Zum 10. Jahrestag der Anschläge von Paris - im Rahmen der Filmnacht im ZDF am Samstag, 11. Oktober 2025 im ZDF
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nur kurze Zeit nach den islamistischen Anschlägen auf das Pariser Satiremagazin "Charlie Hebdo" wird die französische Hauptstadt von einer Reihe weiterer schwerer Terrorangriffe erschüttert. Am 13. November 2015 erschüttern mehrere Terroranschläge Paris und es gibt zahlreiche Tote. Diese Attacken verlaufen zeitgleich an mehreren Orten – am Fußballstadion "Stade de France", wo gerade das Länderspiel Frankreich gegen Deutschland stattfindet sowie in der Innenstadt, wo Menschen auf Café-Terrassen attackiert werden. Am schwersten getroffen wird ein gut besuchtes Konzert im Klub "Bataclan".
Am Ende sind mehr als 100 Menschen tot, ermordet vor der eigenen Haustür, daheim, wo sie sich sicher fühlten, bei Alltagstätigkeiten. Die Antiterroreinheit "Sdat" und die Innere Sicherheit nehmen sofort die Arbeit auf. "Sdat"-Ermittler Fred (Jean Dujardin) ist gerade erst aus Athen zurückgekehrt, wo es ihm nicht gelang, den als Terroristen gesuchten Abdelhamid Abaaoud festzusetzen.
Sein Team unter Leitung von Héloïse (Sandrine Kiberlain) arbeitet fieberhaft daran, die Attentäter von Paris zu identifizieren, aufzuspüren und zu verhaften. Eine erste heiße Spur gibt es für die Ermittlerinnen und Ermittler erst, als sich Samia (Lyna Khoudri) als Zeugin bei der Polizei meldet, eine junge Frau aus der Vorstadt Saint-Denis. Sie gibt an, ihre Cousine Hasna (Sarah Afchain) habe Kontakt zu einem der Gesuchten, einem Cousin.
Die Hinweise führen zu einem Treffpunkt von Migranten, Obdachlosen und Junkies unter einer Brücke der A86. Um die Operation nicht zu gefährden, wollen Polizei und "Sdat" nicht vorzeitig zu erkennen geben, dass sie den Tätern auf der Spur sind. Es fehlt außerdem ein konkreter Hinweis auf das Versteck des Hauptverdächtigen.
Inès (Anaïs Demoustier) verkabelt Samias Wohnung. Samia soll Hasna ausfragen, sodass die Ermittler den Aufenthaltsort des Cousins erfahren. Am 18. November, fünf Tage nach den Attentaten, ist es so weit: "Sdat" und schwer bewaffnete Spezialeinheiten stürmen im Morgengrauen ein Haus in Saint-Denis.
Im September 2021 begann in Paris der Prozess gegen die Attentäter vom 13. November 2015. 20 Männer saßen auf der Anklagebank. Sie mussten sich für den Tod von 131 Menschen und Hunderten Verletzten verantworten. Die überlebenden Opfer wurden ausführlich gehört. Ende Juni 2022 wurden die Urteile verkündet. Einer der Täter, Salah Abdeslam, erhielt die Höchststrafe: lebenslang ohne Bewährung, die meisten anderen der 20 Verhafteten wurden wegen Beihilfe ebenfalls zu Haftstrafen verurteilt…
″November - Paris im Fadenkreuz″ erzählt die Geschichte dieser fünf Tage - vom 13. bis zum 18. November 2015. Doch die Arbeit der Antiterroreinheit hat erst begonnen – denn es gab insgesamt 131 Tote, 494 Verletzte und zahlreiche weitere Opfer.
Regisseur von ″November″ ist Cédric Jimenez, ein Spezialist für Polizeifilme, nach einem Drehbuch von Olivier Demangel. Jimenez Filme sind üblicherweise hart, handfest, pulsierend, wenig zimperlich, frei von Melancholie und Gefühlsduselei. Kameramann war Nicolas Loir, für den Score war Guillaume Roussel verantwortlich. Das Drama hatte seine Weltpremiere außer Konkurrenz im Wettbewerb des Festivals von Cannes im Mai 2022.
Allerdings ist der hier besprochene Film nicht der einzige, der sich mit den Terroranschlägen vom 13. November 2015 in Paris beschäftigt. Ein weiterer Film war ″Meinen Hass bekommt ihr nicht″ (2022) von Regisseur Kilian Riedhof. Das Drehbuch von Jan Braren, Marc Blöbaum, Kilian Riedhof und Stéphanie Kalfon beruht auf dem Sachbuch gleichen Namens von Antoine Leiris, das 2016 nicht nur in Frankreich erschienen ist.
Außerdem gibt es noch der spanisch-französischen Film ″Frieden, Liebe und Death Metal″ (2022) nach dem gleichnamigen Buch von Ramón González, in dem er beschreibt, wie er und seine Freundin Céline, die beide das Attentat im Bataclan überlebt haben, versuchen wieder zurück ins Leben zu finden. Diese Film ist in Deutschland bisher nur im Bezahl-Fernsehen gelaufen.
Hauptdarsteller ist in ″November - Paris im Fadenkreuz″ Oscar-Preisträger Jean Dujardin als "Sdat"-Ermittler Fred, der bereits früher mit dem Regisseur zusammen gearbeitet hat. Weitere Darsteller sind die César-Gewinnerin Anaïs Demoustier als Freds Kollegin Ines sowie Sandrine Kiberlain deren Vorgesetzte Héloise. Die Franko-Algerierin Lyna Khoudri spielt die Zeugin Samia. In weiteren Rollen sind Jérémie Renier als Marco, Cédric Kahn als Martin, Sofian Khammes als Foued, Sami Outalbali als Kader und Stéphane Bak als Djibril zu sehen.
Hauptsächlicher Inhalt des hier besprochenen Film ist aber die Polizeiarbeit, das Chaos während der Anschläge und während den Nachforschungen, denn der Film zeigt bewusst nur die Perspektive der Polizei und der Sicherheitskräfte. Dadurch ist ein elektrisierender Film entstanden.
″November - Paris im Fadenkreuz″ wurde 2023 insgesamt für in sechs Kategorien für den französischen César nominiert, konnte allerdings nichts gewinnen. Trotzdem lohnt es, sich die auf Nüchternheit abzielende Inszenierung zu später Stunde im Fernsehen anzusehen.
Foto 1: Eine Spezialeinheit unter Leitung von Fred (Jean Dujardin) stürmt im Morgengrauen ein Haus im Pariser Vorort Saint-Denis © ZDF / Rémy Grandroques
Foto 2: Fred (Jean Dujardin) und seine Vorgesetzte Héloïse (Sandrine Kiberlain) verhören einen Verdächtigen © ZDF / Rémy Grandroques
Foto 3: Inès (Anaïs Demoustier) hatte Kontakt zu einer wichtigen Zeugin, deren Hinweise zu einem Haus in Saint-Denis führen © ZDF/Rémy Grandroques
Info:
November - Paris im Fadenkreuz (Frankreich 2022)
Originaltitel: Novembre
Genre: Drama, Thriller, Geschichtsdrama, Terrorismus
Filmlänge: ca. 105 Min.
Regie: Cédric Jimenez
Drehbuch: Olivier Demangel
Darsteller: Jean Dujardin, Anaïs Demoustier, Jérémie Renier, Sandrine Kiberlain, Lyna Khoudri, Cédric Kahn, Sofian Khammes, Sami Outalbali, Stéphane Bak u.a.
FSK: ab 12 Jahren
″November - Paris im Fadenkreuz″ wird am Sa. 11.10.2024 um 23:35 Uhr im Rahmen der Filmnacht im ZDF gezeigt. Das Drama steht als Stream vom 11.10.2025 ab 23.35 Uhr bis zum 10.11.2025 zur Verfügung.
Zusatz: Das oben angesprochene Drama ″Meinen Hass bekommt ihr nicht″ wird am So. 09.11.2024 um 00:05 Uhr beim Ersten gezeigt. Das Drama steht danach noch 30 Tage in der ARD-Mediathek zur Verfügung. Weltexpresso wird dann noch eine Kritik zu diesem Film veröffentlichen.