Drucken
Kategorie: Film & Fernsehen

Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 23. Februar 2017, Teil 5

Romana Reich


Berlin (Weltexpresso) – Mit dem vierten Teil soll es nun genug sein mit der Bibi & Tina Reihe von Detlev Buck und soviel läßt sich schon jetzt sagen, da gibt es am Schluß dann wirklich einen solch ansehenswerten Film, daß man auf die vorherigen neugierig wird.


Aber, das ist die gute Nachricht, man braucht keine Vorgeschichte, man kann auch mit diesem Film einsetzen, der eigenständig eine Geschichte erzählt von zuerst einmal Zweien, die so normal daherkommen und dann Kräfte entfalten, daß sich die Landbevölkerung umsehen muß. Dabei ist dieser Film in seiner Mischung aus Märchenfiguren, Fantasy, Jugendgeschichte und rauer Wirklichkeit aktuell wie es deutlicher nicht geht. Tatsächlich bildet die Flüchtlingskrise den Hintergrund, aber das kommt erst später.

Zuerst ist die Freiheit dran, mit der Bibi (Lina Larissa Strahl)  & Tina (Lisa-Marie Koroll) auf ihren Pferden Amadeus und Sabrina über dieFelder reiten, ein frisch gemähtes Kornfeld. Das ist ein Urbild von Lebenslust und Einheit von Mensch, Tier und Natur. Überhaupt sind die Aufnahmen von Landschaft und Gehöften einfach die andere Seite von Deutschland, in dessen Filmen allzuoft die Städte die Hauptrolle spielen.

Als sich die berühmte Hexe in Mädchengestalt und ihre Freundin so richtig verlustieren und kampieren, wird ihre Suppe von einem anderen ausgelöffelt. Es dauert, bis sie herausbekommen, daß dies Aladin(Lea von Ackern) ist, wie er sich so verschwiemelt nennt, von dem es sich später, aber doch noch früh genug, herausstellt, daß dies Adea ist, ein junges Mädchen mit ausländischen Wurzeln, das sich ihrem Clan durch Flucht entzogen hat, als es verheiratet werden sollte. Absurd und ungeheuerlich in einem Deutschland, das Kindheit und Jugend schützt, aber die aus Albanien kommende Familie hält hier in Deutschland noch an ihren alten patriarchalischen Familienformen fest.

Das wird eine harte Nuß für die drei, die sich nach dem ersten Geplänkel und Gemache und Getue, wer der erste ist, sehr gut verstehen, eine harte Nuß, wie der Nußknacker, der Vater von Adea, zu knacken ist, denn der ist so was von gestern und will nicht nur Adea ihr Leben vorschreiben, sondern sie zurückschicken ins Mittelalter. Da hat er die Rechnung aber ohne die drei jungen Damen gemacht. Denn die geben auch bei Böcken nicht auf. Leider gelingt es der zielstrebigen Hexe eben nicht, diesen menschlichen Oberbock in einen Ziegenbock zu verwandeln, das heißt, es gelingt ihr schon, nur es nützt nichts. Aber das hält die festgefahrene Situation in Spannung. Nicht alles läßt sich in kurzer Zeit lösen. Man braucht Geduld und Durchhaltevermögen.

Solange kann man sich ja auch erst einmal um Schloß Falkenstein kümmern, wie es der Film tut. Die vom Grafen (Michael Martens) bewohnten Gemäuer müssen renoviert werden, aber nicht nur das. Dirk Trumpf heißt der windige Bauunternehmer, dem Joachim Meyerhoff (vom Burgtheater und als witziger Buchautor bekannt) eine herrlich schmierige Gestalt gibt und der sogar eine – höre, höre – extrem hohe und teure Mauer um Schloß Falkenstein ziehen will. Ob der Drehbuchautor das schon aus dem US-Wahlkampf kannte oder antizipierend längst zuvor sich ausgedacht hatte? Es paßt ins Bild.

Ins Bild paßt aber auch, daß der Herr Sohnemann Alex (Louis Held) ganz was anderes vorhat und auf dem Schloßgelände mal was Richtiges unternehmen möchte und ein Musik-Festival durchziehen will. Und als dann auch noch Tina entführt wird, da eskaliert die Handlung...


 „Bibi & Tina – Der Film“  war der erste Auftritt, der nächste handelte in „Bibi & Tina 2 - Voll verhext“ von Kinderarmut und im dritten war dann das andere Geschlecht dran,  „Bibi & Tina 3 - Mädchen gegen Jungs“. Und im vierten und letzten ist es eine Mischung aus persönlichen Problemen wie denen von Adea und der allgemeinen Lage von Flüchtlingen in Deutschland, für die es nämlich keine allgemeine Lage gibt, sondern nur sehr spezielle Situationen. Und genau dies kann man in diesem Film ständig erfahren, daß es keine allgemeingültige Einschätzung geben kann, sondern jeder einzelne Flüchtling auch seine eigene Geschichte und Probleme hat, kommen sie nun aus Syrien, was angesagt ist, oder aus Nordalbanien, wo harsche Zustände herrschen, die die Mädchen hier nicht haben wollen und auch nicht haben müssen.


Foto:Die drei Hauptdarstellerinnen © Verleih


Info:

Detlev Buck
Mit
Lina Larissa Strahl, Lisa-Marie Koroll, Louis Held u.a.
Genre
Familie , Abenteuer