
Redaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Während man zu Fuß zum Filmmuseum - Streik! - unterwegs vielen Streikendes (Angehörige des Öffentlichen Dienstes) mit eingerollten Fahnen begegnete, die zur Demo vor dem Römer pilgerten und über eineinhalb Stunden später wiederum andere mit erneut eingerollten Fahnen in der Gegenrichtung laufen sieht, fand eine ausgesprochen interessante Pressekonferenz statt, auf der die diesjährige Ausgabe von Southern Lights on Tour nicht nur vorgestellt, sondern auch befragt, ja diskutiert wurde.
Darauf legte Andrea Hartmann( links), Leiterin der Unternehmung und im Deutschen Filminstitut und Filmmuseum(DFF) beheimatet, größten Wert und
Interessant, welchen Stellenwert dabei die Fußballfilme haben, die, das wurde ausdrücklich betont, das Konzept des Festivals widerspiegeln. Überhaupt sei der Mannschaftssport ideal, die Menschen zusammenzuführen, weil bei seiner Ausübung der eine, die eine auf die andere angewiesen ist und das gemeinsame Ziel nur erreicht werden kann, wenn man zusammenarbeitet, zusammen spielt. Da gibt es den brasiliansichen Film LEVANTE, Power Alley, wo die 17jährige Sofia Kapitänin eines Volleyballteams aus Sao Paulo ist und direkt vor einem Spiel, dessen Ergebnis über ihr Stipendium in Chile entscheidet, von ihrer ungewollten Schwangerschaft erfährt. Gleichzeitig ist sie liiert mit einer Frau, die ihr, wie auch ihr Vater, hilft, mit den Schwierigkeiten fertig zu werden. Gerade dieses Sportdrama beinhalte die queerfeindlichen und sexistischen Tendenzen unserer Gesellschaften, weshalb es auch für anschließende Diskussionen besonders geeignet ist. Noch stärker wird in einem Doppelfeature die gemeinschaftsstiftende Rolle des Fußballs hervorgehoben, die insofern etwas Besonderes ist, da es um Frauenfußball geht und dieser in den muslimischen Ländern Iran und Afghanistan gezeigt wird, wo Frauen züchtig unter dem Kopftuch oder sogar Schleier ihre Existenz eher verstecken, denn als Kämpferinnen auf dem Fußballfeld aufzutreten. ZEIT ZU KÄMPFEN (rechts) heißt der Dokumentarfilm aus Deutschland, Regie Farschid Ali Zahedi, der aufzeigt, mit welchen Schwierigkeiten und Verfolgungen die iranische Frauenfußballmannschaft zu kämpfen hatte, statt alle Kraft für den Kampf auf dem Platz zu haben. WE ARE AYENDA aus den USA, Regie Amber Fare, zeigt die fast vollständige Flucht der afghanischen Frauenfußballmannschaft nach Australien, als die Taliban 2021 erneut die Macht in Afghanistan übernahmen. Es war die listige ehemalige Kapitänin Farkhunda Mutaij, die per Handy die einzelnen Fluchten koordienierte. Zusammen eben, auch auf der Flucht.
Dieses Jahr werden Filme aus elf Ländern gezeigt, die grundsätzlich alle in Frankfurt im Kino des DFF aufgeführt werden, von denen ebenfalls in jedem der vier weiteren Spielorte je zwei vorgeführt werden, verbunden mit Gesprächsangeboten oder Vorträgen etc. . Dabei hat jede der vier Städte einen eigenen Schwerpunkt, die von den je Verantwortlichen vorgestellt wurden. Interessant, daß auch in Dietzenbach ein Kino überlebte, aber nur deshalb, weil die Stadt es als kommunales Kino betreibt, das zwischen Freitag und Sonntag als Programmkino fungiert, also gute Filme zeigt, die gerade nicht Blockbuster sind. In Dietzenbach wird der brasilianische Fußballfilm LEVANTE - Power Alley (links) gezeigt und es wird sogar ein echtes Spiel von Frauen, ein Fußballturnier stattfinden, in der Kombination mit einem Workshop.
Daß Hanau durch die verheerenden Anschläge von 2020 tief verwundet ist, spürt man in Hanau allerorten. Auch in Hanau werden die Frauenfußballfilme gezeigt. In Wiesbaden läuft dann BASTARDO - LA HERENCIA DE UN GENOCIDA von Pepe Rovano. Der Chilene mußte Chile verlassen, weil seine Homosexualität in Chile nicht gelitten, für ihn gefährlich wurde. Was dann kommt, klingt wie ein schlechter Film, ist aber dem wirklichen Leben nachempfungen. Rovano erfährt in Europa, daß sein Vater, den er nie kennengelernt hatte, in Chile wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der Pinochet-Diktatur verurteilt wurde. Sein Vater war also einer der Schlächter. Er kehrt nach Chile zurück und will zum einen seinen Vater zur Rechenschaft ziehen, zum anderen besucht er die Opfer seines Vaters.
Daß Offenbach zu Southern Lights on Tour besonders viel beizutragen hat, ergibt sich aus der Struktur der Einwohner, die aus 195 Nationen besteht und auf der einen Seite mit 66, 5 Prozent die höchste Zahl an migrantischem Hintergrund in Deutschland hat, und gleichzeitig die jüngste Stadt der Republik ist, also das niedrigste Durchschnittsalter aufweist. Dort findet ein besonders interessantes Programm statt, das Sie wie alles andere dem gedruckten Heft des Festivals entnehmen oder im Internet stöbern können.
Fotos:
diversity-Tag: Gemeinsam sind wir Vielfalt
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