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Kategorie: Film & Fernsehen

225Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 28. August 2025, Teil 11

Redaktion

München (Weltexpresso) – ÜBER DAS VERHÄLTNIS VON MUTTER UND TÖCHTERN

Laura Tonke:
„Andrea ist eine Frau, die in ihrer Sucht gefangen ist und sich selbst längst aufgegeben hat. Ihre Beziehung zu den Töchtern ist von Schuld, Hilflosigkeit, aber auch von einem Wunsch nach Nähe geprägt – auch wenn sie das kaum ausdrücken kann. Sie liebt ihre Kinder, aber sie ist nicht mehr in der Lage, Verantwortung zu übernehmen. Das Verhältnis ist geprägt von Schmerz, Enttäuschung – und trotzdem einer tiefen, fast tragischen Verbundenheit.“



Luna Wedler:
„Andrea ist wie eine tickende Zeitbombe, bei der man nicht weiß, ob sie hochgeht oder nicht. Tilda und Ida wissen nie, in welchem Zustand ihre Mutter gerade ist, wenn sie nach Hause kommen. Sie haben da eine eigene, stumme Sprache entwickelt, die nur sie verstehen. Die große Angst, dass Außenstehende ihre Situation nicht verstehen und eine Trennung der beiden Realität werden könnte, ist stets präsent. Die Schwestern lieben ihre Mutter und wollen sie nicht verlieren. Alles und alle zusammenzuhalten, das ist eigentlich das, was Tilda letztlich schon ihr Leben lang versucht.“


ÜBER DIE CHEMIE AUF DER LEINWAND

Luna Wedler:
„Abgesehen davon, dass Jannis einfach ein großartiger Schauspieler ist, gibt es zwischen uns seit JE SUIS KARL ein großes Vertrauen. Er überrascht mich immer wieder aufs Neue, und ich glaube, wir geben einander eine Sicherheit, die einen noch mehr einlädt, sich fallen zu lassen und Spaß zu haben beim Spielen.“

Jannis Niewöhner:
„Luna und ich kennen uns jetzt schon fünf, sechs Jahre, und es ist natürlich immer ein Vorteil, wenn man sich von Anfang an vertraut. Beim Schauspiel geht es sehr oft ums Loslassen, man muss sich wohlfühlen vor der Kamera und mit seinen Mitspieler:innen, und das war bei uns einfach der Fall. Ich schätze sie total, Luna ist eine absolute Naturgewalt. Sie sucht immer die Wahrhaftigkeit in einer Szene. Alles, was sie spielt und macht, ist wirklich echt, und wird in dem Moment echt. Das sagt sich so leicht, aber das ist es nicht. Ich weiß nicht wie, aber sie schafft es, dass ich in unseren gemeinsamen Szenen verschwinde, und jedes Mal denke ich: Wahnsinn, es ist unfassbar, wie sie einen mit in diese Welt nimmt.“

Laura Tonke:
„Luna Wedler und Zoë Baier sind überragende Schauspielerinnen, und ich habe sie beide sehr gemocht und gerne meine Zeit mit ihnen verbracht. Luna hatte eine Kraft und gleichzeitig eine große Verletzlichkeit, die mich tief berührt hat. Auch mit dem gesamten Team war die Zusammenarbeit sehr intensiv, sehr vertrauensvoll. Man spürte: Alle wollen den Stoff ehrlich erzählen. Es entstand eine Drehatmosphäre, die ich brauche, um mich wirklich sicher zu fühlen und mich völlig in die Figur fallen zu lassen.“


ÜBER DIE MAGIE DES FILMS

Luna Wedler: „Ich glaube, dass dies ein Film ist, der seine Stärke in den ruhigen Momenten findet, obwohl extrem viel passiert, und ich hoffe, dass sich diese Stärke, diese Ruhe direkt auf die Zuschauer:innen übertragt. Es ist eine Geschichte über Geschwisterliebe, die engste und tiefste Liebe, die man überhaupt haben kann. Ich habe selbst eine kleine Schwester, und kann das sehr gut nachvollziehen, auch die Ambivalenz in Tilda.“

Zoë Baier:
„Ich finde, der Film erzählt eine sehr rührende Geschichte von zwei Geschwistern, die sich gegenseitig unterstützen, und man weiß man nie so richtig, was passiert und was einen am Ende erwartet.“

Laura Tonke:
„Es geht um Zusammenhalt, ums Überleben, ums Erwachsenwerden – aber auch um Hoffnung, Selbstbehauptung und das Aufbrechen alter Muster. Ich bin stolz darauf, Teil einer Geschichte zu sein, die offenlegt, was Sucht mit Familien macht und wie wichtig es ist, hinzuschauen. Dass wir es geschafft haben, eine Figur zu zeigen, die viele lieber nicht sehen wollen, und dass wir sie trotzdem, oder gerade deshalb, ernst nehmen. Ich wünsche mir, dass man diesen Film nicht einfach wegsteckt. Dass er nachwirkt.“

Jannis Niewöhner:
„Mich berührt es immer, wenn ein Film es schafft, einem kleinen Milieu, der kleinen Welt einer Familie oder eines Charakters, dessen Leben von außen vielleicht trist, trostlos und wenig besonders wirkt, eine Größe zu geben. Es ist eine Liebesgeschichte aber auch ein Familiendrama, und ich glaube, dass dieser Film für jeden von uns eine Relevanz hat. Weil wir alle ähnliche Schwierigkeiten kennen und selbst in den schwierigsten Situationen nach Hoffnung suchen und sie auch irgendwann finden, an den Punkt kommen, wo wir auch das Gute zulassen. Genau darum geht es in diesem Film: das Gute zuzulassen und das Gute zu sehen. Und ich denke, es gibt einen Grund, warum sich so viele Menschen auch mit dem Roman verbunden gefühlt haben, denn die Art und Weise, wie das hier gelingt, ist einfach besonders.“


»ICH KÜSSE IHN, UND EINE GROSSE LAST FÄLLT VON MIR AB, WEIL ICH JETZT WEISS, DASS DAS KEIN ABSCHIED IST, SONDERN EINE ANKUNFT.« Aus „22 Bahnen“ von Caroline Wahl

Foto:
©Verleih

Info:
BESETZUNG (Auszug)
Tilda Luna Wedler
Ida Zoë Baier
Andrea Laura Tonke
Viktor Jannis Niewöhner
Marlene Zoe Fürmann
Ursula Eleanor Reissa
Ivan Kosmas Schmidt
Professor Klein Ercan Karacayli
Anna Hannah-Chioma Ekezie
Leon Luis Pintsch
Kilian Berke Cetin
u.v.a.
STAB (Auszug)
Regie Mia Maariel Meyer
Drehbuch Elena Hell
nach dem Roman von Caroline Wahl

Abdruck aus dem Presseheft