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Kategorie: Film & Fernsehen
Bildschirmfoto 2020 07 02 um 01.42.47Ab heute geht das Kino wieder los! Die anlaufenden Filme vom 2. Juli, Teil 1 

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Anna O. hat es vor Sehnsucht nicht mehr ausgehalten, sagt sie. Endlich wieder auf der großen Leinwand einen Film zu sehen, bei dem sie durch die Reaktionen der übrigen Zuschauer merkte, daß sie mit den anderen lachte, zitterte, ja weinte. Nur waren es so wenige! Anna O. hatte ihren Mann mitgenommen, der durfte neben ihr sitzen, aber neben den beiden kam erst nach fünf Sitzen wieder jemand und die Reihe vor und hinter den beiden mußte frei gehalten bleiben.

Das können sie nicht verstehen, darin war sich das Ehepaar O. mit Karin und Jacqueline einig, denn alle vier waren mit der U-Bahn in die Frankfurter Innenstadt gekommen, wo in den Vierersitzen meist 3 Personen saßen, kein ausreichender Abstand, aber alle ordentlich mit Mund-Nase-Schutz. Aber das trugen doch auch die Filmbesucher? Inzwischen waren nach der Vorstellung noch weitere hinzugekommen, die alle bedauerten, daß für so wenig Leute der ganze Aufwand der Filmvorführung stattfand, was ihnen natürlich gefiel, aber ein schlechtes Gewissen macht, denn diese Vorstellung war ausverkauft gewesen, es hätten aber mehr als doppelt so viele Zuschauer Platz gehabt und es wäre noch immer ein größerer Abstand gewesen als im Bus, der Straßenbahn, der U-Bahn, der S-Bahn, dem Zug - und sehr viel mehr als beim Einkaufen!! Sei es für Lebensmittel oder die ganze Zeit die Baumärkte. Wir sprechen von Hessen, wo die Firma Hornbach die größten Gewinne aller Zeit einfuhren, denn die Leute hatten Zeit für Wohnungsrenovieren, Gartengestaltung und...

Was also ist los in Hessen? Denn so rigide wie hier wird in keinem anderen Bundesland der Kinobesuch mit unsinnigen Abstandsregelungen nur für wenige möglich gemacht, was sich nie und nimmer für die Kinobesitzer auszahlt, die ja durch die monatelange Schließerei eh finanziell gebeutelt sind. Der Abstand von 1, 5 Metern, den stellt derzeit gar nicht mal jemand in Frage, aber für Kinos kommt anders als für Restaurants oder eben den öffentlichen Verkehr zusätzlich die Marge von 5 Quadratmetern pro Person hinzu. In einem Raum von 250 Quadratmetern wären das 50 Personen höchstens. Aber anderes herum erkennt man die Unsinnigkeit sehr viel stärker, die die Hessische Landesregierung umgehend kippen muß, wenn sie vergleichbare Verhältnisse garantieren will, was sie muß. Warum bisher niemand klagt? Kann alles passieren, aber wir alle haben ja durch Corona erst einmal brav die Abstandsauflagen der Landesregierung eingehalten, weil wir alle einsichtig sind. Aber das gilt eben nur so lange, wie die Bedingungen vergleichbar sind. Konkret geht es um die Abwägung, wo die Gefahren einer Ansteckung größer sind, beim Essen im Restaurant oder beim Zuschauen in Kino. Nur in letzterem gelten die 5 Quadratmeter pro Person! Dabei hat man beim Essen, zu dem man ja den Mundschutz entfernt, eine größere Ansteckungsgefahr, als im Kino, wo in den Vorstellungen, die ich verfolge, fast alle ihren Gesichtsschutz aufbehielten. 

Und so sieht es konkret in Frankfurt aus. Die E-Kinos an der Hauptwache, die noch immer in privater Hand einer der Garanten für weitgefächertes Kino sind, also 'kleine' Filme genauso zeigen, wie Renner, Kinderfilme wie besondere Reihen, die E-Kinos bleiben so lange solche Bedingungen herrschen, geschlossen, weil das den Betreibern noch weniger Kosten verursacht, als die vielen Säle für ganz wenige Besucher aufzumachen. So sieht es auch in Bockenheim für das Orfeo aus, ein ganz spezielles Programmkino mit einem Stammpublikum. Anders dagegen hat das Mal Seh'n im Frankfurter Nordend den Betrieb schon versuchsweise früher begonnen, um Erfahrungen zu sammeln. Gunter Deller hat bisher die Besucher einzeln auf die Plätze geführt. Wenn es lauter Einzelpersonen sind, können nur 15 Zuschauer hinein! Mit Partnern werden es mehr, aber auch hier schlägt die fünf Quadratmeterregelung zu, denn bei 20 Personen wäre Schluß. Die Astor-Filmlounge auf der Zeil, die endlich wieder in Frankfurt im My Zeil eine Heimat gefunden hatte und gerade mit zufriedenen Besuchern und einem Mainstreamprogramm einschließlich einiger cinealer Leckerbissen angelaufen war, hat in Frankfurt am frühesten wieder geöffnet. Aber ebenfalls mit der Auflage sehr weniger Besucher.

Auch das Kino im Deutschen Filminstitut und Filmmuseum (DFF) hat schon länger wieder geöffnet und darf bei ausverkauftem Haus nur ganz wenigen Besuchern Platz bieten: maximal 30 Personen mit Paaren, höchstens 24 bei Einzelpersonen. Fast alle Kinos haben Testläufe gemacht. Auch das Cinema  an der Hauptwache, als Arthousekino eine erste Adresse mit zuverlässigem Publikumsstamm, hat vorneweg Testläufe durchgeführt. Bei einem waren wir dabei und berichten. Kinoleiter Christopher Bausch, der auch in Sachsenhausen die Harmonie und in Aschaffenburg das Casino betreibt, kann im Cinema zeigen, wie auch bei wenig Raum dennoch die Abstandsregelungen im Vorraum des Kino sinnreich verlaufen, das Hinein- und Hinausgehen wie auch der Gang auf die Toilette. Im großen Saal im Erdgeschoß können maximal 48 Zuschauer Platz finden, wenn auch Paare dabei sind. Diese verteilen sich auf den insgesamt 220 Plätzen, die eigentlich möglich wären, um die Dimensionen der Zuschauerreduktion vor Augen zu führen.

Vom Hörensagen wissen wir, daß auch das Metropolis im ehemaligen Volksbildungsheim am Eschenheimer Turm und die Kinopolisgruppe und das Filmforum Höchst ab dem 2. Juli wieder Filme vorführen. Welche Filme das sind, die am offiziell ersten Kinotag in Hessen überhaupt anlaufen, kommt im nächstes Artikel.

Foto:
Eingangsbereich des Cinema in Frankfurt
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