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Kategorie: Film & Fernsehen
Bildschirmfoto 2022 12 04 um 01.44.31VERSO SUD 28, das Festival des italienischen Films im Deutschen Filminstitut und Filmmuseum Frankfurt (DFF), Teil 11

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Diese Konstruktion – es ging um den Verführer, der vor ihr flieht und den sie verfolgt - hat nur einen Haken! Assunta wird in der Darstellung von Monica Vitti zu einer solchen Wuchtbrumme, daß man einfach nicht verstehen kann, daß nur ein Mann ihr widerstehen kann. Sie ist nicht nur voller Leidenschaft, sondern einfach klug, denn sie lernt schnell die Sprache Englands, mit dessen gesellschaftlichen Konventionen lernt sie zu spielen, nutzt alle Möglichkeiten, wird sogar studieren und ist eine rundherum tolle Frau, die nur eine Schwäche zeigt, immer noch auf Vincenzo zu hoffen.

Doch dann lernt sie einen Mann kennen und mit ihm eine neue Art, wie Mann und Frau miteinander umgehen können. Sie lernt auch, sich anzuziehen und etwas darzustellen. Vincenzo hat ihren gesellschaftlichen Aufstieg, der ihr einen Zeitungsartikel und eine gewisse Berühmtheit einträgt, miterlebt und ist nun endlich seinerseits wild darauf, sie zu heiraten, was er ihr großzügig anbietet.

Doch sie läßt ihn nur eine gemeinsame Nacht in seinem Glauben seiner Unwiderstehlichkeit und verläßt ihn freudestrahlend am nächsten Morgen für eine bessere Zukunft. Wir erleben noch sein verblüfftes, beleidigtes Gesicht – und sind voller Schadenfreude.

Natürlich ist die Figur der Assunta keine psychologisch fein gezeichnete Figur. Sie ist eher ein Typus einer lernenden modernen Frau. Wir erfahren ihr Inneres eher über ihre Aktionen und da kann man über die Wandlungsfähigkeit und die Spielfreude von Monica Vitti nur staunen, der beides gelingt: Sympathie für ihre Figur zu vermitteln und über ihr temperamentvolles, ja witziges schauspielerisches Talent zu staunen. Das vor allem, weil sie bei ihrem Entdecker Antonioni immer handlungsarm in Großaufnahme ihres Gesichts auf der Leinwand so bedeutungsschwanger gucken muß.

Das ist in L’ECLISSE, Sonnenfinsternis, von Antonioni aus dem Jahr 1962 zwar etwas aufgelockert, aber nur etwas. Hier ist sie eine junge Frau – die wieder einmal keinem Beruf nachgeht, anders als in ihren beiden Komödien, wo sie sich natürlich auch über ihre Berufstätigkeit definiert - , die gerade dem älteren Liebhaber Vincenzo den Abschied gegeben hat. Sie weiß weder, wozu sie auf der Welt ist, noch wie sie diese Beziehungslosigkeit ändern kann. Mit dem Auftauchen des agilen Börsenmaklers Piero (Alain Delon) könnte sich das ändern, tut es aber nicht. Wie gesagt, alles sehr bedeutungsschwanger und alles unter Großaufnahmen des tragisch gestimmten Gesichtes von Monica Vitti, hinter der man aber nach ihren Komödien nun eine andere Frau vermutet.

Ehrlich gesagt, hat ihr überschäumendes komödiantisches Talent ihre Reduzierung durch Antonioni etwas unglaubwürdig gemacht.

Foto:
DRAMMA DELLA GELOSIA
©Verleih

Info:
VERSO SUD
28. Festival des italienischen Films | 25.11.-7.12.2022
Das gesamte Programm finden Sie im PDF des Festivalkatalogs https://www.dff.film/wp-content/uploads/2022/11/dff_versosud28_programmheft-2022_WEB.pdf und auf der Webseite www.dff.film.
Tickets für alle Vorführungen können Sie ab sofort kaufen.

Wiederholungen der Vitti-Hommage
Samstag, 10.12. 20:00 Uhr L’ECLISSE
Mittwoch, 14.12. 20:30 Uhr LA RAGAZZA CON LA PISTOLA
Donnerstag, 22.12. 20:30 Uhr  IL DESERTO ROSSO
Montag, 26.12. 17:30 Uhr L’AVVENTURA
Mittwoch, 28.12. 20:30 Uhr DRAMMA DELLA GELOSIA
Freitag, 30.12.18:00 Uhr LA NOTTE