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Kategorie: Film & Fernsehen

ARD MediathekSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 20. März 2025, Teil 2

Redaktion

Paris (Weltexpresso) - „Ich war eine zornige junge Frau, doch gibt es ja viele zornige junge Männer und Frauen, die trotzdem keine Künstler werden. Ich wurde Künstlerin, weil es für mich keine Alternative gab – infolgedessen brauchte ich auch keine Entscheidung zu treffen. Es war mein Schicksal.“ Die international bekannte Künstlerin Niki de Saint Phalle, geboren als Catherine Marie-Agnès Fal de Saint Phalle, war eine französisch-schweizerische Malerin und Bildhauerin der Moderne. Sie wurde am 29. Oktober 1930 in Neuillysur-Seine bei Paris geboren. Ihre Mutter war Amerikanerin, ihr Vater entstammte einem alten französischen Adelsgeschlecht.


Sie wuchs hauptsächlich in den USA auf und besuchte als Kind die Klosterschule Sacré-Cœur in New York. Laut eigener Aussage wurde sie ab dem elften Lebensjahr von ihrem Vater mehrere Jahre lang sexuell missbraucht, was sie über eine spätere Therapie zur Kunst brachte. Sie begann als Malerin und machte 1956 mit sogenannten „Schießbildern“ erstmalig auf sich aufmerksam. Hierzu fertigte sie Gipsreliefs mit eingefassten Farbbeuteln an, auf die sie während der Vernissage mit Gewehren schoss. Ab 1962 erhielt sie finanzielle Unterstützung von dem Balletttänzer und Galerist Alexander Iolas, der sie auch mit prominenten Künstlern bekanntmachte.

1965 erschuf sie in Paris ihre ersten „Nanas“. Diese lebensbejahenden, fröhlichen, bunten, meist tanzenden, oft überlebensgroßen, voluminösen Frauenfiguren machten Niki weltberühmt. Der Begriff „Nana“ stammt aus dem Französischen und steht für eine moderne, selbstbewusste, erotische und verruchte Frau. Mit dem Ausspruch „Alle Macht den Nanas!“ griff Niki de Saint Phalle damit Mitte der 1960er Jahre den Ideen der Frauenbewegung vor. Die „Nanas“ stehen für Lebenskraft, Weiblichkeit, freie Gestaltung ohne Hemmungen und Konventionen. Sie vereinigen alle Frauen in sich, sind eine umfassende Reflexion der weiblichen Existenz. Im Rahmen der 4. documenta wurden die „Nanas“ 1966 und 1968 vor dem Staatstheater Kassel aufgestellt und 1974 in Hannover am Leibnizufer. Für das Stockholmer „Moderna Museet“ fertigte sie 1966 eine 29 Meter hohe Skulptur mit dem Namen Hon (schwedisch: „sie“) an, die durch die Vagina betreten werden konnte und in deren Innerem sich unter anderem ein Kino befand.


1968 nahm Niki de Saint Phalle erstmals an einer Ausstellung des Museum of Modern Art in New York teil. Weitere Ausstellungen folgten 1969 in München und in Hannover sowie 1970 in Paris, 1971 in Amsterdam, Stockholm, Rom und New York. Aufgrund ihrer Heirat mit dem Schweizer Jean Tinguely im Jahr 1971 erhielt sie das Schweizer Bürgerrecht (heimatberechtigt in Basel).

1979 begann sie mit dem Bau des „Giardino dei Tarocchi“ (deutsch: Tarotgarten), einem Kunst-Park in der ToskanaRegion, der 1998 für die Öffentlichkeit freigegeben wurde. 1982 begann der Bau des Strawinski-Brunnens vor dem Centre Pompidou in Paris, den sie gemeinsam mit Jean Tinguely gestaltete. 1999 übernahm sie den Auftrag zur Ausgestaltung der Grotten im Großen Garten in Hannover-Herrenhausen, die seit 2003 öffentlich besucht werden können. Am 17. November 2000 wurde sie zur Ehrenbürgerin der Stadt Hannover ernannt – ein Titel, den sie bis heute als einzige Frau trägt. Sie vermachte dem Sprengel-Museum in Hannover aus diesem Anlass über 400 ihrer Werke. 2002 wurde die Einkaufspassage Passerelle in der Innenstadt von Hannover in Niki-de-SaintPhalle-Promenade umbenannt. Ebenfalls im Jahr 2000 wird die Künstlerin mit dem japanischen „Nobelpreis der Künste“ Praemium Imperiale ausgezeichnet. Niki de Saint Phalle starb am 21. Mai 2002 im Alter von 71 Jahren im kalifornischen San Diego, USA.

Foto:
©ARD Mediathek

Info:
„Niki de Saint Phalle“, Frankreich / Belgien 2024, 98 Minuten, FSK ab 12 Jahren. Filmstart 20. März 2025
Regie / Buch Céline Sallette mit Charlotte Le Bon  als Niki de Saint Phalle, Damien Bonnard als Jean Tinguely, Judith Chemla als Eva Aeppli und anderen.