Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 8. Dezember 2016, Teil 7
Filmheft
Berlin (Weltexpresso) – Auch mit der Produzentin von SALT and FIRE, Nina Maag, ist im Filmheft ein Interview abgedruckt, sowie Produktionsnotizen veröffentlicht. Die Redaktion
Anlässlich der Weltpremiere hat die Los Angeles Times Werner Herzog als „dreisten“ Regisseur bezeichnet, auch allgemein steht er für eine beispiellose „Kühnheit“ beim Filmemachen. Was hat Sie gereizt, mit einem durchaus extremen Filmemacher zusammen zu arbeiten, der bereits jetzt als „legendär“ gilt?
Nach den ersten inhaltlichen Gesprächen mit Werner Herzog und Veronica Ferres, die wir in Los Angeles zu dem Stoff führten, wurde schnell klar, dass Werner eine ganz genaue Vorstellung von seinem Film und dessen Umsetzung hatte. Mich haben seine Präzision und Klarheit von Anfang an extrem beeindruckt. Das hat sich durch die gesamte Produktion, den Dreh und unsere Zusammenarbeit gezogen. Werner ist stets höflich, klar, unbestechlich und sehr exakt in seiner Arbeitsweise als Regisseur und Produzent, was die Prozesse ungemein vereinfacht. Es hat sehr viel Spaß gemacht, mit ihm zu arbeiten.
Kühn war der Ansatz, in Bolivien auf über 4000 Metern zu drehen, auf jeden Fall. Interessanterweise gab es überhaupt keine schwierigeren Zwischenfälle oder Krisensituationen, da Werner sowohl sein altbewährtes Team von uns an die Seite gestellt bekommen hat sowie im besten Sinne des Wortes als Regisseur die Zügel in der Hand hielt.
Welche besondere Relevanz sahen Sie im Stoff von SALT AND FIRE?
Der Film beeindruckt vor allem durch seine poetische Stimmung und Erzählweise. Das großartige Cast Ensemble aus Michael Shannon, Gael García Bernal, Veronica Ferres und Zack Michalowski in der außergewöhnlichen Salzlandschaft der Uyuni Wüste Boliviens transportiert eine fantastische Atmosphäre, mit der man im besten Fall beseelt aus dem Kino geht.
Eine Mischung aus langjährigen Weggefährten Herzogs, Superstars aus Deutschland (Ferres) und Hollywood (Bernal) und zwei kleinen Jungen: Wie hat sich das Produktionsteam gebildet? Nach welchen Kriterien sind Cast- und Crewmitglieder ausgewählt worden? Was hat es besonders mit der Besetzung von Lawrence Krauss und den beiden Jungen auf sich?
Die Produktionsstruktur war schnell klar. Neben Construction Film und Werner Herzog gab es als Produzenten den US Producer Michael Benaroya (Margin Call – Der große Crash) und Canana Films, eine uns verbundene mexikanische Produktionsfirma, die den Dreh in Südamerika mit uns zusammen betreut hat. In der Finanzierungsphase kamen sehr schnell ZDF, Arte und FFF mit an Bord, sie sahen alle großes Potential in dem hochwertigen Package.
Natürlich wollten wir Werner seine gewohnte Crew an die Seite geben. In den Heads waren das alles erfahrene Leute aus Deutschland, Italien, England und Mexiko. Das Team vor Ort wurde in Mexiko und Bolivien rekrutiert, und wir haben ungewöhnlich gute und reibungslose Dreharbeiten erlebt. Die beiden blinden Jungs wollten wir unbedingt authentisch besetzen. Wir haben sie auf unserer zweiten Motivtour in Bolivien gefunden. Lawrence Krauss ist ein enger Freund von Herzog, der ihm die Rolle auf den Leib geschrieben hat, so wie im Übrigen auch alle anderen Rollen mit der feststehenden Besetzung von Werner angelegt wurden.
Welche besonderen Herausforderungen ergaben sich aus dem Drehort Bolivien? Wie sind Sie logistisch mit ihnen umgegangen?
Wenn man sich entscheidet, in Südamerika zu drehen, muss man sich komplett auf die Bedingungen vor Ort einlassen können. Wenn das allen Beteiligten von Anfang an klar ist - und das war hier so - ist das überhaupt kein Problem. Wir haben die ersten Reisen nach Bolivien ein halbes Jahr vor Drehbeginn angetreten und vor Ort unglaubliche Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und Professionalität erfahren. Land und Leute sind toll! Natürlich hat das gesamte Team inklusive Cast durchwegs in sehr einfachen Unterkünften übernachtet, zum Teil ohne fließendes Wasser und in einer Höhe, die für den Organismus sehr anstrengenden sein kann. Jeder Körper reagiert da anders, und man kann eine Höhenkrankheit vorab nicht ausschließen. Glücklicherweise haben Werner und sein Cast nicht auf die Höhe reagiert, im Team gab es für 2-3 Tage einige Ausfälle. Zumeist gewöhnt sich der Körper dann an die veränderten Verhältnisse.
An welche Anekdoten vom Dreh in der Salzwüste erinnern Sie sich?
Bei einer der ersten Motivtouren im kleinen Team waren wir in der Regenzeit in der Uyuni Wüste, und das gesamte Salzareal war eines Morgens mit Wasser geflutet. Ich habe noch nie eine so poetische, schöne und beeindruckende Landschaft gesehen.
Im Rahmen der Weltpremiere in Shanghai sprach Herzog von SALT AND FIRE als „Tagtraum, der den Regeln des Kinos nicht folgt“. Stimmen Sie dem zu?
Absolut.
Foto: (c)
Info: aus dem Filmheft