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Kategorie: Film & Fernsehen

Bambi1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. Mai 2025, Teil 7

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) – Das Hirschkalb Bambi wird an einer ruhigen Stelle im Wald geboren. Vom ersten Tag an entdeckt es die Welt des Waldes und seine Geheimnisse. Es lernt von seiner Mutter, wie er sich im Wald benehmen muss und welches seine Feinde sind. Aber Bambi hat auch Freunde wie den Raben mit dem verkrüppelten Fuß und das graue Kaninchen. Außerdem trifft er auch immer wieder auf einen Waschbären.


Später im Jahr hilft seine Mutter Bambi, die ersten Schritte aus dem Wald heraus und in die anliegenden Felder zu machen. Dabei lernt das Hirschkalb, dass die größte Gefahr - der Mensch - ganz in der Nähe lauern kann. Doch hat er vor allem mit dem Raben einen wichtigen Verbündeten, denn er kann das Jungtier vor Gefahren zwar nicht gänzlich beschützen, aber zumindest rechtzeitig warnen.

Aber als der Herbst kommt und Bambi sich in offenes Gelände wagt, reißt ein jäher Schicksalsschlag die kleine Familie auseinander, denn während der junge Hirsch gerade noch fliehen kann, wird seine Mutter von Jägern erschossen. Von nun an muss Bambi seinen eigenen Weg gehen und sich einen Platz in seiner Welt erkämpfen. Doch er ist nicht allein, denn neben seinen alten Freunden, lernt er jetzt auch noch ein junges weibliches Kalb namens Faline kennen, mit der er zusammen viele Abenteuer erlebt. So müssen sie beide nicht nur vor den Jägern oder einem Wolf fliehen, sondern auch während einer Treibjagd den sie jagenden Hunden entkommen.

Im nächsten Frühjahr, wenn sich bei Bambi die ersten Geweihspitzen (jetzt ein Schmalspießer) zeigen, trifft er auch auf sein Vater, einen majestätischen Hirsch und Herrscher des Waldes, der ihn immer wieder auf dem Weg zum Erwachsenwerdens begleitet und auch ihn aus der einen oder anderen gefährlichen Situation rettet, und der dann letztendlich das Zepter an seinen erwachsenen Sohn weitergibt…


Bambi2Die Geschichte von ″Bambi″, der vom tapsigen jungen Hirsch zum König des Waldes reift, ist vor allen durch Walt Disneys Zeichentrickfilm von 1942 bekannt geworden. Als Hintergrund diente der Roman Bambi - Eine Lebensgeschichte aus dem Walde (1922) von dem österreichischen Schriftsteller (und Jäger) Felix Salten.

Allerdings wurden bei Disney einige Tiere verwendet, die es in Europa nicht gibt. So ist Bambi im Buch, das ja bekanntlich in Europa spielt, ein Hirsch, im Film dagegen, der in Nordamerika spielt, ein Weißwedelhirsch. Seine beiden Freunde sind bei Disney das freche Kaninchen Klopfer und das schüchterne Stinktier Blume, außerdem gibt es auch noch eine weise alte Eule, die Bambi seit seiner Kindheit kennt.

Daneben ist das Buch deutlich düsterer und brutaler als der Zeichentrickfilm. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass sich der Roman eher an Erwachsene, der Disney-Film an Kinder und die gesamte Familie wendet.

Jetzt hat der französische Drehbuchautor und Regisseur Michel Fessler für seinen naturdokument-artigen Realfilm das Originalbuch von Felix Salten verwendet. Fessler arbeitet mit aufwendig eingefangenen, atemberaubenden Bildern von Kameramann Patrick Wack mit echten Tieren. Dabei gibt es keine Dialoge, sondern in der deutschen Synchronisation hört man Senta Berger als Erzählerin. Untermalt wird der Film von der einfühlsamen Musik von Laurent Perrez del Mar.

Während der gesamten Drehzeit von sechzehn Wochen wurde darauf geachtet, dass die gefilmten Tiere zwar keine Angst vor Menschen hatten, aber immer noch lebendige, wilde Tiere blieben, die aber auch durch die tägliche Anwesenheit der Menschen jeden Tag sich ein bisschen mehr an sie gewöhnten.

Bambi3Der Film wurde im Département Loiret im Animal Contact Park gedreht, einem riesigen Park, der speziell für Dreharbeiten mit Tieren vorgesehen ist. In diesem 120 Hektar großen Naturgebiet mit Wiesen, Wäldern, einem Teich, Tümpeln und einem Fluss mit Unterholz leben zahlreiche Wildtiere, die an die Anwesenheit von Menschen gewöhnt sind und die von Tierpflegern betreut werden, die auf die jeweilige Tierart spezialisiert sind. Das Filmteam tauschte sich deshalb regelmäßig mit den Tierpflegern aus, um die Geschichte so zu gestalten, dass sie den Tieren gerecht wurde und sich an ihre Lebensweise anpasste. Es wurden fünf verschiedene Hirschkälber für die Interpretation von Bambi gefilmt, um jedes einzelne Tier nicht zu überfordern.

Natürlich sind auch im hier besprochenen Film Bambis Gefährten aus seiner Jugendzeit dabei, wie das graue Kaninchen (das immer wieder als Hase angesprochen wird) und seinen Reh-Freundin Faline. Statt der weisen Eule hilft Bambi nun ein am Fuß verkrüppelter Rabe. Das Stinktier Blume kommt in den europäischen Wäldern nicht vor und wurde durch einen Waschbären ersetzt. Die Waschbären sind allerdings erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts als Zuwanderer auch auf dem europäischen Festland vertreten, nachdem sie dort aus Gehegen entkommen sind oder ausgesetzt wurden. Zu der Zeit als der Roman geschrieben wurde, waren die Waschbären in der freien Wildbahn noch nicht vorhanden.

Die FBW Jugendfilm Jury vergibt 4 von 5 Sterne, da die Erzählebene der Handlung durch die einfühlsame Stimme von Senta Berger mit den wunderschönen Naturbildern und Tieraufnahmen verbunden sind. Außerdem hat die geschickte Kameraführung und der realitätsnahe Schnitt die Jury begeistert.

"Bambi - Eine Lebensgeschichte aus dem Walde" ist auf jeden Fall ein spannender und kindgerecht erzählter Film über das erste Lebensjahr eines männlichen Hirschs. Es ist ein erfrischend anders daherkommender Film, mit dem man wunderbar auch den jüngsten Zuschauerinnen und Zuschauern Bambis Lebensgeschichte näher bringen kann. Dabei ist der Film besonders beeindruckend, weil die meisten Tiere in freier Wildbahn gefilmt wurden. Natürlich wurden z.B. die Hirsche nicht vom Wolf oder den Jagdhunden verfolgt. Die Tiere wurden für die Aufnahmen am selben Ort, aber getrennt voneinander gefilmt. Die Bilder wurden dann durch digitale Einblendung zu einem einzigen zusammengesetzt. Anzumerken ist auch, dass der Tod von Bambis Mutter nur durch einen Schuss zu hören ist und nicht gezeigt wird.

Bambi4Auch wenn viele Szenen ″gestellt″ wurden, gleicht der Film in seiner Machart einer Tier-Dokumentation und lebt von einer realistischen und entspannten Erzählweise und natürlich auch vom Niedlichkeitsfaktor der gezeigten Tiere. Insgesamt macht gerade diese Natürlichkeit ″Bambi - Eine Lebensgeschichte aus dem Walde″ zu einem sehenswerten Film für die ganze Familie.

Foto 1: Bambi trinkt bei seiner Mutter © Squareone Entertainment
Foto 2: Bambi und sein Freund das Kaninchen © Squareone Entertainment
Foto 3: Wölfe im Wald © Squareone Entertainment
Foto 4: Bambi und seine Freundin Faline © Squareone Entertainment

Info:
Bambi - Eine Lebensgeschichte aus dem Walde (Frankreich 2024)
Originaltitel: Bambi, L’histoire d’une vie dans les bois
Genre: Dokumentation, Natur, Literaturverfilmung
Filmlänge: ca. 96 Min.
Regie: Michel Fessler
Drehbuch: Michel Fessler
Nach dem gleichnamigen Roman von Felix Salten (1922)
Sprecherin: Senta Berger
Verleih: Squareone Entertainment
FSK: ab 0 Jahren