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Kategorie: Film & Fernsehen

Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. Februar 2015, Teil 6

 

Cordula Passow

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Der Film ist ein Dokumentarfilm von Anna Ditges über den von Umbaumaßnahmen betroffenen Kölner Stadtteil Ehrenfeld. Zwei gegensätzliche Positionen stehen sich dort fundamental gegenüber. Auf der einen Seite Stadtplaner wie Architekten mit ihrem Neubauprojekt: ein Einkaufszentrum in Ehrenfeld.

 

Auf der anderen Seite stehen allerdings die Bewohner dieses Stadtteils, die dieses Einkaufszentrum überhaupt nicht haben wollen. Sie wehren sich gegen diese Planung und haben sich in Bürgerinitiativen organisiert.

 

 

Im Film werden nun verschiedene Stellungnahmen abgegeben. Wem gehört die Stadt – Den Bauherren, die sie kaufen? Den Beamten, die sie verwalten? Oder den Menschen, die sie bewohnen? Die Dokumentarfilmerin Anna Ditges beobachtet Kölner Bürger, die in Bewegung geraten sind. Was passiert, wenn Anwohner, Investoren, Politiker und Stadtplaner ihre ganz unterschiedlichen Vorstellungen von der Zukunft ihres Viertels unter einen Hut bringen müssen?

 

Zum Inhalt

Das Heliosgelände, zentraler Schauplatz im Film gilt als “Herzstück” des Kölner Viertels Ehrenfeld. Mit seinem weithin sichtbaren Leuchtturm aus dem 19. Jahrhundert, mit den alten Werkhallen, in denen sich Clubs und Konzerträume, Werkstätten und Kreativbüros eingerichtet haben, und den vielen Brachflächen dazwischen verkörpert das idyllisch-heruntergekommene ehemalige Industrieareal das besondere Potenzial eines früheren Arbeiterviertels, das gerade zum „In-Viertel“ wird. Doch wo die Ehrenfelder einen ihrer letzten alternativen Lebensräume am Rande einer dicht bebauten Innenstadt bewahren möchten, sehen Investoren und Stadtplaner vor allem ein riesiges ungenutztes Grundstück in Bestlage, das immer weiter zu verfallen droht. Hier könnte so vieles entstehen, so viel gebaut und so viel Geld verdient werden.



Großinvestor und Bauunternehmer Bauwens-Adenauer entscheidet sich für ein Einkaufszentrum. Der Protest lässt nicht lange auf sich warten. Gastronomen und Handwerker, deren Existenz durch den geplanten Abriss auf dem Spiel steht, aber auch Anrainer und Nachbarn sehen die Shopping Mall als Bedrohung für die gewachsene Infrastruktur und für den Einzelhandel des Viertels.



Unterschriften werden gesammelt und eine Bürgerinitiative gegründet, deren Arbeitsgruppen nachhaltige und bürgernahe Konzepte zur Nutzung des Geländes erarbeiten wollen. Mit Unterstützung von Bezirksbürgermeister Wirges, dem die Menschen in „seinem Veedel“ am Herzen liegen, kommt es zu einem moderierten Bürgerbeteiligungsverfahren, in dem Vertreter der Stadt zwischen den Interessen von Wirtschaft, Politik und Bürgerschaft vermitteln und abwägen sollen. Bald stehen erste Modelle im Raum. Kulturstätten, bezahlbarer Wohnraum, ein Park wäre schön, oder doch lieber ein Parkhaus? Visionäre und Pragmatiker, Radikale und Resignierte streiten über Machbarkeit und Kompromisse. Doch am Ende des konfliktreichen Prozesses steht eine Lösung, die so niemand erwartet hätte...



Anna Ditges hat mit ihrem Dokumentarfilm versucht über einen Zeitraum von zwei Jahren ein moderiertes Verfahren zur vertieften Bürgerbeteiligung vorzustellen. Dieses Verfahren stellt nur eine von vielen gesetzlichen Möglichkeiten der Mitbestimmung dar, es kann aber dank seines Erfolgs als Modellprojekt für andere Städte und Initiativen gelten. Seit 2008 gehört das Areal im Besitz einer Grundstücksgesellschaft, zu der u.a. die Bauwens-Unternehmensgruppe gehört.



Gegründet wurde die Bürgerinitiative BI Helios, die sich für eine kleinteilige Struktur aus Wohnraum, inhabergeführtem Handel, kulturellen Einrichtungen, Gastronomie und öffentlichen Flächen einsetzte. Daneben gab es zahlreiche andere Interessensgruppen, Bürgervereine sowie Einzelpersonen, die sich gegen den Bau des Einkaufszentrums aussprachen, in dem viele eine Gefährdung des Einzelhandels und damit der wirtschaftlichen Entwicklung des ganzen Stadtteils sahen.



Nach ausführlichen Gesprächen zwischen Bürgern, Investor, Bezirksbürgermeister und Stadtverwaltung begann 2011 ein ergebnisoffenes, von externen Moderatoren begleitetes Bürgerbeteiligungsverfahren. Die Ergebnisse wurden 2012 der Bezirksvertretung Ehrenfeld, den zuständigen Ratsausschüssen sowie dem Rat vorgelegt. Als Vorgabe für einen städtebaulichen Wettbewerb wurde das Leitbild “Belebtes Stadtquartier für Alle” zur Gestaltung des Geländes als innovatives Wohn- und Kulturquartier ohne Einkaufszentrum festgelegt.

 

Auf Initiative der Stadt Köln wurde zudem der Bau einer inklusiven Schule als Projekt der Universität Köln in die Pläne mit einbezogen – eine Idee, die bei der Mehrheit der Bürger auf Zustimmung stieß. Im Rahmen eines kooperativen Gutachterverfahrens setzten 2013 drei eingeladene Planungsbüros die Ergebnisse des Moderationsverfahrens in städtebauliche Planungsentwürfe um. 2014 entschied der Rat der Stadt Köln sich für einen dieser Entwürfe als Basis für das sich nun anschließende Bebauungsplanverfahren und die Hochbauplanung für die Inklusive Universitätsschule.

 

STAB

Buch und Regie Anna Ditges Kamera und Ton Anna Ditges Schnitt Anna Ditges Schnittassistenz Jakob Jendryka Rafael Maier Brett Orloff Dramaturgische Beratung Gesa Marten Musik Andreas Schäfer Tongestaltung Jascha Viehl Tonmischung André Bendocchi-Alves Emil Klotzsch Farbkorrektur Jan van Diermen Produktion Anna Ditges Produktionsassistenz Julia Arnold Eva Tüttelmann Redaktion Christian Cloos

 

INFO:



Schwarz Weiss Filmverleih

Spieldauer: 87 Min.

Ein Film von Anna Ditges

Format 16:9 HD