
Redaktion
Berlin (Weltexpresso) – Für viele Menschen ist die Legende von Wilhelm Tell die eines Meisterschützen, der dafür bekannt ist, seinem Sohn einen Apfel vom Kopf geschossen zu haben. Für diejenigen, die die Geschichte und Friedrich Schillers Klassiker von 1804 kennen, ist Tells Saga jedoch eine epische und inspirierende Geschichte des Widerstands. Die Schweizer Produzentin der Verfilmung, Marie-Christine Jaeger-Firmenich, ist der Meinung, dass das Publikum durch diese Geschichte die Möglichkeit erhält, ihre Kultur, die Schweizer Kultur, besser zu verstehen, „... und den Drang, unsere eigenen Rechte, unsere Unabhängigkeit, unsere Freiheit und das, woran wir glauben, zu verteidigen“.
Aber abgesehen von der Wichtigkeit der Geschichte möchte Jaeger-Firmenich auch, dass Menschen auf der ganzen Welt diese Nacherzählung des fesselnden Dramas von Wilhelm Tell und die gewaltigen Kampfszenen genießen, die von einer erstaunlichen, internationalen Besetzung dargestellt werden. Sie räumt ein: „Es ist kraftvoll, manchmal gewalttätig – aber es ist sehr unterhaltsam anzusehen!“
Für den Produzenten Piers Tempest war der Maßstab entscheidend, um die Legende von Wilhelm Tell auf die Leinwand zu bringen, und er ließ sich von dem inspirieren, was Peter Jackson mit seiner „Der Herr der Ringe“-Trilogie erreicht hatte. Als langjähriger Mitarbeiter des Drehbuchautors und Regisseurs Nick Hamm waren sich beide bei der Arbeit an dem Projekt voll und ganz bewusst, welch enormes Unterfangen ihr fünfter gemeinsamer Film sein würde: Sie hatten die Aufgabe, sich eines förmlich heiligen Textes anzunehmen und dem Umfang der Geschichte gerecht zu werden. Tempest erklärt, dass Hamm schon immer die Schiller-Version von Wilhelm Tell auf die Leinwand bringen wollte. „Er hatte eine unglaublich starke Vision für die Geschichte und war sich unbedingt bewusst, wie wichtig sie für die Schweiz und Europa ist.“ Schillers Stück steht heute unverändert auf dem Lehrplan deutscher Schulen. Tempest und Hamm hatten bereits zuvor an gefeierten Filmen wie BENZIN IM BLUT (2018), GIGI & NATE (2022) und KILLING BONO (2012) zusammengearbeitet, aber WILHELM TELL ist ihr bislang mit Abstand größtes Unterfangen, das erste Mal, dass sie sich mit der Umsetzung eines großen historischen Actionfilms befassten. „Es war uns sehr wichtig, den Film in großem Maßstab zu drehen und der Geschichte wirklich gerecht zu werden“, sagt Tempest.
Das bedeutete, durch ganz Europa zu reisen, um den perfekten Ort zu finden, an dem die Handlung in natürlichen Landschaften umgesetzt werden konnte. Für Tempest war es entscheidend, in Europa zu filmen: „Also haben wir uns viele verschiedene Drehorte angesehen, von Osteuropa bis Nordirland, Großbritannien und der Schweiz.“ Die Suche auf dem gesamten Kontinent trug schließlich Früchte. Tempest erinnert sich: „Nach vielen Diskussionen waren wir uns einig, dass die Region Südtirol an der schweizerisch-österreichischen Grenze einfach fantastisch ist. Sie hat die Berge und diese unglaublichen, zeitgetreuen Burgen, sie hat einfach die nötige Größe und Schönheit, die obendrein für die Produktion sehr gut zugänglich war.“ Diese Begeisterung überträgt sich auch auf Produzentin Jaeger-Firmenich, die erklärt: „Das gesamte Dorf Altdorf wurde dort unter der Leitung des Produktionsdesigners Tonino Zera gebaut, der mit seinem Team fantastische Arbeit geleistet hat.“
Die gleiche Sorgfalt wurde von den anderen Abteilungsleitern des Projekts an den Tag gelegt, beispielsweise beim Kostümdesign. Tempest erklärt: „Die Kostüme haben eine zeitgenössische Anmutung, und das Zusammenspiel von Produktionsdesign und Kostüm ist wirklich beeindruckend. Die kreativen Kräfte hinter dem Film haben alle ihr Bestes gegeben.“ Double Negative wurde als Leiter des VFX-Teams engagiert, Tempest bezeichnet sie als „Branchenführer in Bezug auf visuelle Effekte“.
Eine Sequenz, an der das VFX-Team besonders hart gearbeitet hat, war die Sturmsequenz, in der Tell in Ketten über den Vierwaldstättersee getragen wird. „Unser VFX-Team hat 3D-Modelle von Teilen des echten Vierwaldstättersees erstellt und sie als Plates um die Umgebung herum übertragen, die in einem Studio in Rom gedreht wurde. Das Endergebnis ist atemberaubend“, sagt VFX-Produzent Tim Field.
Insgesamt stellten die Produzenten ein Team zusammen, das einen Film liefern konnte, der der Legende würdig ist, und wie Tempest sagt: „Er hat alles. Er hat Bösewichte, gute Jungs, Ritterlichkeit und Action. Die Geschichte ist auffallend zeitgemäß, was wahrscheinlich der Grund für ihren anhaltenden kulturellen Widerhall ist.“ Hunderte von Jahren nach der Besetzung der Schweiz hat Tells Triumph über ein übermächtig erscheinendes Reich Generation für Generation inspiriert. Tempest stimmt zu: „Es gibt die Ouvertüre von Wilhelm Tell und das Schiller-Stück, auf das unser Film in besonderem Maße zurückgreift. Während der Französischen Revolution wurde an dem Tag, an dem Robespierre hingerichtet wurde, ein Wilhelm-Tell-Stück aufgeführt. Später in der Geschichte wurde Wilhelm Tell vom Widerstand gegen Nazi-Deutschland als Ikone verwendet. Er ist ein Volksheld, ein langjähriges Symbol des Widerstands, weshalb wir so begeistert sind, diese Geschichte jetzt auf die Leinwand zu bringen.“
Lebende Legenden
Der Cast von WILHELM TELL haucht einem Klassiker neues Leben ein
Für Claes Bang bestand der Reiz, die Schweizer Ikone Wilhelm Tell zu spielen, darin, das moralische Dilemma im Kern von Tells Charakter zu erforschen: „Ich glaube, es ist die Entwicklung dieser Figur, die mich wirklich interessiert hat. Er war Soldat, er war bei den Kreuzzügen dabei und ist zum Pazifisten geworden. Als es zu Beginn dieser Geschichte zu einem Aufstand kommt, will unser Wilhelm Tell nichts damit zu tun haben. Er zögert, sich daran zu beteiligen, und das aus gutem Grund. Er weiß, dass wir im Krieg alle Verlierer sein werden.“
Zu Tells Unglück hat sein Hauptgegner Gessler, gespielt von Connor Swindells, die entgegengesetzte Agenda. Swindells beschreibt Gessler als einen „Zerstörer“. Und er sagt: „Ich denke, als er Tell zum ersten Mal trifft, sieht er diese pazifistische Eigenschaft in ihm, und es wird seine Mission, ihn zu korrumpieren.“ Es gibt rivalisierende Fraktionen innerhalb der österreichischen Mächte, und Swindells sieht den tyrannischen Landvogt der Schweizer Kantone von großen Ambitionen getrieben: „Er strebt nach Macht und sieht sich selbst als würdig an, an der Spitze zu stehen, und diese ganze Abfolge von Ereignissen, die wir im Film erleben, sind für Gessler die nötigen Trittsteine, um Ruhm zu erlangen und nach der Macht zu greifen.“
Bei Wilhelm Tells Verbündeten hingegen weckt der Titelheld innere Stärke und politischen Eifer. Solly McLeods Figur Melchtal wandelt sich grundlegend, als er sich Tell anschließt. „Er ist anfangs hitzköpfig, hat Schreckliches erlebt; sein Hof wurde zerstört und niedergebrannt, sein Vater wurde vor seinen Augen von österreichischen Soldaten ermordet. Deshalb will er kämpfen, er will Blut sehen, er will sich einfach nur rächen und irgendwie seinem Zorn Luft machen. Dann trifft er auf Wilhelm Tell … und es gibt dann Momente, die ihn von seiner Hoffnungslosigkeit erlösen“, erklärt McLeod.
Ellie Bamber, die Prinzessin Bertha spielt, eine zutiefst moralische Figur, die zwischen ihrer Loyalität zur österreichischen Krone und ihrem Wunsch, für die Unabhängigkeit der Schweiz zu kämpfen, hin- und hergerissen ist, wird auf ähnliche Weise zu Größerem berufen. Die Schauspielerin verrät: „Sie begibt sich mit Wilhelm Tell auf eine lebensverändernde Reise – und lernt viel über sich selbst, ihre Prinzipien – und darüber, immer einen Schritt voraus zu sein.“
Die Besetzung von WILHELM TELL umfasst ein riesiges Ensemble, das zahlreiche Handlungsstränge und facettenreiche Charaktere zusammenbringt, während sich die Geschichten mit Tells eigener Reise im Mittelpunkt des Films überschneiden. Jonah Hauer-King, der Prinz Rudenz spielt, sagt: „Ich hatte noch nie einen Job wie diesen, bei dem so viel Arbeit auf so viele Schultern verteilt ist. Es gibt so viele wichtige Figuren und Handlungsstränge.“ Obwohl man sich durchaus an dem Schiller-Stück von 1804 orientiert, wurden einige der Figuren kühn neu interpretiert. Die Frau von Wilhelm Tell, Suna, wird von der iranischen Schauspielerin Golshifteh Farahani gespielt, die erklärt: „Suna ist in der Originalgeschichte eine sehr weiße Frau mit einem großen Busen, und hier kommt sie aus dem Nahen Osten zur Zeit der Kreuzzüge. Es ist dem Genie von Nick Hamm zu verdanken, dass er das tatsächlich in die Geschichte einbringt, denn es ist eine weitere Vereinigung innerhalb der Vereinigung. Es ist die Vereinigung, mit der wir heute in dieser Region mit der weißen Welt konfrontiert sind. Und Suna ist dabei und wird akzeptiert und ist Teil der Geschichte.“
Amar Chadha-Patel spielt die Figur des Fürst. Obwohl die Figur ursprünglich als kaukasischer katholischer Priester geschrieben wurde, entwickelte sich in Zusammenarbeit mit Hamm aus Chadha-Patels Version von Fürst etwas völlig Neues, die ethnische Zugehörigkeit des Schauspielers wurde in die Figur integriert. „Jemand wie ich wäre vom Vatikan niemals zum katholischen Priester geweiht worden“, erklärt der Schauspieler, „aber wir müssen davon ausgehen, dass es kleinere Religionsgemeinschaften und verschiedene Orden gab, die in dieser Zeit ihren Weg durch den Schmelztiegel der Religionen fanden.“ Die größere Vielfalt an Charakteren verleiht dem gesamten Film laut Chadha-Patel eine neue Dynamik und Symbolik: „Fürst als nicht-weißer Teil des Ensembles zusammen mit Suna trägt etwas implizit Schönes in sich. Es gibt einen Moment, in dem er sie auf dem Markt auf Arabisch und mit einem vertrauten Händedruck begrüßt. Für mich steht das für die Freiheit, zu sein, wer auch immer wir sein wollen, und sich dennoch als Teil einer Gemeinschaft zu fühlen. Freiheit wird durch den individuellen Wunsch jedes Einzelnen definiert, er selbst zu sein, aber auch als Gruppe anerkannt zu werden, und ich denke, dafür hat die Schweiz gekämpft.“
Die Inszenierung im Kern
Regisseur Nick Hamm kam mit der ehrgeizigen Vision für ein großes, historisches Action-Epos zu diesem Projekt, und diese kühne Zielsetzung durchdrang den gesamten Dreh. Emily Beecham, die Gertrude spielt, bestätigt: „Nick Hamm hat eine so gute Energie, trotz der riesigen Produktion und der vielen Teller, die er gleichzeitig jonglieren muss. Er hat einen ansteckenden Enthusiasmus, also hatten wir viel Spaß.“ Die Besetzung hatte unerschütterliches Vertrauen in Hamms Vision für den Film, wobei Farahani erklärte: „Nick Hamm ist ein Visionär, und wir alle dienten dem größeren Ganzen, das in seinem Kopf sehr klar durchdacht war.“
Swindells, der den Bösewicht Gessler spielte, fühlte sich durch Hamms Ermutigung in die Lage versetzt, sich als Schauspieler zu entfalten. „Es gab keine Grenzen, was man sich darstellerisch erlauben konnte!“, lacht er. Während des gesamten Prozesses zeichnete sich Nick Hamm als expliziter Schauspieler-Regisseur aus, wie Swindells erklärt: „Er liebt es, mit seinen Schauspielern zusammenzuarbeiten und zu sehen, welche Ideen sie einbringen. Dies ist wahrscheinlich das einzige Projekt, an dem ich beteiligt war, dem eine so umfangreiche Probenzeit vorausging. Es war unglaublich. Nick hat einen Theaterhintergrund, also wollte er unbedingt, dass wir uns als Gruppe zusammensetzen und alles durchsprechen und eine Chemie und Freundschaften aufbauen.“ McLeod bestätigt außerdem, dass Hamm die Truppe mit „grenzenloser Energie“ zusammenhielt, „die auf den Rest der Besetzung und des Teams abfärbt. Natürlich gab es bei der Zusammenarbeit mit einem italienischen Team und englischen Schauspielern Sprachbarrieren, aber Nick hat alle zusammengeschweißt.“
Der Film bedeutete für den Regisseur, der seine Karriere auf der Bühne begann, bevor er eine Reihe gefeierter Filme in einer Vielzahl von Genres drehte, Neuland. Aber Hamms Hauptdarsteller Bang sagt, dass die Ermutigung seiner Besetzung immer im Mittelpunkt der Vision des Regisseurs stehe: „Das Erstaunlichste an Nick ist, dass ich noch nie mit jemandem zusammengearbeitet habe, der den Enthusiasmus und die Liebe für das, was er von seinen Schauspielern zurückbekommt, auf die Art und Weise ausdrückt, wie er es tut.“
Foto:
©Verleih
Info:
Besetzung
Wilhelm Tell Claes Bang
Gessler Connor Swindells
Suna Golshifteh Farahani
Rudenz Jonah Hauer-King
Bertha Ellie Bamber
Stauffacher Rafe Spall
Fürst Amar Chadha-Patel
Baumgarten Sam Keeley
Stüssi Jake Dunn
Walter Tell Tobias Jowett
Melchtal Solly Mcleod
Gertrude Emily Beecham
Attinghausen Jonathan Pryce
König Albrecht Ben Kingsley
Junger Tell Éanna Hardwicke
Wolfschiess Billy Postlethwaite
Baumgartens Frau Neva Leoni
Kuoni Samuel Edward-Cook
Königin Agnes Jess Douglas-Welsh
Regie: Nick Hamm
Laufzeit 133 min
Bildformat 2,60 : 1
Ton Dolby Atmos
Gedreht mit ARRI ALEXA MINI LF, ZEISS SUPREME Objektiv (21mm, 25mm, 35mm, 50mm, 85mm - verschiedene)
Produktionsländer Vereinigtes Königreich/Italien
Drehorte Rom, Südtirol, Italien
Abdruck aus dem Presseheft