
Redaktion
London (Weltexpresso) - Ray (GILLIAN ANDERSON) und Moth (JASON ISAACS) kämpfen bei stürmischer Nacht darum, ihr Zelt nicht ans Meer zu verlieren. Wir sehen dabei zu, wie ein zerfleddertes und abgenutztes Buch von den Wellen mitgerissen wird und droht, in der wilden See zu verschwinden. DER SALZPFAD. Wir begegnen Ray und Moth zu Beginn ihrer Reise. Sie sitzen im Bus, mit all ihrem Hab und Gut vor sich in ihren Rucksäcken. Ray macht sich Notizen in demselben Buch aus der Eröffnungssequenz: The South West Coast Path. Während sie versucht, ihre Ausgaben zu kalkulieren, fragt Moth sie zur bevorstehenden Wanderung aus. Beide sind besorgt darüber, ob sie ihn körperlich überfordern wird. Aufbruch von Minehead, Somerset: Sie wandern los.
Ray überkommt ein Flashback von ihr und Moth in einem Krankenhausflur. Moth hat sichtlich zu kämpfen, sein linker Fuß schleift bei jedem Schritt hinterher. Zurück in der Gegenwart, mühen sie sich einen steilen Waldpfad hinauf. Moth schleppt das Zelt auf dem Rücken und kommt kaum voran. Nach 4 Kilometern geben sie für diesen Tag auf. Obwohl sie nur ein Drittel der geplanten Strecke geschafft haben, halten sie für die Nacht an – sie haben es ja nicht eilig. Als Ray am nächsten Morgen aufwacht, geht sie ein paar Schritte ins nahe Gebüsch, um zu pinkeln und wird dabei von einem Spaziergänger mit Hund gestört. Er weist sie darauf hin, dass Zelten hier verboten sei. Ray entgegnet, sie würden ohnehin gerade aufbrechen und fragt Moth, ob er so weit sei. Er antwortet: „Ja, ich kann zwar meine Arme und Beine nicht bewegen, aber sonst... bin ich startklar.“ Ray zieht Moth, der immer noch in seinem Schlafsack steckt, aus dem Zelt und hilft ihm auf. Sie kämpfen sich einen weiteren Hügel hinunter. Fast 10 Kilometer sind geschafft. Ray läuft durch sumpfiges Gelände mit kahlen, verdrehten Bäumen und wird vom nächsten Flashback eingeholt: Schockiert und wie erstarrt steht sie vor einem Gerichtsgebäude, amtlich wirkende Papiere fest an sich gedrückt. Moth humpelt ihr nach. Beide scheinen völlig neben sich.
Ein Mann im Anzug stürzt hinter ihnen die Treppe hinunter. „Cooper! Cooper! Du Stück Scheiße, sieh mir in die Augen!“, ruft Moth ihm hinterher und setzt zum Laufen an. Eine weitere Rückblende zeigt, wie die beiden auf ihrem Hof eintreffen, den sie gerade vor Gericht verloren haben. Sie müssen ihren Kindern gegenübertreten und erklären, dass ihnen nur fünf Tage bleiben, um ihr gesamtes Leben zusammenzupacken und ihr Zuhause zu verlassen. „Ist schon okay, niemand ist gestorben“, versucht Moth die Kinder und sich selbst zu beruhigen. Wieder unterwegs: Nach rund 20 Kilometern hinter sich, beschließen sie, sich einen Cream Tea zu gönnen und werden von einem freundlichen Herren am Nachbartisch angesprochen. Als er hört, dass sie sich Lands' End, den westlichsten Punkts Englands, als Wanderziel gesetzt haben, fragt er sie, ob sie im Ruhestand seien. „Tatsächlich obdachlos“, erwidert Moth. „Wir haben unser Zuhause verloren.“ Der Mann und seine Familie sind sichtlich betroffen von der unerwarteten Antwort – ihre Stimmung schlägt sogleich um, als sie das Wort „obdachlos“ hören.
Die Rückblende erzählt weiter: In den Tagen nach dem Gerichtsurteil versucht das Paar, sich mit seiner neuen Situation zu arrangieren und organisiert sich. Ray muss eine Ferienvermietung auf ihrem Hof stornieren. Moth fragt sie, wie viel Bargeld sie noch übrig hätten. Sie erklärt, dass ihnen so gut wie nichts bleibt – und dass selbst das Wenige, was sie durch jeglichen Verkauf ihres Besitzes einnehmen könnten, ebenfalls einbehalten würde. Praktisch ist mit keinerlei Einkünften zu rechnen. Zurück auf der Wanderung, frieren sie im Zelt. Um sich abzulenken, erinnern sie sich an alte Zeiten – und auch an ihr früheres Sexleben. „Jetzt kriege ich nicht einmal mehr meinen Rucksack hoch“, lacht Moth leise vor sich hin. Eine weitere Rückblende unter Klopfen und Poltern: Gerichtsvollzieher stehen vor Rays und Moths Haustür, aber sie machen nicht auf. „Ich kann so nicht gehen, als xxxxxxxxxxxx 5 würden wir verhaftet“, flüstert Ray. In dem Wahnsinn fällt ihr Blick auf den Reiseführer The South West Coast Path. Das Sonnenlicht fällt direkt auf das Buch, und bringt Ray auf eine Idee. „Lass uns einfach wandern.“ Das würde ihnen Zeit zum Nachdenken geben. „Okay“, sagt Moth schließlich. Gemeinsam öffnen sie die Tür. Am nächsten Tag essen sie Fisch und Chips am Meer. Ray macht sich Sorgen ums Geld. „Wir müssen besser haushalten, in nur zwei Tagen haben wir 16 Pfund ausgegeben“, schimpft sie.
Rückblende zu Moth und Ray im Krankenhaus, die darauf warten, eine Diagnose für Moths Zustand zu erhalten: Ein Arzt teilt ihnen mit, dass er an einer seltenen Krankheit namens CBD (Kortikobasale Degeneration) leide. Er erklärt, dass die Krankheit nicht operabel sei und man ihnen lediglich Palliativversorgung anbieten könne. Moth lacht ungläubig. Der Arzt fügt hinzu, dass die meisten Betroffenen nach der Diagnose nur noch etwa fünf Jahre zu leben hätten. Ray entgegnet, so lange klage Moth schon über die Schmerzen, das könne nicht stimmen. Die beiden wollen es nicht wahrhaben. „Ich glaube, Sie haben da die falsche Patientenakte“, meint Ray. 25 Kilometer. Die Strecke zeigt sich gnadenlos, während die Rucksäcke merklich drücken. Mühsam quälen sich die beiden durch ein sperriges Gatter. Auf der anderen Seite wartet höflich ein junges Paar auf sie. Als sie sich bedanken, verabschiedet sich der Mann mit „Hat mich gefreut, Simon“. Moth und Ray tauschen irritiert Blicke aus: „Simon?“ Erneute Rückblende: Ray und Moth sitzen einer Sachbearbeiterin in einer Verwaltungsbehörde gegenüber. Zweifelnd mustert diese Moth und sagt, dass er ja gar nicht so krank aussehe und die Wartezeit auf eine Sozialwohnung bei zwei Jahren liege. Zurück auf der Wanderung beim Essen: Es gibt mal wieder Nudeln. Ray macht sich Sorgen, ob die Kinder sie überhaupt erreichen können – der Handyempfang ist miserabel. Schweigend beobachtet sie Moth dabei, wie er seine Medikamente einnimmt.
Am nächsten Tag hebt Ray etwas Geld ab – sie haben kaum noch etwas auf ihrem Konto. Beim Einkauf im nächsten Supermarkt achtet Ray penibel darauf, was sie sich leisten können; Moth nennt sie schmollend „die KuchenPolizei“. Dann setzt Regen ein. Die beiden mühen sich durch das nasse Wetter, bis sie endlich in einem gemütlichen Pub Zuflucht finden. Dort bitten sie um heißes Wasser und teilen sich einen Teebeutel. Noch bei Tisch zieht Moth ächzend seinen Stiefel aus und entblößt eine große Blase an seinem Fuß. Er meint, dass der Regen bald nachlassen sollte. Zur Nacht versuchen sie, bei einem tobenden Sturm ihr Zelt aufzustellen. Der Wind zerrt nur so am Stoff, aber sie kämpfen sich hinein. Um sich gegenseitig zu wärmen, kuscheln sie sich in denselben Schlafsack. Moth leidet unter starken Schmerzen – jede Bewegung tut ihm weh. Rückblende mit ihrer Freundin Polly (HERMIONE NORRIS): Sie zeigt sich entsetzt über ihre Situation, während Moth und Ray sich bemühen, die Fassung zu wahren und sich optimistisch geben.
Polly erkundigt sich nach den Kindern und Moth beschwichtigt sie, dass sie schon zurechtkommen werden – ihr Sohn zieht zu seiner Freundin und ihre Tochter plant bald nach Kroatien zu gehen, um dort eine neue Stelle anzutreten. Als Polly besorgt nach seiner Arthritis fragt, winkt Moth ab und meint, es sei alles halb so schlimm – und verschweigt dabei, wodurch seine Schmerzen tatsächlich verursacht werden. Zurück unterwegs, geraten die beiden in einen Streit über das gescheiterte Gerichtsverfahren. Erschöpft muss Moth feststellen, dass er nichts mehr zu trinken hat. Als sie in der Ferne einen Eiswagen entdecken, kaufen sie sich kurzerhand vier Wassereis. Ein Mann mit Hut und Sonnenbrille, Grant (JAMES LANCE), spricht sie an und lädt sie zu sich nach Hause ein, um sich etwas zu erholen. Zögernd nehmen Ray und Moth sein Angebot an und begleiten ihn. Am Haus treffen sie auf seine Frau Tessa und ihre Freundinnen, die im Garten zusammensitzen und sie herzlich empfangen. Eine der Frauen ist Masseurin und bietet Moth spontan eine Massage an. Während sie sich um ihn kümmert, entspannt Ray im Wohnzimmer bei einem Glas Wasser. Grant und Tessa fragen sie, was sie denn beruflich mache. Sie antwortet trocken: „Im Moment wandere ich einfach nur.“ Als Nächstes wollen sie wissen, ob Moth ihr eigentlich manchmal Gedichte schreibe. Ray runzelt die Stirn und fragt irritiert, wie sie darauf kämen. Es stellt sich heraus, dass die beiden Moth für den Dichter Simon Armitage gehalten haben. Peinliche Stille breitet sich aus. Man hört nur noch Moths genüssliches Stöhnen von seiner Massage im Nebenzimmer, während Grant klar wird, dass er gerade zwei völlig Fremden seine Tür geöffnet hat.
Fortsetzung folgt
Foto:
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Info:
Regie. Marianne Elliott
Dehbuch Rebecca Lenkiewicz
Besetzung
Raynor Winn. Gillian Anderson.
Moth Winn. Jason Isaacs
Rowan Winn. Rebecca Ineson
Tom Winn. Tucker St Ivany
Doctor Shaw. Angus Wright
Polly. Hermione Norris
Sealy. Gwen Currant