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Kategorie: Kulturbetrieb
SPSG NeuesPalais Grottensaal Krippe NicoleRomberg 10Von Bayern nach Berlin

Sabine Zoller

Potsdam (Weltexpresso) - Krippenschnitzkunst im Neuen Palais in Potsdam. Mit der Weihnachtskrippe von Kaiser Wilhelm II. kehrt zur Advents- und Weihnachtszeit 2023 für einige Wochen kaiserlicher Glanz an seinen Ursprungsort zurück ins Neue Palais nach Potsdam. Dank der großzügigen Unterstützung des Abensberger Krippen- und Kapellenvereins St. Ägidius (Landkreis Kelheim, Bayern) kann die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) die Weihnachtskrippe aus dem Besitz Kaiser Wilhelms II. (1859-1941) im Grottensaal des Neuen Palais in Potsdam präsentieren.
Die Krippe ist ein Werk des in Abensberg geborenen Bildhauers und Krippenschnitzers Sebastian Osterrieder (1864-1932).
Einer mündlichen Überlieferung zufolge hat Osterrieder der Kaiserin Auguste Victoria (1858-1921) diese Krippe im Jahr 1907 im Berliner Schloss vorgestellt. Anschließend wurde das Kunstwerk von einem nicht namentlich bekannten Stifter dem Kaiser geschenkt und jährlich im Grottensaal des Neuen Palais gezeigt. Eingerahmt wurde die Krippe von den sieben Christbäumen, die für die Kinder Wilhelms und Auguste Victorias aufgestellt wurden.


Spezielles Hartgussverfahren

Osterrieder, der als bedeutendster Krippenbauer seiner Zeit galt, entschied sich hier für die Gestaltung einer mittelalterlichen Ruine. Der Korpus besteht aus Holz, das mit Kork verkleidet ist. Osterrieder entwickelte ein spezielles Hartgussverfahren der Krippenfiguren. Vollplastische Figuren wurden mit einer Gussmasse aus Gips, Champagnerkreide und Hasenleim abgegossen, das innere mit Drahtarmierungen verstärkt, Glasaugen eingesetzt und die Bekleidung mittels leimgetränkter Stoffe drapiert und anschließend farbig gefasst. Osterrieder hat hier zum ersten Mal Figuren verwendet, die seine „orientalischen“ Krippen so berühmt gemacht haben.


Aus den Niederlanden nach Bayern

Die Krippe wurde jährlich bis zum letzten Weihnachtsfest 1917 im Grottensaal aufgestellt. Nach dem Ende der Monarchie 1918 gelangte das Kunstwerk im November 1920 in das niederländische Exil Wilhelms II. Dort verliert sich zunächst seine Spur. Erst in den 1980er Jahren wurde die Krippe in einem Auktionshaus angeboten und von dem Kunsthändler Johann Kurt Trütschler aus Adlhausen erworben. Seit den 1990er Jahren bot Trütschler die Krippe dem Stadtmuseum Abensberg, das bereits einen Großteil des Osterrieder-Nachlasses verwahrte, zum Kauf an. Nach der Gründung des Krippenvereins im Jahr 2000 konnten Spendenmittel akquiriert werden, um das Kunstwerk anzukaufen. Heute ist die „Kaiserkrippe“ als Leihgabe des Krippenvereins St. Ägidius in der Dauerausstellung des Stadtmuseums Abensberg zu sehen.


Foto:
©Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Info:
Die „Kaiserkrippe“ ist im Rahmen der regulären Führungen im Neuen Palais zu sehen. Zudem bietet die SPSG im Neuen Palais thematische Weihnachtsführungen an, alle Termine dazu finden sich unter www.spsg.de/weihnachten