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Kategorie: Film & Fernsehen

Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 23. Februar 2017, Teil 6

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Wie jedes Jahr startet am Patriots Day, dem dritten Montag im April, der Boston Marathon, der einer der ältesten und beliebtesten Marathons der Welt ist und der seit 1897 durchgeführt wird. Inzwischen nehmen regelmäßig über 20 000 Läufer und Läuferinnen teil.

2013 fällt der Termin auf den 15. April. Der Lauf ist ein großes Sportereignis und Volksfest, an der Strecke stehen regelmäßig tausende Zuschauer.

Sergeant Tommy Saunders (Mark Wahlberg) ist vorübergehend degradiert und soll den letzten Tag seiner Degradierung als Streifenpolizist absolvieren und beim Marathon zusammen mit Kollegen den Zielbereich sichern. Saunders ist nicht nur wenig begeistert von der Aufgabe, sondern er kämpft auch mit chronischen Knieschmerzen und bittet deshalb seine Frau Carol (Michelle Monaghan), ihm seine Knieorthese vorbei zu bringen.

Rund 2 1/2 Stunden nach dem Zieleinlauf des Siegers detonieren in Zielnähe kurz hintereinander zwei Sprengsätze. Inmitten der Detonationen befindet sich auch Carol, allerdings kann Saunders seine Frau unverletzt finden und aus der Gefahrenzone bringen. Dann versucht er die ersten Rettungseinsätze zu koordinieren. Neben der Erstversorgung der Verletzten müssen die Attentäter so schnell wie möglich ausfindig gemacht und gestoppt werden, bevor sie erneut zuschlagen können.

Deshalb richten FBI-Special-Agent Richard DesLauriers (Kevin Bacon) und der Bostoner Polizeichef Ed Davis (John Goodman) ein gemeinsames Krisenzentrum ein und beginnen mit einer Großfahndung. Mit Hilfe von Aufnahmen der umliegenden Überwachungskameras werden recht schnell die zwei Attentäter ausfindig gemacht.

Richard DesLauries will mit dieser Erkenntnis noch nicht in die Öffentlichkeit gehen, wird dazu aber nach 2 Tagen gezwungen. Dadurch sind aber auch die Attentäter informiert, und die sind jetzt brandgefährlich. Es sind die in der früheren Sowjetrepublik Kirgistan geborenen Brüder Tamerlan (Themo Melikidze) und Dschochar Zarnajew (Alex Wolff).

Die Brüder erschießen den jungen Polizisten Sean Collier (Jake Picking) und entführen den jungen Chinesen Dun Meng (Jimmy O. Yang) in seinem SUV. Die Attentäter haben eine zweite Sprengladung dabei, die sie mit dem geklauten Auto nach New York bringen wollen.

Am Ende werden es Tommy Sanders und Sergeant Jeffrey Pugliese (J.K. Simmons) sein, die die Verdächtigen letztendlich in Watertown, einer Stadt in der Nähe von Boston, stellen werden.


Hintergrund von "Boston" ist das Bombenattentat der Brüder Zarnajew während des Boston-Marathons am 15. April 2013. Regisseur des Films ist Peter Berg, der auch selbst am Drehbuch mitgeschrieben hat. Als Grundlage diente das Sachbuch "Boston Strong: A City's Triumph Over Tragedy" von Casey Sherman und Dave Wedge, das im Januar 2015 bei der University Press of New England erschienen ist. Zusätzlich hat der Regisseur sich aber auch mit einigen der überlebenden Opfer incl. Dun Meng persönlich getroffen.

Peter Berg hat hier - ebenso wie schon im Film "Deepwater Horizon" - mit Mark Wahlberg als Hauptdarsteller zusammen gearbeitet. Wie auch bei "Deepwater Horizon" versucht Berg die Vorgänge während der fünf Tage (vom 15. bis 19. April) vor, während und nach den Explosionen möglichst genau darzustellen und beschreibt, wie die Bostoner Polizei und das FBI mit modernster Kriminaltechnik die Anschläge rekonstruierten und so den Attentätern von Boston auf die Spur kamen. Natürlich wird in einem solchen Film auch nicht vergessen, dass es immer auch der Mitarbeit von Augenzeugen bedarf und dass in entscheidenden Momenten neben den modernen Polizei-Methoden auch klassische Polizeiarbeit zum Erfolg führt.

Der Film nimmt hauptsächlich den Blickwinkel der Polizei ein. Daneben wird aber auch immer wieder der Weg der beiden Attentäter Tamerlan und Dschochar Zarnajew gezeigt und auch deutlich gemacht, dass der später getötete Tamerlan als der Hauptdrahtzieher gelten muss, während Dschochar eher ein Mitläufer war. Zusätzlich werden auch einige der späteren Opfer während der gleichen Zeit gezeigt, allen voran Patrick Downes (Christopher O'Shea) und Jessica Kensky (Rachel Brosnahan), die neben der einen Bombe standen und denen beide jeweils ein Unterschenkel amputiert werden mussten und Dun Meng, der den Brüdern entkommen konnte, nachdem sie ihn zusammen mit seinem Auto gekapert hatten.

Peter Berg bemüht sich die Ereignisse so vergleichsweise authentisch wie möglich darzustellen, ohne zu versuchen, eine Dokumentation zu erstellen. Dadurch sind die Szenen des Films eng an reale Schicksale gebunden. Teilweise hat Berg auch echtes Filmmaterial benutzt, um die Ereignisse authentischer wirken zu lassen. Hervorragend wirkt auch die Filmmusik der beiden Oscar-Preisträger Trent Reznor und Atticus Ross. Kurz vor dem Abspann werden auch noch Interviews mit einigen der im Film dargestellten überlebenden Opfer gezeigt. Darüber hinaus wurde im Abspann auch der 4 getöteten Opfer gedacht.

Insgesamt ist "Boston" vor allem ein packender Thriller, der aber durch die weitreichenden Recherchen an manchen Stellen wie eine dramatische Dokumentation wirkt. Der Film zeigt durchweg überzeugende schauspielerische Leistungen. Er wurde trotz allem Patriotismus, der in solchen amerikanischen Filmen natürlich nicht fehlen darf, doch recht respektvoll inszeniert (z.B. wurden bewusst nur in wenigen Szenen die Verletzungen der Opfer gezeigt). Deshalb ist "Boston" auch auf jeden Fall sehenswert.

Zusatz: Neben dem Film "Boston" ist im November 2016 in den USA auch noch eine Dokumentation namens "Marathon: The Patriots Day Bombing" erstmals beim TV-Sender HBO gelaufen, in dem einige der Verletzten mitgewirkt haben, die auch in "Boston" gezeigt wurden.

Außerdem ist für 2017 auch noch der Film "Stronger" mit Jake Gyllenhaal in der Hauptrolle geplant, nach dem Buch "Stonger", geschrieben 2014 von Jeff Bauman und Bret Witter. Jeff Bauman verlor bei der Explosion beide Beine, war aber einer der ersten, der sachdienliche Hinweise zu den Tätern geben konnte, die letztendlich zur Ergreifung der Zarnajew-Brüder geführt haben.



Foto: Dank der Unterstützung von Sgt. Tommy Saunders (Mark Wahlberg, Mitte) gelingt es dem Team um FBI Special Agent Richard DesLauriers (Kevin Bacon, rechts) und Commissioner Ed Davis (John Goodman, links) die Attentäter auf Videoaufzeichnungen ausfindig zu machen. © StudioCanal Filmverleih GmbH

Info:
Boston (USA 2016)
Originaltitel: Patriots Day
Genre: Drama, Thriller
Filmlänge: 133 Min.
Regie: Peter Berg
Drehbuch: Peter Berg, Matt Cook, Joshua Zetumer nach dem Buch "Boston Strong: A City's Triumph Over Tragedy" von Casey Sherman und Dave Wedge.
Darsteller: Mark Wahlberg, John Goodman, Kevin Bacon, J.K. Simmons, Michelle Monaghan u.a.
Verleih: StudioCanal Filmverleih GmbH
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 23.02.2017