Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 22. Mai 2025, Teil 1
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Auf dem weit entfernten Planeten Turo hat der verrückte Wissenschaftler Dr. Jumba Jookiba (Zach Galifianakis) illegal Kreaturen erschaffen, die Chaos und Zerstörung anrichten sollen. Er soll deshalb von der Grand Councilwoman (Hannah Waddingham) ins Gefängnis gesperrt werden. Sei jüngstes Experiment ist Nummer 626 (Stimme im englischen Original: Chris Sanders). Der kleine blaue Außerirdische mit den 6 Beinen ist stärker, schneller, intelligenter und zerstörerischer als alle seine Vorgänger.
Auf dem Weg in eine Strafkolonie übernimmt das Kerlchen das Raumschiff und strandet mit einer Bruchlandung auf der Erde – dummerweise nicht im Wasser, sondern auf der hawaiischen Insel Kauai. Um ihm wieder einzufangen wird ihm ein Schiff mit Dr. Jumba Jookiba und dem einäugigen, Insekten liebenden Pleakley (Billy Magnussen) hinterher geschickt.
Zur gleichen Zeit lebt die sechs Jahre alte Lilo Pelekai (Maia Kealoha) zusammen mit ihrer 18 Jahre alten Schwester Nani (Sydney Agudong) allein in einem Haus, da ihre Eltern bei einem Unfall gestorben sind. Lilo wünscht sich sehnlichst einen besten Freund, denn durch ihre Ungeschicklichkeit ist gerade wieder mal ein Unfall passiert und ihre Schwester hat schon wieder einen Job verloren. Außerdem steht mit Mrs Kekoa (Tia Carrere), auch noch die Frau vom Jugendamt vor der Tür.
Nummer 626 tarnt sich auf der Erde als Hund (indem er die mittleren seiner sechs Beine und seinen Kopfschmuck einzieht), wird eingefangen und ins Tierheim gebracht. Lilo darf regelmäßig zusammen mit ihrer Nachbarin Tūtū (Amy Hill) das örtliche Tierheim besuchen, wo sie dann die gefangenen Hunde mit Süßigkeiten füttert. Als sie Nummer 626 entdeckt, will sie das Geschöpf unbedingt adoptieren und mit nach Hause nehmen. Sie gibt ihm den Namen Stitch.
Nani ist von dem Neuzugang, der vor allem Chaos zu stiften scheint, nicht allzu begeistert, vor allem da sie durch Lilo und Stitch wieder den nächsten Job verloren hat und sie deshalb von der Frau vom Jugendamt und deren geheimnisvollen Begleiter Cobra Bubbles (Courtney B. Vance) besonders aufmerksam beobachtet wird.
Während die kleine Lilo mit ihren Mitteln versucht, dem etwas chaotischen Fellknäuel Manieren beizubringen, versucht Nani, einen Job zu behalten und sich daneben auch noch um ihre jüngere Schwester und den kleinen blauen Chaoten zu kümmern, damit das Jugendamt endlich Ruhe gibt.
Doch Lilo, Stitch und Nani haben nicht nur mit dem Jugendamt Probleme, denn Pleakley und Jumba, die beiden Vertreter der Vereinigten Galaktischen Föderation, haben sich durch Hologramme in Menschen verwandelt und sind ihnen dicht auf den Fersen. Sie versuchen bei jeder möglichen Gelegenheit Stitch zu fangen. Doch Stitch entwickelt sich langsam von fremdartigen Alien zum geliebten Familienmitglied und bestätigt damit, dass eine ′Ohana’ (Familie) aus mehr als nur Blutsverwandten bestehen kann…
″Lilo & Stitch" ist als Realverfilmung ein Remake des gleichnamigen Disney-Zeichentrickklassikers von 2002, bei dem Dean DeBlois und Chris Sanders Regie geführt haben. Der Film wurde 2003 für einen Oscar in der Kategorie Bester Animationsfilm nominiert, hat aber Hayao Miyazakis ″Chihiros Reise ins Zauberland″ verloren. Da er an der Kinokasse sehr erfolgreich war, gab es mit ″Lilo & Stitch 2 – Stitch völlig abgedreht″ (2005) noch eine Fortsetzung. Weiterhin gab es als Direct-to-Video auch den Pilotfilm ″Stitch & Co. – Der Film″ (2003) zur Fernsehserie ″Lilo & Stitch″, von der dann zwischen 2003 und 2006 insgesamt 65 Episoden in 2 Staffeln erschienen sind.
Bei hier besprochenen Realfilm hat Dean Fleischer Camp die Regie übernommen. Das Drehbuch stammt von Chris Kekaniokalani Bright, Mike Van Waes und Dean DeBlois. Chris Sanders hat dieses Mal – wie schon im Zeichentrickfilm - in der Originalfassung nur Stitch gesprochen.
Die Hauptrollen werden vom Maia Kealoha als Lilo, Sydney Elizebeth Agudong als Nani, Billy Magnussen als Pleakley und Zach Galifianakis als Jumba übernommen. In weiteren wichtigen Rollen spielen Courtney B. Vance als Cobra Bubbles, Tia Carrere als Mrs Kekoa, Amy Hill als Nachbarin Tūtū und Kaipo Dudoi als Nanis Freund David Kawena. In einer kleinen Rolle ist auch Jason Scott Lee als Lūʻau Manager zu sehen. Tia Carrere (als Nani), Jason Scott Lee (als David) und Amy Hill (als Mrs Hasagawa) haben ebenso wie Chris Sanders als Regisseur und Stimme von Stitch bereits in der Originalfassung des Zeichentrickfilms mitgewirkt. Schön, dass einige der Sprecher aus dem Originalfilm hier wieder auftauchen. Das gibt einen netten Nostalgie-Effekt.
Inhaltlich hat sich der Film sehr nahe an seinen Vorgänger angelehnt, dabei wurden einzelne Szenen 1:1 übernommen. Doch das ist ganz sicher kein Nachteil. Es schadet auch nicht, dass der Beginn und damit alle Aliens animiert sind und ihren Figuren aus dem Animationsfilm doch recht ähnlich sehen.
Natürlich ist auch die Story im Großen und Ganzen gleich geblieben, allerdings wurde sie für die heutige (jüngere?) Publikum angepasst. So wurde sehr viel stärker auf ′Ohana’ - Familie - wert gelegt. Auch wurde immer wieder betont, dass Nani ihr Studium der Meeresbiologie wegen der Betreuung von Lilo aufgeben musste. Gleichzeitig wird Familie hier sehr viel weiter gefasst, denn es sind nicht nur Blutsverwandte, sondern dazu zählen auch Nachbarn und Freunde, deshalb wird Stitch letztendlich in die Familie aufgenommen und auch die Nachbarin Tūtū und Nanis Freund David spielen eine wichtige Rolle.
Leider sind in der Realverfilmung dann doch einige anarchistische Verhaltensweisen sowohl von Stitch aber auch von Lilo etwas geglättet worden, auch die Streitereien zwischen Lilo und ihrer großen Schwester Nani wurden reduziert. Trotzdem ist Maia Kealoha eine niedliche Lilo mit vielen Ecken und Kanten, die sich zwar schrecklich einsam fühlt, die aber genau weiß, wie sie sich durchsetzen kann. Auch Sydney Agudong als Lilos Schwester Nani spielt ihre Rolle ganz hervorragend. Man sieht als Zuschauer deutlich, dass die 18jährige alles richtig machen will, aber mit Job-Suche, auf ein Kind aufpassen und dann noch mit einem niedlichen aber frechen Alien im Haus hoffnungslos überfordert ist.
Zack Galifianakis und Billy Magnussen als Menschen verkleidete Aliens machen als Comic-Relief ihre Sache hervorragend, denn ihre Unfähigkeit lockern die Szenen immer wieder auf und sorgen dadurch für gute Laune. Auch Tia Carrere als Mrs. Kekoa und Courtney B. Vance als Cobra Bubbles machen ihre Sache gut, auch wenn bei Cobra hier schon früher deutlich wird, wer er eigentlich ist. Kaipo Dudoit als Nanis Freund David Kawena und Amy Hill als Nachbarin Tūtū haben recht wenig zu tun, sind aber als Teil der Familie zu verstehen.
Auch wenn die kleine Maia Kealoha als Lilo eine Entdeckung ist, wird sie in jeder Szene von dem kleinen blauen Alien an die Wand gespielt, denn 626 genannt Stitch ist ein frecher, liebenswerter Sympathiebolzen mit allerlei Unfug im Kopf, der sich genau so benimmt, wie man es als Zuschauer von ihm erwartet.
Der Film ist von Kameramann Nigel Bluck wunderschön gefilmt, auch der Score von Dan Romer ist hörenswert, allerdings versucht Lilo Stitch nicht mit Elvis-Songs zu erziehen.
Insgesamt ist das Remake von ″Lilo & Stitch″ einer der besten Disney-Filme der letzten Jahre, der sowohl etwas Wildheit aber auch viel Herz zeigt. Dadurch ist eine charmante Real-Verfilmung für die ganze Familie entstanden, die allerdings leider etwas weniger Chaos als das Original zeigt. Dagegen wurde die zentrale Botschaft über die Wichtigkeit der Familie und die Zugehörigkeit stärker in den Mittelpunkt gestellt. Dank der starken Darstellungen der Hauptcharaktere ist dadurch ein absolut sehenswerter Film für die ganze Familie entstanden, den man sich unbedingt im Kino ansehen sollte.
Zusatz: Der Film hat keine zusätzlichen Szenen während oder nach dem Abspann, aber wenn der Film erfolgreich sein sollte, kann es dann doch noch eine Fortsetzung geben.
Foto 1: Stitch © 2025 Disney Enterprises, Inc.
Foto 2: Stitch und Maia Kealoha als Lilo © 2025 Disney Enterprises, Inc.
Foto 3: Stitch und Sydney Agudong als Nani © 2025 Disney Enterprises, Inc.
Foto 4: v.l.n.r.: Maia Kealoha als Lilo, Stitch und Sydney Agudong als Nani © 2025 Disney Enterprises, Inc.
Info:
Lilo & Stitch (USA 2025)
Originaltitel: Lilo & Stitch
Genre: Realverfilmung, Action, Abenteuer, Remake
Filmlänge: ca. 108 Min.
Regie: Dean Fleischer Camp
Drehbuch: Chris Kekaniokalani Bright, Mike Van Waes, Dean DeBlois
Darsteller: Billy Magnussen, Hannah Waddingham, Tia Carrere, Zach Galifianakis, Sydney Agudong, Courtney B. Vance, Maia Kealoha, Jason Scott Lee, Hualalai Chung, Amy Hill, Kaipo Dudoit, David Hekili, Kenui Bell u.a.
Englische Stimme von Stitch: Chris Sanders
Verleih: The Walt Disney Company Germany
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 22.05.2025