Drucken
Kategorie: Film & Fernsehen
zdf strassenkuenstler zdf enrico demurray 88569f4a81"ZDF.reportage" über diesen uralten und heute neuen Beruf in der Öffentlichkeit

Eric Fischling

Straßenmusiker, Jongleure, Pantomime und Straßenmaler sind auf die finanzielle Gunst der Passanten angewiesen – das Kleingeld, das sie erhalten, reicht dabei kaum zum Leben. Am Sonntag, 8. September 2019, 18.00 Uhr, beleuchtet die "ZDF.reportage" in "Sammeln, betteln, musizieren" den harten Alltag der Straßenkünstler.

In München ist der Markt unter den Straßenmusikern hart umkämpft: Morgens um 8.00 Uhr müssen die Künstler erst einmal Schlange stehen. Barbara Breinl von der Stadtinformation entscheidet, wer auftreten darf und wer nicht. Maximal zehn Personen sind das pro Tag – fünf in der Vormittagsschicht und fünf am Nachmittag. Eine Genehmigung bekommt in der Regel, wer ganz vorne in der Reihe steht. Wer allerdings nicht mindestens drei vernünftige Stücke im Repertoire hat, sollte erst einmal weiter zu Hause üben, bevor er die Münchener Innenstadt beschallen darf.

Stets unter den ersten Wartenden ist Alexander K. aus Polen, Statuen-Künstler und seit 15 Jahren in Deutschland. Man kennt ihn als "bronzefarbenen Mann" aus der Münchener Innenstadt. Acht Stunden steht er dort, bei gutem Wetter – fast täglich. Sein Kostüm hat er für viel Geld selbst entworfen. Bis er sich fertig geschminkt und die bronzene Farbe sorgfältig auf allen freien Hautflächen verteilt hat, dauert es fast zwei Stunden. Ab 12.00 Uhr muss er sich für den Rest des Tages konzentrieren. Dann heißt es: nicht blinzeln, nicht lächeln und stets auf demselben Fleck verharren.

Auch in Leipzig gibt es viele Straßenkünstler. Doch dort darf noch jeder auftreten, der Spaß daran hat. Gitarrist und Songwriter Falko Linß hofft, dass das so bleibt. Er sieht die Straße als Sprungbrett. In Frankfurt vor dem Römer und überhaupt auf dem Römerberg, meist in der Nähe des Historischen Museums kann man die stark geschminkten Lebendfiguren, die lautlos und bewegungslos auf Sockeln stehen, ebenfalls sichten. Wie viele Bilder sind von ihnen schon um die Welt gegangen, denn für Touristen bleibt das aufregend. Diese Art der Performance würde man heute sagen, diese Art des öffentlichen Auftretens langt aber auch, ist neu. Nicht aber das Vorzeigen, das Vormachen in der Öffentlichkeit. Leider haben wir das gar nicht mehr als Erfahrung, daß seit dem Mittelalter nachweisbar die Straße und der Platz, richtig, meist der Marktplatz der Ort war, wo Gauckler, wo Moritatensänger, wo Hanswurste ihre Künste vorführten und so ins Gespräch mit den Menschen kamen, die vorbeieilten oder dann stehen blieben und miteinander diskutierten. Über die Neuigkeiten beispielsweise, die ebenfalls mit Verstärkung ausgerufen wurden. Der Marktplatz war die Zeitung von gestern. Da gäbe es so viel zu erzählen und so wünscht man sich geradezu auch mal eine Fernsehsendung, die den historischen Wurzeln der Straßenkünstler auf den Grund geht.

Foto:
Alexander ist Statuen-Künstler in München.
©ZDF/Enrico Demurray

Info:
http://reportage.zdf.de/