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Kategorie: Film & Fernsehen

Filme in deutschen Kinos vom 9. Juli 2015, Teil 2

 

Hanswerner Kruse

 

Berlin (Weltexpresso) - Axel Prahl empfängt mich in Berlin-Mitte im edlen, von der Presseagentur gemietetem „Gorki-Appartement“. Im Weinbergsweg vor dem Haus laufen die Frauen in Kleidern herum, die man sonst nur auf den Catwalks der Fashion Week bestaunt. Prahl dagegen trägt eine Outdoor-Weste.

 

Gut kann er sich an Schlüchtern in Osthessen erinnern, dort sprach ich zweimal mit ihm, als er im Zelt des Kultur-Kinos mit seiner Band spielte oder den Film „Alles inklusive“ vorstellte, um das Kino-Projekt zu unterstützen. In diesem Jahr komme er nicht, meint er, jetzt seien mal andere dran.

 

Warum haben Sie in diesem Film mitgespielt?

 

Ich denke, das Resultat spricht eigentlich für sich, es ist zwar mehr oder weniger eine One Man Show mit mir, aber es spielen natürlich auch ganz hervorragende Kollegen mit. Das war ein Herzensprojekt für mich, wann kriegst Du denn mal so eine Rolle angeboten?

 

Regisseur Freydank hat sofort an Sie gedacht, kannten Sie ihn vorher?

 

Nee, aber ich hatte den mit einem Oscar prämierten Kurzfilm „Spielzeugland“ gesehen. Ich war sehr erfreut, dass er gerade mir diese Rolle angeboten hat. Als Schauspieler ist man natürlich dankbar, wenn einem möglichst unterschiedliche Charaktere angeboten werden.

 

Sie wollten sich bewusst mal vom Münsterer „Tatort“ absetzen?

 

Ja, wie in dem Film „Himmelsleiter“, in dem ich beispielsweise die Rolle des Bösewichts gespielt habe. Gott sei Dank bin ich noch nicht so eindimensional festgelegt, dass die Leute immer denken, okay, das ist der Kommissar Frank Thiel...

 

...aber ihretwegen werden mehr Leute diesen Film sehen...

Das wäre natürlich prima, denn ich finde, der Film hätte es verdient. Er behandelt so viele aktuelle Thematiken, wie beispielsweise NSA, Überwachungs- und Sicherheitsbedürfnis, Sicherung der Grenzen etc. und ist dabei spannend und mit wunderbaren Bildern erzählt.

 

Wie haben Sie denn die Rolle entwickelt?

 

Die größte Herausforderung war für mich Kafkas Bandwurmsätze in Alltagssprache umzusetzen. Davor hatte ich eigentlich am meisten Angst, denn das war ein eklatanter Unterschied zu anderen Filmarbeiten. Fünf Wochen vor Drehbeginn habe ich angefangen, den Text zu verinnerlichen, so Sätze wie „Ich bin nicht ganz fern von dem Entschluss, in die Ferne zu gehen, das alte, trostlose Leben wieder aufzunehmen, das gar keine Sicherheit hatte, das eine einzige ununterscheidbare Fülle von Gefahren war...“

Diese Sätze sollten einfach so in mir drin sein, dass ich nicht mehr darüber nachdenken muss, wenn ich sie hervorhole. Das entsprach schon eher einer Vorgehensweise wie sie am Theater üblich ist.

 

Sie turnen in einer Szene am offenen Fahrstuhlschacht herum

 

Ja, die wollten mich doubeln, aber ich habe gesagt, nee Kinder, das mache ich selbst, und das sieht im Film ja auch spannend aus, oder?

 

 

Klar! Letztlich ist der Film ein Psychothriller...

...genau, im Vergleich zum Kafka-Text mit verblüffenden Wendungen und überraschenden Taten von Franz, doch die Details wollen wir nicht vorher verraten.

 

 

Info:

 

Kafkas der Bau“, D 2014, 110 Minuten, Filmstart 9. Juli

 

Regie Jochen Alexander Freydank mit Axel Prahl,
Kristina Klebe,
Josef Hader,
Devid Striesow und anderen