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Kategorie: Film & Fernsehen

Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 26. Mai 2016, Teil 5

Hanswerner Kruse

Berlin (Weltexpresso) - „Ente gut. Mädchen allein zu Haus“ ist ein hinreißender Kinderfilm, der auch als Buch erscheint, was wir zusammenbinden. Weil ihre Mutter plötzlich für einige Zeit nach Vietnam muss, versinken die Töchter Linh und Tien tief im Schlamassel.

 

Mit dem Titel „Ente gut - Mädchen allein zu Haus“ kommen ihre aufregenden Abenteuer als Film ins Kino und erscheinen zeitgleich auch als Buch. Um die kranke Oma in der fernen Heimat zu versorgen, muss die alleinerziehende Vietnamesin Thuy ihre Mädchen sich selbst überlassen, denn einen Vater oder nahe Verwandte gibt es nicht. Nun managt die elfjährige Linh (Lynn Dortschack) den von der Mutter gepachteten Asia-Imbiss, organisiert den Haushalt und quält sich mit ihrer bald neunjährigen, ziemlich chaotischen Schwester Tien (Linda Phuong) herum.

Aus Frust über die so kurz vor ihrem Geburtstag verschwundene Mutter, richtet Tien ein fürchterliches Desaster an - sie löst Feueralarm in der Schule aus und macht mit größeren Skaterjungs in der Wohnung Party, bei der die Imbiss-Einnahmen verschwinden.


Zu den beiden Mädchen gesellt sich die feuerrothaarige Pauline (Lisa Wihstutz), ein im Gymnasium gemobbtes Klempnerkind. Die elfjährige „Spionin“ weiß alles, was im Plattenbau passiert und will eigentlich die beiden Mädchen erpressen: „Ich gehe zum Jugendamt, wenn Ihr mir kein Geld gebt.“ Doch neugierig geworden, freundet sie sich schnell mit ihnen an und nimmt am vietnamesischen Alltagsleben teil. Sie staunt über gebratene Hühnerfüße ebenso wie über die seltsame buddhistische Art zu beten. Die ernste Linh, die so früh erwachsen sein muss, lacht durch Paulines Einfluss wieder und lernt bei ihr Fahrrad fahren. Doch als die Schule ihrer kleinen Schwester Ärger macht, Polizei und Jugendamt die Mutter der Kids suchen, eskalieren die Ereignisse. Aber mehr wird hier nicht verraten...


Der Film und das Buch sind sehr spannend. jedoch nie bedrohlich, für Kinder ab 8 Jahren geeignet - aber auch unterhaltsam für Erwachsene. „Ente gut“ thematisiert aktuelle Probleme von Kids wie Mobbing in der Schule oder Ärger mit den Eltern („Ich muss von Euch adoptiert worden sein!“) und führt zugleich in die fremde Lebenswelt der vietnamesischen Community ein. Die Drehbuchschreiberinnen haben auch den Roman verfasst. Die Mutter der Autorin Antonia Rothe-Liermann kümmert sich seit Jahren intensiv als „Ersatz-Oma“ um vietnamesische Kinder. So ist der Roman kein schnell zusammengeschriebenes „Buch zum Film“, sondern erzählt auf seine eigene literarische Weise die Geschichte der Mädchen. Beispielsweise führt der Film die Zuschauer mit fünf Einstellungen in die gesamte Problematik ein, der Text nimmt sich dafür, viel detailreicher, wesentlich mehr Zeit.


Wie jeder Film, wie jedes Buch ist „Ente gut“ letztlich eine märchenhafte Erzählung und keine Dokumentation. Beide Medien changieren zwischen alltäglicher Realität und fantastischen Wendungen. Kinder lieben „Ente gut“, wie einige Testvorführungen gezeigt haben. „Es war für mich als Regisseur schon sehr beruhigend, dass die Geschichte in sich stimmig ist und funktioniert“, meint dazu der Filmemacher Norbert Lechner. Bisher hat er zwei erfolgreiche und prämierte „Jungensfilme“ gedreht und nun also einen „Mädchenfilm“, der dennoch ein Streifen für die ganze Familie ist.

 
Ach ja, „Ente gut“ ist das letzte Gericht auf der Speisekarte im Asia-Imbiss und ein Wortspiel, denn die Geschichte hat natürlich ein gutes „Ente“.

„Ente gut - Mädchen allein zu Haus“
Der besondere Kinderfilm von Norbert Lechner, Deutschland 2016, 96 Minuten, Filmstart 26. Mai
Das Buch zum Film von Antonia Rothe-Liermann / Katrin Milhahn, Edition Octopus, 228 Seiten, 9,90 Euro, Verkaufsbeginn 8. Mai

Der besondere Kinderfilm
Die Initiative „Der besondere Kinderfilm“ wurde 2012 von öffentlich-rechtlichen TV-Sendern, der Filmwirtschaft und politischen Institutionen gegründet. Sie will Kinderfilme unterstützen, die nicht auf bekannten Marken oder literarischen Vorlagen beruhen. Dadurch soll die Aufmerksamkeit im Fernsehen und Kino für Filme gesteigert werden, die sich aktuellen Themen und den Lebenswelten von Kindern widmen. Mindestens zwei Filme werden pro Jahr als besonderer Kinderfilm ausgezeichnet, in diesem Jahr unter anderem „Ente gut“.

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