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Kategorie: Film & Fernsehen
Venom21Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 21. Oktober 2021, Teil 1

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Der ehemalige Journalist Eddie Brock (Tom Hardy) und sein außerirdischer Symbiont Venom leben nach den Ereignissen des ersten Films (2018) relativ friedlich zusammen in einer etwas heruntergekommenen Wohnung, auch wenn sie sich regelmäßig sowohl über Eddies als auch über Venoms Essgewohnheiten streiten.

Doch langsam ist Venom frustriert, denn Eddie hat ihm verboten, seinen Hunger mit menschlichen Gehirnen zu stillen. Er soll es lieber mit Schokolade, die Eddie regelmäßig bei Mrs. Chen (Peggy Lu) kauft, und mit Hühnern versuchen, die in der Wohnung herumlaufen. Die haben aber nur ganz kleine Gehirne, außerdem hat Venom sie Sonny und Cher genannt. Kann man Hühner mit Namen noch essen?

Eddie möchte seine Arbeit als Journalist wieder intensivieren und nimmt deshalb eine Einladung des Massenmörders Cletus Kasady (Woody Harrelson) an, dessen Opfer immer noch nicht alle gefunden wurden, ihn exklusiv in St. Quentin zu interviewen. Durch Venoms Anwesenheit bekommt Brock heraus, wo Kasady seine bisher nicht gefundenen Opfer vergraben hat. Danach wird endgültig der Hinrichtungstermin angesetzt.

Zur gleichen Zeit wird Eddie von seiner ehemaligen Verlobten Anne Weying (Michelle Williams) gebeten, sich mit ihr zu treffen. Vor allem Venom hofft, dass sich Anne wieder mit ihnen versöhnt, doch sie teilt Eddie mit, dass sie sich mit ihrem neuen Freund Dr. Dan Lewis (Reid Scott) verlobt hat.

Kurz vor der Hinrichtung mittels Giftspritze besucht Brock noch einmal Cletus Kasady, der ihn prompt in die Hand beisst. Dadurch nimmt er Alien-Blut in sich auf, aus dem sich ein neuer Parasit namens Carnage entwickelt, der wiederum die Hinrichtung verhindert.

Cletus und Carnages erste Handlung ist seine Verlobte Frances Barrison (Naomie Harris) aus einem Irrenhaus zu befreien, in dem sie wegen ihres tödlichen Schreis, der ihr den Namen Shriek eingebracht hat, untergebracht ist.

Brock erfährt vom Detective Mulligan (Stephen Graham), dass der wahnsinnige Serienkiller und seine Freundin mit dem tödlichen Schrei in der Stadt ihr Unheil anrichten. Dummerweise hat Eddie sich gerade mit Venom zerstritten und ihn rausgeschmissen (nachdem Venom die gemeinsame Wohnung verwüstet hat). Da Eddie von der Polizei festgehalten wird, bittet er Anne als seine Rechtsanwältin seinen Symbionten zu suchen und ihn zu ihm zu bringen.

Denn nur zusammen mit seinem Symbionten kann Brock Cletus, Carnage und Shriek gegenüber treten, vor allem da Cletus kurz danach Anne entführt hat.

Das führt dazu, dass das ungleiche Duo ganz schnell wieder gemeinsame Interessen finden muss, um sich zusammen mit Dan Lewis Gegnern zu stellen, denen sie kaum gewachsen sind. So treffen sie auf Cletus Kasady und Frances Barrison, die endlich heiraten wollen, in einer Kirche.

Während Cletus mit Eddie ein Hühnchen rupfen will, ist Frances daran interessiert, sich an Detective Mulligan zu rächen, der sie vor Jahren angeschossen hat, und Carnage will seinen "Vater" Venom umbringen.

Eddie und Venom haben also einiges zu tun. Gut für die beiden ist allerdings, dass der Schrei von Frances, nicht nur für menschliche Ohren unerträglich ist, sondern auch die beiden Symbionten verlieren dadurch ihre Kraft...


Venom22"Venom: Let There Be Carnage" ist die Fortsetzung von "Venom" (2018). Das Drehbuch hat Kelly Marcel verfasst, die auch schon beim ersten Film mitgewirkt hat. Regisseur ist dieses Mal Andy Serkis, der Ruben Fleischer ersetzt hat. Neben Tom Hardy als Eddie Brock sind auch Michelle Williams und Reid Scott in ihren Rollen als Anne Weying und Dr. Dan Lewis wieder mit von der Partie. Woody Harrelson war als Cletus Kasady in "Venom" nur in einer End-Credit Szene zu sehen. Das zeigte aber schon, wohin die Abenteuer von Eddie und einem Symbionten führen sollten.

In beiden Filmen ist Venom noch nicht der Gegner von Spiderman. Der außerirdische Symbiont mit den übermenschlichen Kräften wurde erstmals 1984 in die Spider-Man Comics eingeführt. Zuerst hatte er nur die Form eines schwarzen Anzugs, seit 1988 hat er die auch im Film verwendete Form als das Monster mit den weißen Augen, der doppelten Zahnreihe und der charakteristischen langen Zunge, der immer wieder Jagd auf menschliche Gehirne (und Schokolade) macht.

Hintergrund ist, dass die Symbionten in den Comics Phenylethylamin als überlebenswichtige chemische Verbindung benötigen. Dieses Alkaloid ist ausgerechnet in menschlichen Gehirnen und in Krustentieren enthalten und ist einer der Hauptwirkstoffe von Schokolade.

Der Film zerfällt eigentlich in zwei Teile, da ist zum einen der Humor, der vor allem durch die Zwiegespräche zwischen Eddie und Venom und auch in einigen Szenen durch Venoms Verhalten dargestellt werden und da ist zum zweiten natürlich der erwartete Endkampf zwischen Venom und Carnage sowie Eddie Brock und Cletus Kasady.

Toll sind dabei vor allem die Streitigkeiten zwischen Eddie und Venom, die nur Brock in seinem Kopf hören kann und die immer wieder dazu führen, dass Außenstehende sich doch etwas über Eddies Gespräche mit sich selbst wundern. Dabei ist die sehr tiefe Stimme von Venom wohl die digital veränderte Stimme von Tom Hardy selbst. Denn Brock muss seinen Symbionten immer wieder zügeln, denn dessen schwarzer Humor wird nur von seiner Vorliebe für Gewalt übertroffen.

Humorvoll sind nicht nur die Streitigkeiten zwischen Brock und Venom, sondern auch die Szenen, in denen ein etwas verlorener Venom von Wirt zu Wirt wandert und in einer Halloween-Kostümparty landet und dort für sein Kostüm bewundert wird, oder auch die Szene, in der sich Eddie bei Venom entschuldigen muss, der sich gerade in Anne Weying befindet. Gerade diese absurden Sequenzen gehören zu den Highlights des Films.

Woody Harrelson darf als Cletus Kasady richtig böse sein, eine Rolle, die er ja bereits als Mickey Knox in Oliver Stones "Natural Born Killers" (1994) spielen durfte. Leider wurde Naomi Harris Rolle als Shriek nicht weiter ausgearbeitet, sie bleibt eine Randfigur, deren Fähigkeiten tragischerweise kontraproduktiv zu den Fähigkeiten von Carnage sind, denn laute Geräusche schaden den Symbionten.

Der Endkampf in der Kirche ist dann reines Actionspektakel. Dabei duellieren sich nicht nur die beiden Symbionten, sondern es gehen auch immer wieder Eddie und Cletus - unterstützt von Shriek - aufeinander los. Hier zeigt Regisseur Andy Serkis genau das, was die Fans von einer Comic-Adaption erwarten. Da Carnage und Venom sich deutlich unterscheiden, kann man als Zuschauer auch immer gut verfolgen, wer im Kampf wer ist.

Leider hat auch dieses Mal Sony nicht den Mut gehabt, einen Film zu drehen, der in Amerika ein R-Rating bekommen hätte, sondern er ist deutlich weniger blutig und brutal als die Comic-Vorlagen. In Deutschland ist der Film allerdings erst ab 16 Jahren freigegeben.

Venom23Insgesamt ist "Venom: Let There Be Carnage" kein überragender Film geworden, aber die Effekte sind stark, der Humor ist gelungen und die Action ist laut und sehenswert. Das bedeutet, dass der Film den Fans genau das bietet, was sie erwartet haben und das macht die Comic-Verfilmung bei aller leisen Kritik trotzdem ziemlich kurzweilig.

Zusatz: Nicht die Mid-Credit-Szene verpassen, denn sie zeigt auf, wie die Story mit Venom wohl weitergehen wird.

Foto 1: Venom © Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH / MARVEL
Foto 2: Tom Hardy als Eddy Brock und Michelle Williams als Anne Weying © Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH / MARVEL
Foto 3: Woody Harrelson als Cletus Kasady © Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH / MARVEL

Info:
Venom: Let There Be Carnage (USA 2021)
Originaltitel: Venom: Let There Be Carnage
Genre: Action, Horror, Science Fiction, Thriller, Marvel
Filmlänge: ca. 97 Minuten
Regie: Andy Serkis
Drehbuch: Kelly Marcel
Darsteller: Tom Hardy, Michelle Williams, Woody Harrelson, Reid Scott, Stephen Graham, Naomie Harris u.a.
Verleih: Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 21.10.2021