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Kategorie: Film & Fernsehen
bambiSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. Mai 2025, Teil 6

Redaktion

München (Weltexpresso) - Keine Zwänge, viel Geduld und noch mehr Freundlichkeit! Das sind die drei tierischen Regeln, die es zu beachten galt, um Bambi und seine Freunde auf der Leinwand zum Leben zu erwecken. Obwohl die „Schauspieler“ – Hirschkälber, Hirschkühe, Krähen, Kaninchen, Waschbären und Wölfe - keine Angst vor dem Menschen hatten, bleiben es lebendige, wilde Tiere. Das durfte man während der sechzehn Wochen dauernden Dreharbeiten zu keinem Zeitpunkt vergessen! Und es galt umso mehr, als sich Bambi und die anderen Tiere in der Geschichte - sehr zur Freude des Filmteams - durch deren tägliche Anwesenheit jeden Tag ein bisschen mehr an sie gewöhnten.

Der Film wurde im Département Loiret im Animal Contact Park gedreht, einem riesigen Park, der speziell für Dreharbeiten mit Tieren vorgesehen ist. In diesem 120 Hektar großen Naturgebiet mit Wiesen, Wäldern, einem Teich, Tümpeln und einem Fluss mit Unterholz leben zahlreiche Wildtiere, die an die friedliche Anwesenheit von Menschen gewöhnt sind und von Tierpflegern betreut werden, die auf die jeweilige Tierart spezialisiert sind. Das Filmteam tauschte sich lange mit diesen Tierpflegern aus, um die Geschichte so zu gestalten, dass sie den Tieren gerecht wird und sich an ihre Lebensweise anpasst. Vor den Dreharbeiten ging das Filmteam im Animal Contact Park regelmäßig im Wald spazieren, damit sich Bambi, seine Familie und seine Freunde an die neuen Menschen und ihre Ausrüstung gewöhnen konnten. Hirsche und Wildschweine fassten Vertrauen und kamen nach und nach näher, bis sie sich Streicheleinheiten und kleine Belohnungen holten und sich in aller Ruhe vor der Kamera bewegten.

Abhängig von Bambis verschiedenen Abenteuern und den Figuren, denen er in der Geschichte begegnet, trainierten Tierpfleger die Tiere lange vor den Dreharbeiten und am tatsächlichen Drehort der Sequenz darauf, die Handlung des Films zu wiederholen. Nach einer ausgeführten Handlung wurde jedes Tier mit seinem Lieblingsleckerli, viel Zuneigung und Streicheleinheiten belohnt, bevor eine weitere Szene begann. Vor der Kamera boten sie dann mit einer natürlichen Großzügigkeit die gewünschte Aktion dar. Bambi war bereit, für eine kleine Fütterung aus der Flasche ein paar einfache Handlungen auszuführen: von einem Punkt zum anderen gehen, laufen, rennen oder auf Aufforderung stehen bleiben. Entgegen allen Erwartungen stimmte die Krähe sogar einer Art „Spiel“ zu, sich auf Bambis Rücken niederzulassen, was sehr ungewöhnlich ist.

Die Tiere wurden in ihrem üblichen Lebensraum mit drei Kameras gefilmt: eine für Übersichtsaufnahmen und die allgemeine Handlung. Eine, die beweglich und leicht war und es dem Kameramann ermöglichte, sich den Tieren zu nähern, ohne sie zu erschrecken und eine mit einem Teleobjektiv, die Details aus der Entfernung (ein Auge, ein Ohr...) einfing, wie mit einem Fernglas. Fünf verschiedene Hirschkälber wurden für die Interpretation von Bambi gefilmt, um jedes einzelne Tier nicht zu überfordern.

Ganz ohne Spezialeffekte kommt auch „Bambi – Eine Lebensgeschichte aus dem Walde“ nicht aus: Es war zum Beispiel nicht möglich, den Wolf, ein Hirschkalb und den großen Hirsch einander gegenüberzustellen. Sie wurden daher am selben Ort, aber getrennt voneinander gefilmt. Die Bilder wurden dann durch digitale Einblendung zu einem einzigen zusammengesetzt.

Die Dreharbeiten erstreckten sich über mehr als ein Jahr, um den Lebensrhythmus jeder dargestellten Tierart zu respektieren und den Wechsel der Jahreszeiten zu nutzen, der im Mittelpunkt der Geschichte steht. Für das Team stand zu jeder Zeit das Wohlbefinden der Tiere und ihr biologischer Rhythmus an erster Stelle. Die Anwesenheit der Tiere inmitten des Filmteams barg für die Filmemacher eine ganz besondere Erfahrung - ein beinahe poetisches Gefühl inmitten der Natur. Dies spiegelt sich auch in der Schönheit der Bilder dieses Spielfilms wider, der in einer natürlichen Umgebung spielt. Seit dem Ende der Dreharbeiten genießen die Tiere ein ruhiges Leben bei Animal Contact und warten vielleicht schon auf den nächsten Film.


Tiertrainerin Muriel Bec

Muriel Bec ist seit 30 Jahren eine anerkannte Spezialistin für die Ausbildung von Tieren im audiovisuellen Bereich und war mit ihrer Firma Animal Contact an mehr als 1.000 Filmen beteiligt, darunter solche von Nicolas Vanier, Luc Besson, Pierre Salvadori und Dany Boon. Ihr Können und ihre Erfahrung hat sie bei Hunderten von Filmen, Fernsehsendungen, Werbespots, Fotos, Events, Theaterstücken, Opern und LiveShows weltweit für einige der bekanntesten Regisseure eingesetzt. Muriel Becs Karriereweg ist einzigartig. Die Tochter eines Lehrers verbrachte schon als Kind ihre Zeit am liebsten in der Natur und beobachtete Tiere: Im Alter von sieben Jahren fand sie eine Krähe, die sie zähmte, bis sie ihr schließlich überall hin folgte. Mit zehn Jahren brachte sie ihrem Hund bei, Türen zu schließen, sich tot zu stellen und Gegenstände zu apportieren. Der Berufsweg des autodidaktisch begabten Mädchens schien klar, als sie mit 18 Jahren in die USA ging, um dort Verhaltensbiologie zu studieren.

Zurück in Frankreich lernte sie zufällig einen Tiertrainer kennen, der für das Kino arbeitete und fand ihre Bestimmung: Verschmelzung mit Tieren, Begegnungen mit Menschen, Kino, Abenteuer, technische Herausforderungen, keine Routine und vor allem menschliche Begegnungen. Muriel Bec spricht niemals von Tierdressur. Sie inszeniert Tiere! „Es geht darum, die Fähigkeiten des Tieres und seinen Wunsch zu kommunizieren und etwas mit anderen zu teilen, zu nutzen.“ Animal Contact arbeitete mit der Produktionsfirma MC4 auch an dem Familienfilm „Lou – Abenteuer auf Samtpfoten“ („A Cat's Life“, 2023) von Guillaume Maidatchevsky.


Animal Contact und der Wald von Orléans

In einem 24 Hektar großen Park mit Wäldern, Wiesen, Flüssen und Teichen sind die Tiere von Muriel Bec zu Hause. Fast 300 Tiere leben hier, umgeben von einem Team von Tierpflegern. Hier ist alles auf das Kino ausgerichtet: Es gibt ein Studio mit Blue Screen, Unterkunftsmöglichkeiten für Filmemacher, Büros sowie Versammlungs- und Cateringräume.

Eingebettet ist der Filmpark in den Wald von Orléans, der mehr als 50.000 Hektar umfasst und damit der größte Staatswald Frankreichs ist. Er ist reich an seltenen Lebensräumen, Arten und Spezies, mit Wasserflächen, Schluchten und Quellen, Unterholz und Maiglöckchen, Hyazinthen, Narzissen und sogar Heidelbeerfeldern. Der Wald von Orléans beherbergt über 730 Pflanzenarten und unzählige Pilze. Er ist ein Paradies für eine vielfältige Tierwelt, von Rehen und Wildschweinen bis zu 180 Vogelarten (mehr als in jedem anderen Tieflandwald) und einer Vielzahl von Insekten. Elf Arten von tagaktiven Raubvögeln und vier Arten nachtaktiver Raubvögel nisten hier, darunter einige der seltensten in Frankreich, insbesondere der Fischadler, der zum ersten Mal in Frankreich (wo er verschwunden war) wieder im Wald von Orléans nistete.

Foto:
Schwere Brände wüten in Israel
©tachles

Info:
Bambi - Eine Lebensgeschichte aus dem Walde (Frankreich 2024)
Originaltitel: Bambi, L’histoire d’une vie dans les bois
Genre: Dokumentation, Natur, Literaturverfilmung
Filmlänge: ca. 96 Min.
Regie: Michel Fessler
Drehbuch: Michel Fessler
Nach dem gleichnamigen Roman von Felix Salten (1922)
Sprecherin: Senta Berger 
FSK: ab 0 Jahren

Foto:
©Verleih

Info:
Bambi - Eine Lebensgeschichte aus dem Walde (Frankreich 2024)
Originaltitel: Bambi, L’histoire d’une vie dans les bois
Genre: Dokumentation, Natur, Literaturverfilmung
Filmlänge: ca. 96 Min.
Regie: Michel Fessler
Drehbuch: Michel Fessler
Nach dem gleichnamigen Roman von Felix Salten (1922)
Sprecherin: Senta Berger 
FSK: ab 0 Jahren