Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 13. November 2025, Teil 11
Redaktion
Hamburg (Weltexpresso) – YUNAN begann als eine Auseinandersetzung mit dem Vertriebenwerden, mit den stillen Räumen, die es in und um uns entstehen lässt. Ich wollte erforschen, was passiert, wenn das Vertraute schwindet, wenn das Gefühl von Heimat und Zugehörigkeit zerbricht und uns das Schweigen danach bleibt. Die Halligen und das Naturphänomen des „Land Unter“ , bei dem das Meer das Land zeitweise verschlingt und wieder auftauchen lässt, entdeckte ich während meiner Recherche. Nicht nur als Kulisse, sondern als perfekte Metapher für den Rhythmus der Geschichte: Untertauchen, Verlust, Wiederkehr. Was verschwindet, ist nicht für immer fort – aber es kehrt verändert zurück.
Diese Idee prägte meine Herangehensweise: Ich wollte das Unsagbare erkunden und die Leerräume, die Entwurzelung hinterlässt. Auch wenn wir zurückkehren, bleibt eine Distanz, die verändert, wie wir das einst Vertraute sehen. Ich wollte diese Distanz nicht auflösen, sondern eine Weile bei ihr sein und schauen, was sie uns eröffnet. Mich faszinieren die feinen Spannungen zwischen Isolation und Verbindung – wie Menschen nacheinander greifen, wenn sie den Boden unter den Füßen verlieren.
Dies ist kein Film der großen Worte, sondern einer der leisen Gesten. Er entfaltet sich in Blicken, Bewegungen, stillen Zeichen der Güte, die etwas viel größeres bedeuten können.
So habe ich den Rhythmus des Films dem Exilerleben nachempfunden: in Zyklen, sich in Kreisen bewegen, statt geradeaus. Es fühlte sich natürlich an, in dieser Unsicherheit zu verweilen, um die fast unsichtbaren Veränderungen zu beobachten – in den Zwischenräumen von Sprache, Licht und Schatten lebt eine stille Sehnsucht, unausgesprochen, aber zutiefst präsent. Diese Fremdheit verändert unser Verständnis von uns selbst und von Heimat.
Doch ich wollte nicht den Trost der Rückkehr zum Alten anbieten, sondern erforschen, was geschieht, wenn das Vertraute nicht mehr möglich ist. Wenn der Verlust das gewohnte Leben unmöglich macht, wird Vorstellungskraft von der Entscheidung zur Überlebensstrategie – nicht als Traum einer Utopie, sondern als einziger Ausweg.
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©Verleih
Info:
Produktionsland. Deutschland, Kanada, Italien, Palästina, Katar, Jordanien, Saudi-Arabien
Jahr 2025
Kategorie. Spielfilm / Drama
Kinostart. 13. November 2025
Länge. 124 Min.
Originalsprache. Deutsch, Arabisch
Untertitel. Englisch, Deutsch
Regie & Drehbuch
Ameer Fakher Eldin
Besetzung
GEORGES KHABBAZ – Munir
HANNA SCHYGULLA – Valeska
ALI SULIMAN – Schäfer
SIBEL KEKILLI – Schäferin
TOM WLASCHIHA – Karl
NIDAL AL ACHKAR – Munirs Mutter
Abdruck aus dem Presseheft