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Kategorie: Film & Fernsehen

Dominik Graf zaubert heute Abend im Ersten einen sympathischen Kunstfreund Gurlitt auf den Bildschirm

Anna von Stillmark

 

München (Weltexpresso) – Tatort. Ein Tatort ohne den Krimi Tatort. Denn die im Februar 2012 von Zollfahndern und Angehörigen der Staatsanwaltschaft aus Augsburg zwangsweise geöffnete Schwabinger Wohnung von Cornelius Gurlitt, inzwischen verstorben, entpuppte sich als geheimes und vollgestopftes Kunstmuseum.

 

Mehr als tausend Werke, vor allem von Künstlern, die als die Moderne gelten, die auch besonders teuer sind auf dem Kunstmarkt. Wie es dazu kam, wie ein Mensch wie Gurlitt zum Eigenbrötler wurde, der auf seinen Gemälden saß, wie der Dagobert Duck auf seinen Geldbergen. Und doch weiß er, daß man Bilder nicht essen kann, daß ihr Besitz nicht heißt, daß man sie besitzt, weil er berücksichtigt: „Bilder gehören niemandem. Sie gehören nur sich selbst.“ Aber es ist gar nicht Gurlitt, sondern sein von Dominik Graf erfundenes alter ego namens Magnus Dutt (Ernst Jacobi), der hier spricht.

 

Und Dominik Graf, der mit GELIEBTE SCHWESTERN den schwerelosen, wunderbar poetischen Film über den jungen Schiller gedreht hatte, wo einen noch heute die Wut packt, warum die Deutschen kein cinephiles Publikum sind, denn der prämierte und auf der Berlinale gezeigte Film ist dennoch untergegangen im Filmrummel, der hauptsächlich von Hollywood und inzwischen auch französischen oder deutschen Filmkomödien beherrscht wird, Dominik Graf übernimmt nicht die Lebensgeschichte und Person von Gurlitt, arbeitet weder biographisch noch dokumentarisch, sondern versetzt die uns bekannte Figur Gurlitt in eine der schönen Novellen von Henry James, „Die Aspern Schriften“, Henry James, der wie seine Figuren die Kunst liebte und in den Frauen die Schönheit verkörpert sah, weshalb das Ansehen schon reicht, gewissermaßen.

 

Dieser Magnus Dutt ist ein Epigone, denn er hat ja alles vom Vater geerbt, aber er will dieses Erbe pflegen, in einer Zeit, die Kunst nicht würdigt, sondern ihren Preis bestimmt, der dann etwas über den Wert der Gemälde aussagen soll. Und Dutt wird zur positiven Figur, wenn er als Bewahrer des Schönen gilt, sich wehrt gegen die Kommerzialisierung, die einer wie der Frankfurter junge Kerl, Philipp Kayser, vorantreibt, der bei ihm ein verloren geglaubtes Gemälde aufspüren und ihm abkaufen soll. Dutt ist der Überzeugung: „ Bilder können sich ja nicht beschützen, Bilder wollen ergründet werden, erkannt werden: Erkennen, gemeint im Sinne der Liebe. Können Sie damit was anfangen? Denn, wenn sie achtlos betrachtet werden, dann verlieren sie an Wert. Das hat nichts mit ihrem finanziellen Wert zu tun. Sie verlieren ihre Sprache. Ich spreche mit ihnen. Das ist ein gegenseitiges...“

 

 

Zur Geschichte schreibt die ARD:


Philipp Keyser ist Anfang 30, als man ihm noch einmal eine Chance gibt: Für eine Gruppe greiser Geschäftsleute soll er ein verschollen geglaubtes Gemälde des deutschen Expressionisten Ludwig Glaeden aufspüren - „Die Berufung der Salomé“ - und den Ankauf in die Wege leiten. Koste es, was es wolle. Als leidenschaftlicher Verehrer Glaedens stürzt sich Philipp ohne Zögern in diesen Auftrag. Doch der mutmaßliche Besitzer des Bildes, der 84-jährige Sammler Magnus Dutt ist erst unerreichbar und dann nicht bereit zu offenbaren, ob er die „Salomé“ je besessen hat. So beginnt Philipp, sich der Großnichte Dutts zu nähern, der Künstlerin Alma. Er umwirbt sie, indem er den brachliegenden Garten ihres Onkels erblühen lässt. Langsam öffnet sie sich ihm und vertraut ihm verschwiegene Dinge aus dem Leben ihrer Familie an. Zu spät wird Philipp klar, dass er der jungen Frau immer mehr verfällt. Die Jagd nach dem Bild zieht Philipp in einen Strudel, in dem sich Liebe, Schuld und die Hingabe zur Kunst auf eine lebensgefährliche Weise vermischen. Ein Strudel, in dessen Zentrum ein Bild schimmert, das es vielleicht gar nicht gibt.

 

Schauen Sie selbst. Es lohnt.

 

 

Foto: Alma und Philipp © ARD

 

Info:

Fernsehfilm Deutschland 2016

Personen:

Philipp Keyser

Friedrich Mücke

Alma Kufferer

Victoria Sordo

Magnus Dutt

Ernst Jacobi

Sabine

Emma Jane

Siegbert Meinhardt

Wolfgang Hinze

Alte Dame

Hildegard Schmahl

Alter Herr

Walter Hess

Rezeptionist

Kim Bormann

und andere

Musik: Sven Rossenbach und Florian van Volxem
Kamera: Martin Farkas
Buch: Markus Busch
Regie: Dominik Graf