Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. Juni 2025, Teil 1
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Der 11-jährige Elio Solis (Stimme im Original: Yonas Kibreab), dessen Eltern erst vor kurzem verstorben sind, lebt jetzt bei seiner Tante Olga (Zoe Saldaña), die damit leicht überfordert ist, da sie als Offizierin auf einem Militärstützpunkt als orbitale Analystin nach Weltraumschrott und Aliens sucht und eigentlich von einer Karriere als Astronautin träumt. Das muss sie jetzt erst einmal hinten anstellen.
Elio selbst hat Mühe, neue Freunde und Anschluss in der Schule zu finden, ist aber fasziniert vom Weltall. Deshalb baut er am Stand keine Sandburgen, sondern errichtet eine Zone mit einem (englischen) Text, aus der ihn Außerirdische abholen sollen. Denn dort oben wäre er weit weg von allen seinen irdischen Problemen, würde endlich Freunde finden und Abenteuer erleben. Deshalb hofft er, dass irgendwelche Aliens seine Botschaft finden und ihn in die Weiten des Weltall entführen.
Weil seine Tante mit dem Jungen nicht fertig werden kann, schickt sie ihn nach einer Keilerei mit zwei anderen Jungen, die bei Elio zu einer Augenverletzung mit Augenklappe führen, in ein Sommerlager. Dort sind leider auch die anderen Jungen untergebracht, so dass es wieder zu einer Streiterei kommt, in der Elio plötzlich mit Hilfe eines Strahls entführt wird und nach einigen Umwegen zum Communiverse gebracht wird.
Dabei zeigt sich, dass der Junge eigentlich nicht wegen seiner Botschaften, die er ins All geschickt hat, entführt wird, sondern er wird von der interplanetarischen Organisation - einer Art intergalaktische UNO mit Aliens aus allen Ecken des Universums - für den Anführer der Erde gehalten. Aus diesem Grund haben sie ihn gleich mit einem Willkommenstrunk als dessen Vertreter in ihre Mitte geholt. Dort erhält er von dem Programm Ooooo (Shirley Henderson) einen Translator und weitere Vergünstigungen, so dass es keine Verständigungsschwierigkeiten mit den versammelten Aliens gibt.
Er soll als Anführer der Erde in die große Gemeinschaft aufgenommen werden, muss den anderen Vertretern allerdings vor der endgültigen Aufnahme erst einmal beweisen, dass er in der Lage ist. Verhandlungen zu führen. Dazu kommt es schon recht bald, denn mit dem kriegerischen Lord Grigon (Brad Garrett) gibt es noch einen weiteren Kandidaten, der beim Vorstand der Außerirdischen auf Ablehnung stößt und daraufhin droht, mit seinen Truppen das Communiverse auszulöschen.
Da Elio sich ausgerechnet hier fernab von der Erde verstanden und ernst genommen führt, meldet er sich freiwillig, um die Verhandlungen mit dem Warlord zu führen und eine intergalaktische Krise zu verhindern. Dabei trifft er auf den wurmartigen Glordon (Remy Edgerly) – einen jungen wärmeliebenden Außerirdischen mit vielen Beinen, noch mehr Zähnen und einem großen Herz – mit dem er sich anfreundet und der sich als Sohn von Lord Grigon herausstellt und der auf keinen Fall so kriegerisch wie sein Vater werden will. Jetzt hecken die beiden Jungen einen riskanten Plan aus, mit dem sie Gemeinschaft und das Universum retten wollen. Doch irgendwann stoßen Elio und Glordon damit an seine Grenzen.
Welche Möglichkeiten hat Elio noch, um eine feindliche Übernahme der Erde und der Communiverse durch Lord Grigon und seine hochgerüsteten Truppen zu verhindern?
Nach einigen nicht so erfolgreichen aber nicht minder sehenswerten Animationsfilmen wie ″Soul″ (2020), ″Luca″ (2021), ″Lightyear″ (2022) und ″Elemental″ (2023) hatten die Pixar Animation Studios mit ″Alles steht Kopf 2″ (2024) endlich wieder ein richtig großer Hit.
Jetzt kommt das innovative Studio aus Kalifornien mit einer neuen Story, die uns in die Weites des Alls entführt, wieder in die Kinos. Unter der Regie von Madeline Sharafian, Domee Shi und Adrian Molina nach dem Drehbuch von Julia Cho, Mark Hammer, Mike Jones und Adrian Molina kommt mit ″Elio″ wieder ein origineller Originalfilm in die Kinos, der beweist, dass das Studio immer noch weiß, wie man gute Filme für Kinder und auch Erwachsene macht.
Denn in dem neuen Film, der seit längerer Zeit wieder in 3D gedreht wurde, ist ein liebenswerter, einsamer und nerdiger Elfjähriger die Hauptperson, der sich nichts mehr wünscht als von Aliens entführt zu werden und der dann für den Anführer des Planeten Erde gehalten wird und deshalb ausgesucht wird, mit einem kriegerischen Kontrahenten um den Sitz im Communiverse zu verhandeln.
Normalerweise ist es nicht nötig, sich einen Film in 3D anzusehen, hier aber bietet er doch einigen Mehrwert, denn der Animationsfilm lässt den Machern dabei viel Platz für Kreativität, Gefühl und wunderbar gestaltete freundliche und unfreundliche Charaktere, die als sehr unterschiedliche Aliens in die Story eingebettet sind, die dann mitten ins Herz trifft. Die Regisseure und das Kreativteam setzen dabei auf eine wunderbare und fantasievolle Bildsprache und daneben auf ein kindliches Helden-Duo, das man als Zuschauer sofort ins Herz schließt und einfach gernhaben muss.
Das zentrale Thema des Films sind aber nicht die wunderbar gelungenen und diversen Außerirdischen und ihre Probleme mit einem Warlord, sondern im Zentrum steht eine verwaister Junge, der sich gegen alle Versuche seiner Tante wehrt, zu ihm einen Zugang zu finden. Auch Elios nicht ganz ernste Versuche, Freunde zu finden, schlagen genauso fehl. In dem der UN nach empfundene Communiverse sieht er eine Möglichkeit, endlich dazu zu gehören und in dem wurmartigen Glordon findet er zusätzlich einen Freund, der ähnliche Problem hat wie er. Denn auch Glordon fühlt sich von seinem Vater missverstanden und will nicht in dessen kriegerischen Fußstapfen treten. Hier wird von den Regisseuren eine ganz zentrales Thema für Heranwachsende angesprochen. Denn welcher Jugendliche hat sich nicht schon einmal von seiner Familie missverstanden und nicht dazu gehörig gefühlt?
Der Animationsfilm ist mit seinen 98 Minuten ausgesprochen kinderfreundlich. Da aber doch recht viele Themen angesprochen werden (wie auch die Unterschiede zwischen Elio bzw. Glordon und ihren Klonen), können viele davon nicht genügend ausgearbeitet werden. Das ändert aber nichts daran, dass der Film mit seinem sympathischen Humor beeindruckend kurzweilig ist. Daneben steckt die Welt der in der Communiverse versammelten Aliens so voller kreativer Ideen und Designs der Kameraleute Jordan Rempel und Derek Williams und des Keativteams, dass man sich einfach an denen verschiedenen Aliens nicht sattsehen kann. Auch der Score von Rob Simonsen ist passend gewählt und nicht aufdringlich.
Das Herz des Films sind der einsame Junge Elio und sein genauso einsamer Alienfreund Glordon. Beide machen im Laufe des Film eine Entwicklung durch, sie wachsen, werden selbstsicherer und helfen dadurch auch den Erwachsenen, ihre Umwelt mit anderen Augen zu sehen. Damit zeigt der Film auch, dass Kinder viel unbefangener Kontakte und Freundschaften über ethnische und äußere Unterschiede hinweg schließen können.
Insgesamt ist ″Elio″ ein mit Easter Eggs gespickter kurzweiliger, unfassbar süßer, ausgesprochen charmanter und auch lustiger Animationsfilm in 3D. Der Animationsfilm ist ab 6 Jahren freigegeben. Allerdings können Kinder ab 8 Jahren Elios spannendes Weltraumabenteuer vermutlich besser einordnen. Daneben ist der Film aber trotzdem angenehm komplex, so dass sich auch Erwachsene nie langweilen, da sie vermutlich über zwischenmenschliche und zwischenstaatliche Beziehungsprobleme nachdenken können und auch mit vielen tollen Ideen und Momenten sehr gut unterhalten werden. Hier hat Pixar endlich mal wieder einen Animationsfilm herausgebracht, der nicht ein Sequal oder Remake ist, und den man sich unbedingt im Kino ansehen sollte.
Zusatz: Während des Abspanns gibt es noch eine kurze Szene, die natürlich den Weg für eine Fortsetzung offen lässt.
Foto 1: Elio ist ein Weltraumfanatiker mit einer blühenden Fantasie und einer riesigen Alien-Obsession © 2024 Disney / Pixar
Foto 2: Elio und Glordon © 2024 Disney / Pixar
Foto 3: Elio und Ooooo © 2024 Disney / Pixar
Foto 4: Elio, Glordon und andere Vertreter des intergalaktischen Communiversums © 2024 Disney / Pixar
Info:
Elio (USA 2025)
Originaltitel: Elio
Genre: Abenteuer, Fantasy, Animation, Weltraum, Aliens
Filmlänge: ca. 97 Min.
Regie: Madeline Sharafian, Domee Shi, Adrian Molina
Drehbuch: Julia Cho, Mark Hammer, Mike Jones, Adrian Molina
Originalsprecher: Yonas Kibreab, Zoe Saldaña, Brad Garrett, Jameela Jamil, Omar Sherrer, Naomi Watanabe, Shirley Henderson, Brendan Hunt, Matthias Schweighöfer, Remy Edgerly, Jake Getman, Young Dylan u.a.
Deutsche Sprecher: Matthias Schweighöfer u.a.
Verleih: The Walt Disney Company Germany
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 19.06.2025