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Kategorie: Film & Fernsehen
Bildschirmfoto 2019 11 13 um 19.52.17Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 14. November 2019, Teil 4

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) – Wieder ein amerikanischer Film aus dem Jugend-/junge Erwachsenenmilieu, wo die Ablöse von der Highschool und die Angstlust vor dem, was nun kommt, eine Zuspitzung erfährt, weil das allen klar ist, daß sich was ändern wird.

Was aber anders ist und einfach einen anderen Ton hineinbringt, sind die zwei Mädels Molly (Beanne Feldstein) und Amy (Kaitlyn Dever), die das Gegenteil von vorzeigbaren jungen Damen sind, sondern tun und lassen, was sie wollen, also einfach sich gegenseitig so stärken, daß sie gemeinsam stark sind. Richtig, manchmal sind sie auch blöde, auch doof zueinander, aber das darf man sein, wenn man sich liebhat und für den anderen im Grund nur das Beste will.

Wo zwei junge Damen sind, sind die anderen Schülerinnen nicht weit und die Jungens erst recht nicht. Aber anders als sonst, wo sich dann doch alles um die jungen Herren der Schöpfung dreht, bleibt dieser Film bei Molly und Amy, die aber nicht das Geringste tun, um sich bei uns einzuschmeicheln, sondern so tun, als ob wir Zuschauer ihnen eben gar nicht zuschauen. Schülerinnen, die ihre Lehrerinnen so unterstützen und die Lehrer auch, die im Unterricht was lernen wollen, stolz auf erworbenes Wissen sind, gilt landläufig nicht als ‚cool‘. Und genau darin liegt der Charme des Films, daß keine Erwartungen erfüllt werden, von niemandem.

Im Zickenkrieg der Schülerinnen wird den beiden übel mitgespielt. Sie gelten als Außenseiterinnen, sind es ja auch, und es gibt immer Mädchen, die wir aus dem Modeheft ausgeschnitten, reich mit schönen Kleidern dazu, so eine peer-group, sagte man früher, bilden, die also die Vorhut darstellen, wie man sich anzieht, was man denkt, was man tut...

Diese, insbesondere eine Schülerin, ist die heimliche, ach was, die offene Herrscherin und denkt sich gemeine Sachen aus. Nur zahlen Amy und Molly die Gemeinheiten zurück.

Der Trick des Films liegt nun darin, daß wir in alle Fallen getappt sind, die uns suggerieren, hier liefe alles wie gewohnt ab. Pustekuchen. Denn die tapfere, gegen den Strich lebenden jungen Mädchen müssen erkennen, daß sie selber ein Teil des Problems bilden, denn ihre Vorurteile gegenüber den modellhaften Schönen und Reichen in der Klasse fliegen auf, als sie mitbekommen, daß diese an den Eliteuniversitäten des Landes Studienplätze bekommen haben, die nichts mit Geld, sondern deren Leistung zu tun haben.

Dabei outen sich die einzelnen noch in ganz anderer Richtung. Ausgerechnet die, der am stärksten von beiden vorgeworfen wird, sie würde sich die Jungens angeln wie eine Professionelle, ausgerechnet die also ist eine Lesbe. Das gilt übrigens auch für die Jungens. Die hatten wir durch die Brille von Amy und Molly als ganz gewisse Typen kennengelernt, aber das sind sie dann gar nicht, sondern richtig gute Freunde.

Daß sich alles in Harmonie auflöst, dagegen spricht nun eindeutig die Lebenserfahrung des älteren Publikums. Von daher ist das vorwiegend ein Film für junge Leute, die sich mit ihren Vorurteilen beschäftigen können, was immer lehrreich ist. Es gibt witzige Szenen und es gibt Scherze, über die man nur in den USA lacht. In Erinnerung bleiben die beiden Hauptdarstellerinnen, von denen vor allem Molly mit einem Selbstbewußtsein daherkommt, von dem Angepaßte glauben, das dürften nur schlanke Mädchen haben.