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Kategorie: Film & Fernsehen

beule0Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 11. September 2025, Teil 1

Janek Rieke

Berlin Weltexpresso) – Die Idee zu BEULE ist entstanden auf dem Weg ins Krankenhaus mit meiner schwangeren Frau. In Hamburgwar es kalt, es war im Februar. Schneetreiben und ich hatte große Angst gegen einen Baum zu fahren. Und meine Frau hatte ziemliche Schmerzen und ich dachte, wenn ich jetzt einen Unfall baue, dann wäre das eine Katastrophe. Bitte nicht jetzt. Und dann meldet sich eine leise Stimme sagt, das ist eigentlich eine ganz gute Idee für einen Film. Eine katastrophale Fahrt zur Entbindung! Mach das! Und als mein Sohn zur Welt gekommen ist und beide überlebt haben, habe ich angefangen zu schreiben. Das war 2007. Es sind  Jahre vergangen von der Idee bis zum Kinostart.

 

Die erste Drehbuchversion hieß „Friesen am Limit“, aber wir haben dann nicht in Friesland gedreht, sondern in Schleswig-Holstein. Und es gab auch das Missverständnis, dass Leute dachten, es ginge bei dem Film um einen Frisiersalon. Trotzdem gab es hartnäckige Fans des Titels und wir mussten lange diskutieren. Weil wir lange keine bessere Idee hatten. Mein zweiter Sohn, der anders als mein vorsichtiger erster Sohn schon mit drei Jahren mehr Verletzungen, Schrammen und Kratzer hatte, haben wir eine Zeit lang „Beule“ genannt. Und dann dachte ich plötzlich, vielleicht wäre das auch ein Titel. Und ich behaupte ja in dem Film, dass meine Freunde mich „Beule“ nennen. Tatsächlich mussten wir das nachsynchronisieren, weil wir das beim Dreh noch nicht wussten. Und so sagt Anja ab und zu „Beule“, allerdings nur wenn sie nicht im Bild ist, sie sagt den Namen immer aus dem Off.

 

Ich habe dann gedacht, weil wir ohne Geld drehen mussten und wir dann die Idee hatten, im Winter zu drehen, dass ich meine nächsten Filme alle nur noch im Winter drehen werde, weil das ist ja so ideal. 
Keiner dreht, man kann für wenig Geld Equipment ausleihen. Und man bekommt alle Schauspieler, die man gern hätte. Aber bei den Dreharbeiten in Niendorf an der Ostsee habe ich so gefroren wie noch nie bei irgendeinem Dreh. Die Szene am umgekippten Smart war der absolute Tiefpunkt. Ich habe mich in der Szene ständig versprochen. Und diese Versprecher sind dann auch im Film gelandet, weil sie zu der Szene passten. Und das sind echte Versprecher, weil ich vor Kälteschmerz nicht mehr klar denken konnte.

 

Wir hatten bei dem Dreh wirklich wenig Geld zur Verfügung. Aber eine Sache wurde mir ermöglicht, und dafür werde ich Lars Büchel, dem Produzenten, für immer dankbar sein. Wir hatten eine unglaublich luxuriöse, lange Schneidezeit. Wir haben fast fünf Monate an dem Film geschnitten, und wir haben so viel ausprobiert. Der Rohschnitt war über 100 Minuten lang. Und Lars hat eine Strenge, die noch härter ist als mein eigener böser Blick auf den Film. Er hat mich aufgefordert, wirklich alles rauszuschmeißen, was nicht unbedingt gebraucht wird. Wir haben unzählige Varianten ausprobiert, bis ein knackiger, schneller Film entstand. Dabei sind einige witzige Szenen rausgeflogen. Das war dramaturgisch richtig, für die Freundschaften mit manchen Schauspielern aber schmerzhaft.

 

Da unser Werbebudget nicht so hoch ist, haben wir gehofft, dass 60 bis 80 Kinos BEULE in ihren Sneaks einsetzen. Aber das funktioniert natürlich nur, wenn die Kinos an den Film glauben. Und nach den ersten Sneaks in Uetersen und in Quickborn, wo die Leute so viel gelacht haben, hat sich das herumgesprochen. Heute sind wir bei über 160 Sneaks. Ich fahre die ganze Zeit durchs Land und erlebe, dass überall gelacht wird. In München, in Zwickau, in Duisburg, in Frankenthal, in Berlin, in Hamburg und in Kiel. Es freut mich nach all den Jahren, dass die Leute so einen Spaß haben.

 

Ich glaube, dass alle Figuren schöne Szenen haben, gute Momente, witzige Dialoge. Aber es freut mich besonders, dass Frau Milewski, die vorsichtige Therapeutin, so geliebt wird. Sie ist wie eine Flipperkugel, die hin und her geschossen wird und äußerlich völlig zerstört am Ende bei der Geburt hilft. Sie hat Fehler gemacht, obwohl sie doch alles richtig machen wollte. Und die Zuschauer haben, glaube ich, viel Spaß mit ihr. Es gab schon Stimmen, die gesagt haben, sie wollen ein Spinoff: Frau Milewski. Vielleicht könnte man das wirklich machen. Eine Action-Therapeutin, die übers Land fährt und versucht, das Schlimmste zu verhindern.


JANEK RIEKE (Olli „Beule“ Schröder, außerdem Regie, Drehbuch, Produktion)

JANEK RIEKE, Jahrgang 1971, hat sich vor allem als Schauspieler einen Namen gemacht mit mehr als 80 Rollen primär für das deutsche Fernsehen. BEULE – ZERLEGT DIE WELT ist seine zweite Arbeit als Filmregisseur, nachdem er sein Debüt 1996 gegeben hatte mit „Härtetest“, der es 1997 auf zwei Nominierungen beim Deutschen Filmpreis brachte (Bester Film, Beste Hauptdarstellerin – Lisa Martinek) und den Publikumspreis beim Max-Ophüls-Festival in Saarbrücken gewinnen konnte. „Härtetest“ markierte auch Riekes Schauspieldebüt, nachdem er davor drei Jahre lang Philosophie studiert hatte, bevor er am Hamburger Institut für Theater, Musiktheater und Film ein Regiestudium begann, das er 1996 mit dem Kurzfilm „Jenseits von Schweden“. Zusätzlich war er außerdem in Kurzfilmen wie „Hundsgemein“ (1997, Regie: Nils Willbrandt) und „The Sherut Taxi“ (1997; Regie: Holger Borggrefe) zu sehen und übernahm mehrere Theaterrollen bei der Comedy Company Hamburg. Er wandte sich im Anschluss ausschließlich der Schauspielerei zu und wirkte in den TV-Produktionen „Untergrund“ (Regie: Jörg Lühdorff) und an der Seite von Nina Petri und Christian Redl in Christian Görlitz’ „Das gestohlene Leben“ mit.

Im Kino sah man Janek Rieke in „Die Einsamkeit der Krokodile“ (2000) von Jobst Oetzmann, „Lichter“ (2003) von Hans-Christian Schmid, „Eierdiebe“ (2003) von Robert Schwentke, „Herr Lehmann“ (2003) von Leander Haussmann, „Die weiße Massai“ (2005) von Hermine Huntgeburth, „Nichts als Gespenster“ (2006) von Martin Gypkens, „Mord ist mein Geschäft, Liebling“ (2009) von Sebastian Niemann, „Jerry Cotton“ (2010) von Cyrill Boss und Philipp Stennert und „Einmal Hans mit scharfer Soße“ (2013) von Buket Akalus.

Von 2010 bis 2015 spielte er in 42 Folgen den Kommissar Max Winter in der Krimiserie „Der Kriminalist“. Zudem sah man ihn in 15 Folgen von „Die Pfefferkörner“ und seit 2016 war er in 14 Folgen von „Die Eifelpraxis“ zu sehen.

Foto:
©Verleih

Info:
Besetzung
Olli „Beule“ Schröder     JANEK RIEKE
Anja      JULIA HARTMANN
Maike Milewski      FREYA TRAMPERT
Richard Schröder / Martin Jansen      MAX GIERMANN
Mia Petersen.     NILAM FAROOQ
Kalle Maschine Memering GERDY ZINT
Henning Henno Stein DAVID BREDIN
Sören von Heesen DANIEL MICHEL
Naila Petersen SIIR ELOGLU
Lorenz Hieronymus HANS LÖW
Rebecca Rolff THELMA BUABENG

Stab
Regie, Drehbuch JANEK RIEKE

Abdruck aus dem Presseheft