Im Rahmen der Best of Cinema Reihe kommt das bildgewaltige Meisterwerk in 4K restauriert hauptsächlich am Dienstag, 1. Juli 2025 zurück ins Kino
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Bernardo Bertoluccis Meisterwerk beginnt im Jahr 1950 nach dem Sieg der Kommunisten im Bürgerkrieg und der Einlieferung von Puyi, dem letzten Kaiser Chinas (John Lone), in ein Umerziehungslager. Danach wird seine Lebensgeschichte in Rückblenden erzählt.
Der zweijährige Puyi (Richard Vuu) wird 1908 auf Befehl von Cixi (Lisa Lu), der Witwe des Kaisers Xianfeng, in die Verbotene Stadt gebracht. Das Kind wird zum Kaiser gekrönt und wächst völlig von der Außenwelt abgeschirmt in einem goldenen Käfig auf. 1500 Diener stehen ihm stets zur Verfügung. Sie verfolgen jeden seiner Schritte, mussten bei der Annäherung den Kotau vor ihm vollziehen, Kritik oder Bestrafung waren untersagt und sie werden für Untaten an seiner Stelle bestraft.
Bereits 1912 wird der sechsjährige Kaiser (Tijger Tsou) gezwungen abzudanken, lebt aber weiterhin in der Verbotenen Stadt, wo er zuerst von chinesischen Tutoren und später auch von dem schottischen Lehrer Reginald Johnston (Peter O’Toole) unterrichtet wird Während innerhalb der Palastmauern alles beim Alten bleibt, endet außerhalb der verbotenen Stadt die 365jährige Herrschaft der Qing und die Revolutionäre proklamieren die Republik China.
Der junge Kaiser versucht unter dem Einfluss seines Lehrers Reformen durchzuführen. Doch Puyi (jetzt John Lone) wird 1924 von Truppen der Kuomintang aus der Verbotenen Stadt vertrieben. So betritt er mit 18 Jahren zum ersten Mal die Außenwelt und lebt, unfähig eine sinnvolle Existenz für sich zu finden, zunächst als Playboy im westlichen Stil.
Nach Feindseligkeiten zwischen Japan und China flieht Puyi in die Mandschurei. Dort setzen ihn die Japaner als Kaiser von Mandschukuo ein. Langsam wird ihm bewusst, dass er eigentlich wieder nur eine machtlose Marionette der Japaner ist.
In der Manschurei wird Puyi 1945 von sowjetischen Soldaten gefangen genommen und 1950 an die Volksrepublik China ausgeliefert. Erst sehr viel später erfährt er von den Kriegsverbrechen und den massenhaften Verbrechen gegen die Menschlichkeit der Japaner.
Nach zehn Jahren wird er aus der Internierung entlassen und lebt einsam als Gärtner. Zum Ende seines Lebens besucht er noch einmal die Verbotene Stadt, in der nun ein Museum eingerichtet ist. Er stirbt als einfacher Gärtner am 17. Oktober 1967 in Peking…Regisseur Bernardo Bertoluccis vielfach preisgekröntes Epos ″Der letzte Kaiser″ erhielt als erste westliche Produktion 1986 eine Drehgenehmigung für die Verbotene Stadt in Peking. Drehorte waren außer der Verbotenen Stadt, Dalian, der Kaiserpalast von Changchun, Cinecittà in Rom sowie Salsomaggiore bei Parma, der Geburtsstadt Bertoluccis. An den Dreharbeiten waren etwa 19.000 Statisten beteiligt. Allein für die Krönungsszene des Kaisers filmte Kameramann Vittorio Storaro mit 10.000 Komparsen in historischen chinesischen Kostümen. Das Drehbuch stammte von Mark Peploe und Bernardo Bertolucci. Für die Musik waren Ryūichi Sakamoto, David Byrne und Cong Su verantwortlich.
Der bildgewaltige Monumentalfilm wurde international mit insgesamt 48 Filmpreisen ausgezeichnet, darunter vier Golden Globes 1988, drei British Academy Awards 1989 und einen französischen César. Bei der Oscarverleihung 1988 wurde der Film in neun Kategorien nominiert und ihm gelang ein ″Clean Sweep″, er siegte in jeder nominierten Kategorie und gewann dabei als wichtigsten Oscars die Trophäen für den Besten Film, für die Beste Regie und das Beste adaptierte Drehbuch.
Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) verlieh dem Biopic das Prädikat besonders wertvoll, da der mit einem in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Aufwand gedrehte Film dennoch keines der üblichen historischen Kolossalgemälde geworden ist. Seine entscheidende Ausstrahlungskraft verdankt der Historienfilm dabei nicht dem fremdartigen, vornehmlich luxuriösen Milieu, sondern der Intensität der Darsteller, die menschliche Tragik sichtbar werden lassen.
Insgesamt erzählt ″Der letzte Kaiser“ eine tragische Geschichte von Macht und Ohnmacht. Der Film ist das Drama eines verwöhnten, eitlen jungen Mannes, der nie lernen konnte, Verantwortung für seine Handlungen und sein Leben zu übernehmen. Der kindliche Kaiser Puyi wurde von seiner Umgebung zum Tyrannen erzogen und musste letztendlich als Erwachsener dafür büßen. Es lohnt, sich das Bernardo Bertoluccis monumentalen Kultklassiker noch einmal oder auch zum ersten Mal in 4K restauriert im Kino anzusehen.
Unter dem Untertitel Meisterwerke zurück ins Kino wurden seit November 2021 von Studiocanal und seit 2023 oder 2024 auch von dem Constantin Film Verleih, Capelight Pictures, Tobis und dem X Verleih bisher insgesamt 42 Filme in der Best of Cinema Reihe dem interessierten Publikum jeweils am ersten Dienstag häufig neu in 4K restauriert als Wiederaufnahme in ausgewählten Kino-Theatern gezeigt.
Im ersten Halbjahr 2025 ist neben Studiocanal, Capelight Pictures, Tobis und dem X Verleih mit Warner Bros. Pictures ein weiterer Verleiher und erstmalig auch ein Major Label mit an Bord. Inzwischen ist auch bekannt, dass im 2. Halbjahr 2025 erstmals auch Universal Pictures und The Walt Disney Company mit Filmen in der ausgesprochen erfolgreichen Reihe vertreten sein werden.
Am 1. Juli 2025 kehrt jetzt Bernardo Bertoluccis bildgewaltiges Meisterwerk, das u.a. mit 9 Oscars und 4 Golden Globes ausgezeichnet wurde, erstmals in 4K restauriert für einen Tag zurück auf die große Leinwand.
Folgende Filme sind weiterhin für das 2. Halbjahr 2025 vorgesehen: Di. 05.08.2025 - ″Der weiße Hai″ (1975), Di. 02.09.2025 - ″Walk The Line″ (2005), Di. 07.10.2025 - ″Sie leben″ (1988), Di. 04.11.2025 - ″Das Schweigen der Lämmer″ (1991) und Di. 02.12.2025 - ″Charlie und die Schokoladenfabrik (2005).
Auf der Best of Cinema Webseite (https://www.bestofcinema.de/der_letzte_kaiser_1987) kann man nachschauen, in welchen Kinos vor Ort und zu welcher Uhrzeit am Dienstag, 1. Juli 2025 und möglicherweise auch noch an den nächsten Tagen mit wenigen weiteren Vorführungen ″Der letzte Kaiser″ zu sehen sein wird. Man kann auf der Webseite (https://www.bestofcinema.de/ ) auch noch Näheres zu den bisher gezeigten Filmen seit November 2021 und zu den weiteren Filmen von August bis Dezember 2025 erfahren.
Foto 1: Plakat mit Richard Vuu als dem 3jährigen Puyi © Studiocanal GmbH
Foto 2: John Lone als Puyi/Henry und Joan Chen als Wan Jung/Elizabeth © Studiocanal GmbH
Foto 3: Peter O’Toole als Reginald Fleming ″R.J.″ Johnston © Studiocanal GmbH
Info:
Der letzte Kaiser (Großbritannien, Frankreich, Italien 1987)
Originaltitel: The Last Emperor - italienisch: L'ultimo imperatore
Genre: Biografie, Drama, History, Kultklassiker
Filmlänge: ca. 160 Min.
Regie: Bernardo Bertolucci
Drehbuch: Mark Peploe, Bernardo Bertolucci
Basierend auf From Emperor to Citizen: The Autobiography of Aisin-Gioro Puyi (1960) von Puyi
Darsteller: John Lone, Joan Chen, Peter O'Toole, Ruocheng Ying, Victor Wong, Dennis Dun, Maggie Han, Ryûichi Sakamoto, Ric Young, Vivian Wu, Cary-Hiroyuki Tagawa, Richard Vuu, Tijger Tsou, Wu Tao u.a.
Verleih: Studiocanal GmbH
FSK: ab 12 Jahren
″Der letzte Kaiser" wird hauptsächlich am Dienstag, 01.07.2025 im Rahmen der Best of Cinema Reihe in etwa 300 Kinos in Deutschland zu sehen sein. Daneben wird es auch noch einige Vorführungen an den Tagen danach geben. Die Kinos vor Ort, Termine und Startzeiten sollte man zur Sicherheit vorher noch auf der Internetseite https://www.bestofcinema.de/der_letzte_kaiser_1987 nachsehen.