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Kategorie: Film & Fernsehen

03 dpml k0a2412 tobis film lucia faraig KopieSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 24. April 2025, Teil 3

Hanswerner Kruse / Hannah. Wölfel

Berlin (Weltexpresso) - Bis der Pinguin aus dem Filmtitel in der Geschichte auftaucht, dauert es noch recht lange. Zunächst lernen wir den britischen Lehrer Tom Michell kennen, den es 1976 bis nach Argentinien verschlug.

 

Hier fängt er als Englischlehrer an einer elitären Privatschule an, während gleichzeitig ein Militärputsch in der Luft liegt, was ihn aber nicht interessiert. Er kämpft mit den schnöseligen Jungs reicher Eltern, die weder seine sarkastischen Literaturkenntnisse goutieren noch seine bescheidenen Rugbyversuche ernst nehmen. Der Schuldirektor setzt ihn unter Druck, dass seine Siebtklässler besser werden müssen.

Wenige Tage später erfolgt der brutale Militärputsch, das Land ist gelähmt und die Schule wird vorübergehend geschlossen. Tom freut sich und unternimmt eine Busreise nach Uruguay, um hier ein bisschen Spaß zu haben. Politisch ist er absolut uninformiert, obwohl er mitbekommen hat, dass sich die attraktive Tochter der Haushälterin der Einrichtung politisch engagiert und dadurch ihr Leben riskiert. Angekommen im Nachbarland landet Tom nachts am Meer mit einer schönen Einheimischen, die er zuvor in einer Kneipe mit seinen Tangokünsten betörte. Doch am Strand ist ein Pinguin das Opfer der Ölpest geworden und Tom nimmt ihn zur Säuberung mit ins Hotel. Er ist kein Tierfreund, doch er hofft dadurch die Schöne in sein Bett zu bekommen. Am Ende aber geht sie plötzlich fort: „Ich kann nicht bleiben, ich bin verheiratet!“

04 dpml eng0905 tobis film andrea resmini KopieStatt Sex hat er nun einen flugunfähigen, streng nach Fisch riechenden Seevogel, der sich einfach nicht vertreiben lässt und seinen Retter ins Herz geschlossen hat. Mehrfach schleppt er das Tier ans Meer, wird ihn aber nicht mehr los. Die Rückreise besteht aus Slapsticks: Wie die beiden im Bus fahren. Über die Grenze kommen. Bei ihrer Rückkehr immer wieder von Soldaten angehalten werden. Mit nervösen Fingern am Abzug der Waffe wollen sie wissen: „Was hast Du da in der Tasche?“ Irgendwie gelangt Toms neuer Freund auch in seine Schulklasse. Die Kids sind begeistert ihn versorgenund füttern zu dürfen. Sie geben ihm den Namen Juan Salvador und fangen tatsächlich an im Unterricht mitzumachen.

Die Tochter der Haushälterin wird verhaftet, ganz langsam verliert Tom seinen Zynismus und engagiert sich für ihre Freilassung. Mit den Schülern liest er jetzt Gedichte über Freiheit und vertritt subversive Ansichten über die britische Literatur: „Hamlet ist ein Idiot, Dickens wird überschätzt, Byron ist ein Depp!“ Der Pinguin ist nun überall dabei - im Zeichenunterricht, im Physikraum und beim Rugby. Aber natürlich stolpert auch der Direktor des Internats über das neue Haustier und irgendwann wird Tom sogar ebenfalls verhaftet...

Mehr verraten wir nicht von dieser wahren und spannenden Geschichte. Die Verwandlung des zynischen Lehrers in den engagierten, wieder erwachten Gutmenschen und Tierfreund Tom zeigt uns Schauspieler Steve Coogan absolut glaubwürdig. Dabei spielt der Pinguin erstaunlich professionell mit und legt eigene Improvisationen ein, wie Regisseur Peter Cattaneo im Interview erzählt. Der Film ist getragen von britischem Humor, trotz kritischer Sicht auf das Argentinien der 1970er-Jahre. Juan Salvador watschelt wie einst Charlie Chaplin in seinen Streifen herum. Aber der Film erinnert überhaupt an die Chaplin-Filme, die sowohl von Kindern geliebt wurden, aber immer auch eine ernsthafte oder tiefgründige Seite für Erwachsene hatten.



Fotos:
© Tobis Film

Info:
„Der Pinguin meines Lebens“, UK/Spanien 2024, 110 Minuten, FSK 6 Jahre, Filmstart 24.4.2025
Regie Peter Cattaneo mit Steve Coogan, Vivian el Jaber, Björn Gustasson u.a.