit langem ein Fan von Tom Waits. Die Vorstellung, dass wir zusammen arbeiten würden, war wie eine Art Traum.”

Die ganze Zeit suchte Tucker das Ende seiner Laufbahn zu vermeiden und deshalb wurde er zu einem der größten Ausbruchskönige der Welt. Vielmehr wollte er ständig den Einsatz erhöhen und aus diesem Grund geriet er laut Redford ein letztes Mal ins Visier des Gesetzes. „Er hätte seine Überfälle aufgeben können und nie wieder ins Gefängnis wandern müssen: Forrest dachte ‘Ja, diese kleinen Jobs machen Spaß, aber irgendetwas fehlt. Ich brauche noch eine wirklich große Geschichte”, so Redford. „Und genau dabei geriet er in eine Falle.”

Johnston fand es ganz besonders toll, dass Redford in dieser Rolle seinen Sinn für Humor zeigen konnte: „Bob ist von Natur aus lustig. David wusste, dass er ihm Dialoge mit subtilem Humor in den Mund legen konnte, und Bob würde alles herausholen. Ihm reicht schon ein Blinzeln, um die Leinwand zum Leuchten und alle ins Schwärmen zu bringen.”

Halbrooks erinnert sich an die Überraschungen, die Redford jeden Tag zu bieten hatte. „Bob ist ziemlich zurückhaltend, wenn er nicht vor der Kamera steht, aber wenn er dann spielt, dann macht er so wunderbare Sachen, dass du dir denkst ‘Wow, das hatte ich jetzt aber nicht erwartet.’ Wir waren uns auch nicht ganz sicher, welche Chemie sich zwischen ihm und Sissy entfalten würde. Natürlich hatten wir bei diesem Duo unsere Hoffnungen und Träume, aber dann sahen wir, wie beide einander zu immer neuen Höchstleistungen trieben. Das war absolut unverhofft.”

Redford verkörperte Forrest im besten Sinne des Wortes, ohne ihn als Sünder oder Heiligen hinzustellen, und das beeindruckte alle Beteiligten des Drehs. „Wie Davids Skript interpretierte Bob Forrests Charakter, ohne ein Urteil über ihn zu fällen”, so Newall. „Es war aufregend, Bob auf dem Gipfel seiner Karriere in einer Rolle zu sehen, bei der er seine ganzen Talente ausschöpfte. Er ist enorm charmant. Er ist subtil. Bei ihm wirkt alles ganz leicht. Aber er bot auch sehr viel Subtext, und wann immer er vor der Kamera stand, entfaltete sich etwas völlig Unerwartetes.” Oder in den abschließenden Worten von James Stern: „Niemand sonst auf der Welt hätte diese Figur so unverfälscht und ungekünstelt spielen können."

Foto:
© Verleih

Info:
mit ROBERT REFORD, CASEY AFFLECK, DANNY GLOVER, TIKA SUMPTER ,KEITH CARRADINE, ISIAH WHITLOCK, JR. JOHN DAVID WASHINGTON mit TOM WAITS und SISSY SPACEK