
Redaktion
Berlin (Weltexpresso) - Die Dreharbeiten begannen am 26. August 2024, dauerten bis zum 3. November und fanden zu großen Teilen in Spanien statt. „Das war mein fünfter Film, den ich in Spanien gedreht habe“, sagt Michael Bully Herbig. „Ich arbeite dort wahnsinnig gern, schätze die Menschen, die filmische Infrastruktur und die großartigen Landschaften.“
Dabei war die Wüste Tabernas im südspanischen Andalusien vor 25 Jahren eigentlich nur die zweite Wahl als Drehort für DER SCHUH DES MANITU. „Ursprünglich hatte ich den Wunsch, in den USA zu drehen, was aber nicht zu bezahlen war“, sagt Michael Bully Herbig. „Doch nachdem ich die Motive aus den Sergio-Leone-Western rund um Almeria gesehen hatte und wusste, dass dort auch Teile von
INDIANA JONES UND DER LETZTE KREUZZUG entstanden waren, dachte ich mir: Wenn selbst die Amerikaner in Spanien drehen, dann können wir das auch!“ Vor einem Vierteljahrhundert waren nicht alle davon überzeugt, dass sich der Reiseaufwand lohnt: „Es gab Leute, die meinten, dass DER SCHUH DES MANITU auch im Bayerischen Wald oder im Schwarzwald gedreht werden könnte“, erinnert sich Michael Bully Herbig. „Ich wusste aber, dass die Parodie nur dann optimal funktioniert, wenn sie wie ein richtiger Western aussieht.“
Die erste Klappe in Spanien fiel auf filmhistorischem Boden, genau an jener Stelle, an der einst Sergio Leone die große Schlussszene seines Klassikers SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD (1968) drehte: Am Fuße einer massiven Berglandschaft, mitten in der Wüste Tabernas, fährt ein Zug in die wachsende Stadt Sweetwater ein und bringt Nachschub an Material und Arbeitern für den Ausbau des Eisenbahnnetzes. „Für diese Szene ließ Sergio Leone wirklich Schienen verlegen, beschaffte einen echten Zug und mehrere hundert Komparsen“, zeigt sich Michael Bully Herbig beeindruckt. Damit sich diese Ehrfurcht auf das ganze Team übertrug, ließ er die berühmte Filmszene mit der markanten Musik von Ennio Morricone am Drehort auf Monitoren einspielen. „Die Leute haben Gänsehaut bekommen“, erinnert sich der Regisseur und hält fest: „Das war ein unglaublicher Motivationsschub für die folgenden Drehwochen.“
Die zum Teil noch erhaltenen Westernkulissen von Rancho Leone bilden heute den kleinsten von insgesamt drei Western-Themenparks in der Region. Im größten Park, Fort Bravo / Texas Hollywood, wurden schon die Westernszenen von DER SCHUH DES MANITU und (T)RAUMSCHIFF SURPRISE – PERIODE 1 gedreht. Nicht nur bei Christian Tramitz kam Wehmut auf, als er durch die Straßenzüge lief: „Sofort holten mich die Erinnerungen ein: Die Kirche und den Saloon kenne ich noch, den kleinen Laden ebenfalls, da habe ich mir mal den Fuß verstaucht. Man hält kurz inne und denkt sich: Jetzt ist ein Vierteljahrhundert vergangen – und ist auch ein bisschen dankbar, dass man trotzdem noch allein aufs Pferd kommt.“
Abahachi und Ranger
„Ohne Abahachi und Ranger geht es nicht“, sagt Michael Bully Herbig. Die Helden aus DER SCHUH DES MANITU waren von Anfang auch als Hauptfiguren für den zweiten Teil gesetzt. „Was haben die beiden eigentlich in den letzten 25 Jahren gemacht?“, fragt Christian Tramitz und gibt auch gleich die Antwort: „Sie reiten immer noch für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit. Wahrscheinlich hat das einen genetischen Hintergrund. Man weiß gar nicht, woher der Auftrag kommt und wer die beiden bezahlt.“ Geblieben ist laut Christian Tramitz auch die Hassliebe zwischen den ungleichen Blutsbrüdern: „Ranger ist ein Choleriker. Der hat eine kurze Zündschnur, wie man in Bayern sagt, und brüllt gleich los, wenn Abahachi ihn mit seinem Gerede nervt. Andererseits ist da ein tiefes Band zwischen den beiden. Sie sind wie ein altes Ehepaar, nur mit Pferden.“ Michael Bully Herbig bezeichnet Abahachi und Ranger als „das typische Odd Couple“ nach dem Vorbild von Jack Lemmon und Walter Matthau: „Sie können nicht miteinander, aber auch nicht ohneeinander. Darin liegt der Reiz dieser Blutsbrüderschaft.“
Die ikonischen Kostüme der beiden Blutsbrüder mussten eins zu eins nachgearbeitet werden. „Bully hat je eines seiner Kostüme aus DER SCHUH DES MANITU aufbewahrt, doch diese Originale dienten nur als Vorlage für unsere Arbeit“, sagt Kostümbildnerin Anke Winckler. Das alte Leder war in 25 Jahren morsch und brüchig geworden, zudem wurden die Kostüme aller Hauptrollen in mehreren Ausführungen gebraucht. „Für Abahachi haben wir drei Lederkostüme geschneidert und zwei weitere Kostüme aus einem ähnlich aussehenden Stoff, der sich bei den Schwimmszenen nicht so schnell mit Wasser vollsaugt“, erklärt Anke Winckler.
Historisch korrekt wäre die Verwendung von weichem Hirschleder gewesen, doch für Abahachis und Rangers Kostüme kam Rindsleder zum Einsatz. Und so verwendete Anke Winckler jede freie Minute darauf, die frischgenähten Jacken und Hosen mit Patina zu besprühen: „So ist sichergestellt, dass man den Kostümen sofort den Schweiß und Dreck eines Kleidungsstückes ansieht, das seit vielen Jahren getragen wird.“ Als eine der größten Herausforderungen entpuppten sich die weißen und blauen Perlen, mit denen Abahachis Kostüm bestickt wurde: „Es gibt diese blaue Perlenfarbe aus dem ersten Teil nicht mehr“, sagt Anke Winckler. „Wir haben auf der ganzen Welt danach gesucht, bis wir nach langer Zeit endlich einen ähnlichen Farbton finden konnten.“ Sage und schreibe 200 Stunden Handarbeit waren nötig, um diese Perlen auf ein einzelnes Abahachi-Kostüm zu nähen.
Dieser enorme Aufwand hatte einen Grund: „Im Vorfeld war klar kommuniziert worden, dass die Figuren, die den ersten Teil ausgemacht haben, in der Fortsetzung aussehen sollten, als wären sie 25 Jahre im selben Kostüm durch die Prärie geritten“, sagt Anke Winckler. „Natürlich sindalle älter geworden und wir haben kleine Anpassungen an die Körperform berücksichtigt, aber ansonsten haben wir uns sehr bemüht, die früheren Kostüme genau nachzubilden.“
Diese Sorgfalt brachte auch Maskenbilder Georg Korpás in seine Arbeit ein: „Bully war wichtig, dass bei den Kernfiguren nicht ein Haar anders liegt als vor 25 Jahren.“ So kamen bei Abahachi sogar die Originalperücken zum Einsatz, die nicht nur in DER SCHUH DES MANITU verwendet wurden, sondern davor auch schon in den „Bullyparade“-Sketchen. Georg Korpás wertet diese schwarzen Kunsthaare als Glücksgriff: „Ich habe sie damals in einem Second-Hand-Perücken-Shop gekauft, weil wir für die ,Bullyparade‘ nur ein geringes Budget hatten. Im Laufe der Zeit habe ich sie etwas modifiziert, damit sie dem heutigen Standard entsprechen – aber den Austausch gegen eine vermeintlich bessere Perücke hätte Bully niemals akzeptiert.“
Christian Tramitz wurden nur kleine künstliche Haarteile angeklebt: „Koteletten! Bully legt einen Riesenwert auf Koteletten“, sagt Christian Tramitz. „Das Erste, worauf er in der Frühe achtet: Sind die Koteletten da?“ Handlungsbedarf erkannte Georg Korpás bei Rangers Haarfarbe, weil Christian Tramitz‘ ehemals blonde Haare im Laufe von 25 Jahren grauer geworden sind: „Das sieht super aus, aber für den Film haben wir sie dunkler gefärbt – nicht aus Eitelkeitsgründen, sondern weil es für die Bildharmonie besser ist, wenn Abahachi mit schwarzer Perücke neben Ranger steht“, sagt der Maskenbildner und erläutert: „Ein Western wird sehr kontrastreich gedreht: Alles, was dunkel ist, wirkt im fertigen Film noch dunkler. Alles, was hell ist, sieht auf der Leinwand noch heller aus.“
Das musste auch bei der Hautfarbe der Protagonisten berücksichtigt werden, gerade in gesellschaftlich sensiblen Zeiten, in denen der Vorwurf des „Red-Facings“ im Raum stehen könnte. „Wir haben Bully schon in BULLYPARADE – DER FILM nicht dunkler geschminkt, um eine andere Ethnie darzustellen, wir wollten nur, dass er nicht heller wirkt als Christian, der seit zjeher viel Zeit in der Sonne verbringt und von Haus aus dunkler ist“, sagt Georg Korpás. In DAS KANU DES MANITU trug er Michael Bully Herbig mit dem Airbrush denselben leichten Selbstbräuner auf, den auch die meisten anderen Schauspieler bekamen: „Wir intensivieren den natürlichen Hautton nur, wir ändern ihn nicht“, erklärt Georg Korpás, dessen Arbeit durch die spanische Sonne unterstützt wurde: „Gegen Ende der Dreharbeiten musste ich kaum noch etwas machen. Da hatten alle Schauspieler die Hautfarbe, die wir brauchten. Und Christian mussten wir bitten, dass er möglichst wenig Freizeit in der Sonne verbringt.“
Foto:
©Verleih
Info:
BESETZUNG
Abahachi Michael Bully Herbig
Ranger Christian Tramitz
Dimitri Rick Kavanian
Winnetouch Michael Bully Herbig
Mary Jasmin Schwiers
Der Boss Jessica Schwarz
Sheriff Kane Friedrich Mücke
Deputy Ratford Rick Kavanian
Little Rock Daniel Zillmann
Serge Tobias van Dieken
Dynamite Pit Bukowski
J.K. Akeem van Flodrop
Bullet Tutty Tran
Wolfgang Merlin Sandmeyer
Mr. Lucas Waldemar Kobus
Chefankläger Jan van Weyde
und Sky du Mont
STAB
Regie Michael Bully Herbig
Drehbuch Michael Bully Herbig
Christian Tramitz
Rick Kavanian
Abdruck aus dem Presseheft