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Kategorie: Film & Fernsehen

IchSterbe KommstDu Pressefotos 300dpi 03Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 13. November 2025, Teil 9

Hanswerner Kruse


Mecklenburg (Weltexpresso) - „Ich sterbe – kommst du?“ Dieser neue Spielfilm ist keine respektlose Aufforderung zum Suizid, sondern lädt uns ein, der jungen totkranken Nadine aus einem Plattenbau zum Sterben in ein Hospiz auf dem Land zu folgen.


Begleitet wird sie von ihrem widerwillig mitgehenden Sohn Dex und der eigenen Mutter, die sie tatkräftigt, nun ja, vorantreibt: „Jetzt mach dich mal fertig, wir müssen los – sag mal, du hast ja noch gar nichts gepackt..."

Ein Sarg wird gerade herausgetragen, als die Familie ankommt. die Leiterin klärt mit Nadines Mutter die makabren Formalitäten nach dem Tod der Tochter: „Können wir sie nachts anrufen oder sollen wir bis morgens warten?“ (Foto oben). Die Todgeweihte stellt ein paar Fotos auf – will aber dann doch in der ersten Nacht wieder abhauen. So allein, so einsam, so abgeschoben fühlt sie sich. Doch ein sensibler Pfleger folgt ihr, beide reden lange gemeinsam vor der Tür.

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Nadine bleibt. Freundinnen kommen vorbei, tanzen und weinen mit ihr (Foto links). Die Mutter besucht sie häufig, doch der Sohn verweigert ängstlich den Kontakt: „Meine Mama hatte früher noch Haare. Meine Mama hat Krebs und der Krebs frisst die Haare weg.“ 


Es gibt viel Streit mit der Mutter über Dex. Mit dem sensiblen Pfleger besucht Nadine noch einmal ihre alte Wohnung, nimmt einige Dinge mit. Auch ihr Ex-Mann taucht im Hospiz auf, doch die beiden streiten ebenfalls über alte Zeiten. Für einen ehemaligen angereisten Geliebten macht sie sich besonders schön, nimmt Abschied von ihm. Sie freundet sich mit einer munteren Mitpatientin an, doch deren Krankenkasse will den Aufenthalt nicht mehr zahlen: Es gäbe keine Sterbeproblematik! 

Sehr ruhig und einfühlsam, gelegentlich sogar spannend, zeigt uns die Schauspielerin Jennifer Sabel die letzten 14 Lebenstage von Nadine im Hospiz, nach einer wahren Geschichte. Mit dem Lied „Aufrecht gehen…durch die Nacht ins Licht!“ von Mary Roos endet dieser eindrucksvolle und mutige Film.

Die großartige Darstellerin wurde vor kurzem für ihre Rolle mit dem Deutschen Schauspielpreis in der Kategorie „Dramatische Hauptrolle“ ausgezeichnet. Absurderweise verlängerte gleichzeitig das Mecklenburgische Staatstheater nach fast einem Jahrzehnt ihren Vertrag nicht mehr, weil sie angeblich „zu technisch, zu wenig emotional“ spiele (Quelle NDR Nordmagazin).

Der Film war das Regiedebüt ihres Ehemannes Benjamin Kramme und wurde mehrfach beim Max-Ophüls-Preis prämiert (Perspektive Spielfilmpreis, Drehbuch, Publikumspreis). Über seine Frau meinte der Regisseur: „Das Besondere an Jenny ist: Sie braucht eigentlich keinen Regisseur. Sie ist eine wahnsinnig intuitive Schauspielerin. Da sind Dinge passiert, die du als Regisseur gar nicht einfordern kannst.

Die Begründung der Spielfilmjury, bestehend aus Andreas Dresen, Sebastian Urzendowsky und Henriette Confurius: „Am Anfang steht ein Ende. Nadine packt ihr altes Leben in eine Tasche und fährt mit ihrer Mutter ins Hospiz. Sie wird sterben. Wir begleiten sie dabei und erleben einen Film, der mit der gebotenen Ruhe beobachtet. Ganz unzeitgemäß bleibt der leise und offen, schaut seiner Hauptfigur dabei zu, wie sie sich nach anfänglicher Schroffheit mehr und mehr ein- und abfindet mit einer Situation, die so ernüchternd wir traurig ist. In seinen schönsten Momenten zeigt der Film, dass gerade im Hospiz Humor und Lebensfreude möglich sind. Er geht unter die Haut und vermeidet ganz selbstverständlich naheliegende Sentimentalitäten.“


Foto:
© barnsteiner-film

Info:
„Ich sterbe – kommst du?“,
D 2024,
99 Minuten,
FSK 12 Jahre 
Regie Benjamin Kramme,
Drehbuch Benjamin Kramme & Jennifer Sabel.
Mit Jennifer Sabel, Barbara Philipp, Hildegard Schroedter, Monika Lennartz u. v. a.