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Kategorie: Film & Fernsehen
Koenig waerstSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 18. April 2019, Teil 3

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Alexander "Alex" Elliot (Louis Ashbourne Serkis) ist zwölf Jahre alt und geht seit kurzem zusammen mit seinem besten Freund Bedders (Dean Chaumoo) auf eine neue Schule. Vor allem Bedders wird regelmäßig von den deutlich größeren Klassenkameraden Lance (Tom Taylor) und Kaye (Rhianna Dorris) drangsaliert.

Nach einem solchen Angriff nimmt Alex seinen Mut zusammen und prügelt sich mit Lance. Das bleibt natürlich nicht unbeobachtet und alle müssen zusammen Nachsitzen. Bei einer anschließenden Verfolgungsjagd versteckt Alex sich auf einer Baustelle. Dort findet er in den Trümmern des Abrisshauses ein Schwert, das in einem Stein steckt. Er zieht es heraus und nimmt es mit nach Hause.

Am Griff finden er und Bedders eine Inschrift, die das Schwert als Excalibur, das sagenumwobene Schwert von König Artus, ausweist. Da schlägt Alex Bedders schnell mal zu seinem Ritter. Bestätigung finden sie in einem Buch, das Alex abwesender Vater dem Jungen vor vielen Jahren geschenkt hat, was wiederum seine Mutter (Denise Gough) verärgert. Sie verlangt, dass er das Schwert zurückbringen soll.

Kurz darauf taucht in der Schule ein neuer Junge (Angus Imrie) auf, der sich später als eine jugendliche Inkarnation des Zauberers Merlin herausstellt. Denn dadurch, dass Alex das Schwert aus dem Stein gezogen hat, ist Artus Halbschwester, die Zauberin Morgana (Rebecca Ferguson), erwacht und schickt ihre Diener aus, Excalibur zu stehlen. Bei der nächsten Sonnenfinsternis in drei Tagen hat Morgana die Möglichkeit zur Erde zurückzukehren.

Als einer von Morganas Diener bei Alex auftaucht, kann Merlin gerade noch verhindern, dass das Schwert gestohlen wird. Dabei zeigt sich, dass Merlin sowohl in einer jugendlichen als auch einer alter Form (Patrick Stewart) erscheinen kann, am wohlsten fühlt er sich allerdings als Eule.

Bei einer weiteren Verfolgungsjagd mit Lance und Kaye landen die vier wieder auf der Baustelle und Alex steckt das Schwert in den Stein zurück. Dabei zeigt sich, dass die anderen nicht in der Lange sind, es aus dem Stein heraus zu ziehen. Aus Spaß lassen sich Lance und Kaye auch zu Rittern schlagen.

Doch schnell zeigt sich, dass das Ganze kein Spiel ist. Alex will deshalb nach Tintagel reisen, dem sagenumwobenen Geburtsort von König Artus, denn dort hat er das Artus-Buch von seinem Vater erhalten. Unterwegs bringt Merlin den vier Jugendlichen den Umgang mit dem Schwert bei. Als allerdings Lance versucht, das Schwert zu stehlen, wird es in einem Kampf mit Alex zerstört. Glücklicherweise wird es von der Herrin vom See repariert.

Doch werden die Teenager in Tintagel wirklich die Antwort finden oder muss Alex letztendlich alles hinterfragen, was er bisher für die Wahrheit gehalten hat? Um überhaupt eine Chance gegen Morganas Armee zu haben, muss es Alex letztendlich gelingen, die Schüler und Lehrer seiner Schule davon zu überzeugen, unter seiner und Merlins Führung in die Schlacht gegen die Hexe zu ziehen...


Schon wieder einen Artus-Film? Nachdem die BBC von 2008 - 2012 die wunderbare Serie "Merlin - Die neuen Abenteuer" mit Colin Morgan als junger Merlin und Bradley James als Arthus Pendragon ausgestrahlt hat, ist 2017 "King Arthur: Legend of the Sword" von Regisseur Guy Ritchie mit Charlie Hunnam als Arthur und Jude Law als Vortigern in die Kinos gekommen und konnte die Kritiker nicht überzeugen.

Regisseur und Drehbuchautor Joe Cornish ist mit "Wenn Du König wärst" eine spannende und lustige Neu-Interpretation der Artus-Sage für Jugendliche gelungen. Im Gegensatz zu den anderen Filmen und Serien verlegt Cornish seine Artus-Geschichte in die Gegenwart. Trotzdem steckt der Film natürlich voller Bezüge zur originalen Artussage, denn natürlich entsprechen Lance Lancelot, Bedders Sir Bedivere (Bedwyr) und Kaye Sir Keie oder Kay (Cei fab Cynyr). Die Tafelrunde gibt es wie zu erwarten auch, wenn dafür auch die Seitenteile des Küchentisches erst einmal hochgeklappt werden müssen. Aber auch die Gegenwart wird angesprochen, denn Morgana kann nur zurückkommen, weil das Land in Chaos und Unordnung gefallen sei (ein Schelm, der dabei an Brexit denkt).

Cornishs Artus/Alex ist ein etwas unbeholfener und schüchterner Junge, der nicht nur über sich hinauswächst, sondern im Laufe der Geschichte auch ein paar Wahrheiten über seinen von ihm vergötterten abwesenden Vater erfahren muss, die er so nicht erwartet hat.

Auch die drei anderen Jugendlichen werden mit einer fantastischen Herausforderung konfrontiert, wenn plötzlich eine böse Hexe aus der Vergangenheit in der Gegenwart auftaucht. Ganz wichtig ist dabei die Botschaft, dass man der Gefahr nur zusammen begegnen kann und vor allem, dass nur mit der Wahrheit das Böse besiegt werden kann. Natürlich steckt auch das Motto mit in der Geschichte, dass man alles zustande bringen kann, wenn man nur an sich glaubt.

Die vier Jugendlichen müssen lernen, dass sie nur dann erfolgreich sein können, wenn sie glaubhaft zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen. Dies muss vor allem Lance einige Male doch recht drastisch erfahren. Der Regisseur lässt Lance und Kaye allerdings im Laufe des Films wachsen und sie beginnen, ihre Handlungen zu reflektieren und damit zu echten "Rittern" werden.

Wunderbar gelungen ist die Story, warum Merlin in einem Burger-Laden arbeitet, denn dort findet er die Zutaten, die er zum Überleben braucht: Käferblut, Biberurin und gemahlene Tierknochen sind in Soda-Wasser, Eiscreme und Chicken-Nuggets vorhanden. Merlin spricht natürlich in einer etwas gestelzten und altertümlichen Sprache. Sehr schön sind auch die Szenen, wenn es Bedders endlich gelingt, einen Zaubertrick in form eines Verdopplungszaubers auszuführen. Auch ein Besuch in Stonehenge und Situationen, in denen von den Zuschauern als erstes die Smartphones zum Fotografieren gezückt werden, fehlen nicht. Diese kleinen Szenen machen den Humor des Films aus, denn alles wird todernst gespielt.

Im Zentrum steht der von Louis Ashbourne Serkis (dem Sohn von Andy Serkis) gespielte Alex. Der junge Schauspieler macht seine Sache als unauffälliger Schwertträger, der lernen muss in seine Rolle als Anführer hineinzuwachen, ganz hervorragend.

Aber auch seine drei "Ritter" Dean Chaumoo, Tom Taylor und Rhianna Dorris spielen ihre Rollen glaubhaft. Der Regisseur hat dabei - ganz im Sinne der augenblicklichen Rassen- und Gender-Diskussionen - die Charaktere multikulturell besetzt. Neben Louis Ashbourne Serkis und Tom Taylor, spielen mit Dean Chaumoo ein indisch stämmiger Schauspieler den Bedders und mit der dunkelhäutigen Rhianna Dorris als Kaye ein Mädchen, die damit zu einem weiblichen Ritter wird. Natürlich ist die Rolle des Bedders der in solchen Filmen übliche Sidekick des Hauptdarstellers.

Passend zu den jugendlichen Darstellern tritt auch Merlin meist in seiner jugendlichen Form auf. Angus Imrie, der Sohn der englischen Schauspielerin Celia Imrie, spielt ihn herrlich trocken. Gelungen sind auch seine nicht enden wollenden Bewegungen bei seiner Zauberei. Es macht Spaß seine Verwandlungen in einen alten Merlin (der für die großen Ansprachen zuständig ist), und die Eule zu sehen, die immer von einem heftigen Niesen begleitet sind. Auch enden die Verwandlungen immer mal wieder an einem geschlossenen Fenster oder es fliegen so viele Federn herum, dass der arme Vogel eigentlich schon völlig nackt sein müsste.

Von den erwachsenen Darstellern hat nur noch Rebecca Ferguson als Morgana - Morgan le Fay - eine größere Rolle, die sowohl in menschlicher Gestalt als auch als Drache zu sehen ist. Auch sie hat deutlich Vergnügen an ihrer Darstellung, ohne dass sie zu stark übertreibt.

Wenn man meint, der Film ist schon zu Ende und Morgana besiegt, kommt noch der endgültige Kampf Gut gegen Böse. Auch hier ist dem Regisseur eine humorvolle und mitreißende Neu-Interpretation der Artus-Sage geglückt.

Die FBW-Jugend Filmjury hat den Film mit 4,5 von 5 Sternen bewertet, da der Film auf spannende und ritterliche Art eine moderne Legende erzählt. Die Jury empfiehlt den Film ab 9 Jahren.

Insgesamt ist Regisseur Joe Cornish mit "Wenn Du König wärst" ein abwechslungsreicher Jugendfilm gelungen, der auf humorvolle und spannende Weise das schon oft gesehene Artus-Thema nochmals höchst amüsant neu interpretiert. Der Film ist deshalb nicht nur für die eigentliche Zielgruppe, sondern auch für Erwachsene unbedingt sehenswert.

Foto: v.l.n.r.: Kaye (Rhianna Dorris), Alex (Louis Ashbourne Serkis), Merlin (Angus Imrie), Bedders (Dean Chaumoo) und Lance (Tom Taylor) © Twentieth Century Fox Germany

Info:
Wenn Du König wärst (Großbritannien 2019)
Originaltitel: The Kid Who Would Be King
Genre: Abenteuer, Fantasy, Jugendfilm
Filmlänge: 122 Min.
Regie: Joe Cornish
Drehbuch: Joe Cornish
Darsteller: Louis Ashbourne Serkis, Patrick Stewart, Angus Imrie, Rebecca Ferguson, Rhianna Dorris, Dean Chaumoo, Tom Taylor u.a.
Verleih: Twentieth Century Fox Germany
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 18.04.2019