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Kategorie: Film & Fernsehen
tell2Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. Juni 2025, Teil 9

Nick Hamm

Berlin (Weltexpresso) – Wilhelm Tell ist eine der großen europäischen Legenden. Diese Geschichte hat mich schon immer fasziniert, nicht nur, weil ihr nie der kulturelle Status zugesprochen wurde, den sie verdient, sondern auch, weil sie noch nie im zeitgenössischen Kino umgesetzt wurde. 

Ich konnte mich mit den zeitlosen Themen politischer Widerstand und moralischer Kompromisse auseinandersetzen, und dabei die mitreißende, epische Geschichte erschaffen, nach der die Legende verlangte. 


Die Geschichte ist auffallend aktuell. Sie zeigt, wie wichtig politischer Widerstand ist, blendet aber nicht die emotionalen Kollateralschäden aus, die durch solchen Widerstand entstehen können. Ich habe Friedrich Schillers Stück als Rahmen für meine Adaption verwendet und mich dabei auf seine Sprache und Teile seiner Geschichte gestützt. Ich habe das Poetische mit dem Umgangssprachlichen kombiniert und eine Grammatik für den Film geschaffen, die für diese Zeit völlig authentisch ist. So konnte ich komplexe Ideen formulieren, aber auf eine unterhaltsame Weise. 


Die Besetzung war fantastisch und näherte sich der poetischen Sprache mit einem Naturalismus, der dem Film einen Teil seines unverwechselbaren Flairs verleiht. 


Unser Wilhelm Tell ist ein Antiheld: Claes Bang spielt einen moralischen Mann, einen Familienvater, der eine dunkle Vergangenheit in sich trägt. Er sucht nicht den Kampf, weil er die Kosten des Krieges aus seiner Zeit bei den Kreuzzügen kennt. Dort lernte er seine Frau Suna kennen, die von Golshifteh Farahani furios und furchtlos gespielt wird. Connor Swindells spielt den Gegenspieler Gessler, einen jungen, überambitionierten österreichischen Statthalter, der es sich zum Ziel gemacht hat, die Schweizer „Bauern“ zu unterwerfen. 


Gessler, Suna und Tell sind das Dreigestirn, die im Mittelpunkt des Kernstücks des Films stehen: der Apfelszene. Vergessen Sie alles, was Sie gehört haben, diese simplistische Version der Geschichte eines Jungen, der an einen Baum gefesselt ist und kurz davor steht, von seinem Vater gerettet zu werden. Die Wahrheit ist weit davon entfernt. Es geht um nichts Geringeres, als dass ein Vater gezwungen wird, seinen Sohn öffentlich hinzurichten. Politische Rache, aufgeführt wie ein Theaterstück.

Foto:
©Verleih

Info:
Besetzung

Wilhelm Tell Claes Bang
Gessler Connor Swindells
Suna Golshifteh Farahani
Rudenz Jonah Hauer-King
Bertha Ellie Bamber
Stauffacher Rafe Spall
Fürst Amar Chadha-Patel
Baumgarten Sam Keeley
Stüssi Jake Dunn
Walter Tell Tobias Jowett
Melchtal Solly Mcleod
Gertrude Emily Beecham
Attinghausen Jonathan Pryce
König Albrecht Ben Kingsley
Junger Tell Éanna Hardwicke
Wolfschiess Billy Postlethwaite
Baumgartens Frau Neva Leoni
Kuoni Samuel Edward-Cook
Königin Agnes Jess Douglas-Welsh

Regie:  Nick Hamm

Laufzeit 133 min
Bildformat 2,60 : 1
Ton Dolby Atmos
Gedreht mit ARRI ALEXA MINI LF, ZEISS SUPREME Objektiv (21mm, 25mm, 35mm, 50mm, 85mm - verschiedene)
Produktionsländer Vereinigtes Königreich/Italien
Drehorte Rom, Südtirol, Italien

Abdruck aus dem Presseheft