
Redaktion
Berlin (Weltexpresso) - Eigentlich wollte ich diesen Film gar nicht drehen. Ich wollte keinen Film machen, im dem es um mich selbst geht, um meine Fehler und Unzulänglichkeiten, und um die Nöte, die mich bis an den Rand des Abgrunds brachten. Aber schließlich entschied ich mich doch dafür, es zu versuchen – dann aber stellte sich mir sofort die Frage; Wie schaffe ich es, einen Film über den Jakobsweg zu machen, der die echte Erfahrung transportiert? Der einzige Weg, meine Geschichte wahrhaftig zu erzählen, war, mit einem möglichst kleinen Team zu drehen und dabei die echten Pilger dazuzuholen, mit denen ich zehn Jahre zuvor gegangen war. Von den 20 Sprechrollen im Film werden nur vier von Profischauspielern gespielt – die meisten sind Pilger.
Diese Idee stellte sich als goldrichtig heraus. Die Pilger haben den Standard gesetzt. Denn sie trugen die Wahrheit ins sich und waren authentisch. Die Profis mussten sich anstrengen, um mit ihnen Schritt zu halten. Und das galt auch für uns hinter der Kamera.
Mit der Mini-Crew war es uns möglich, innerhalb des ständigen Flusses der Pilger zu arbeiten. Wir waren sehr beweglich und wurden praktisch unsichtbar. Das erlaubte uns, den wahren Camino einzufangen.
Nachdem feststand, dass ich die echten Pilger besetzen würde, mussten sich alle meine weiteren künstlerischen Entscheidungen als Regisseur danach richten: der Stil des Films, der Schnitt, der Tonfall, den Aufbau der Szenen – bis hin zur Frage, welches Filmmaterial wir verwenden würden. Alles sollte dazu dienen, die Erfahrung des Jakobswegs authentisch einzufangen.
Am Ende der Postproduktion habe ich das Gefühl, dass ich mein Ziel erreicht habe – einen wahrhaftigen Film über einen Mann zu drehen, der einen grundlegenden Wandel seines Charakters und seiner Weltsicht durchmacht, indem er den Jakobsweg geht.
Der Camino de Santiago
Der Jakobsweg ist ein ganzes Netzwerk von Pilgerwegen, die zum Grab des Heiligen Jakobus in Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens führen. Die lange Pilgerreise, ursprünglich eine rein religiöse Wallfahrt, ist für viele der heutigen Pilger vor allem eine spirituelle Erfahrung. Sie nehmen die Härten der langen Wanderschaft auf sich, erleben Momente, die das Leben verändern, und treffen auf dem Weg auf Gleichgesinnte, die alle dasselbe Ziel haben. Über mehrere Wochen hinweg täglich 20 Kinometer und mehr zu wandern, hilft den Kopf freizubekommen und das Leben ganz neu zu betrachten. Schätzungsweise sechs Millionen Menschen gehen jährlich den Jakobsweg oder zumindest Teile davon. Australien, Bill Bennetts Heimatland, gehört zu den Top Ten der Herkunftsländer ausländischer Pilger. 2022, 2023 und 2024 wurden jeweils neue Rekordzahlen an Pilgern erreicht, und es wird erwartet, dass die Zahl in den kommenden Jahren noch weiter steigt.