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Kategorie: Kunst

Serie:„Georg Spalatin – Steuermann der Reformation“ im Residenzschloß Altenburg, Teil 4

 

Claudia Schulmerich

 

Altenburg/Thüringen/Sachsen (Weltexpresso) – Diese Veröffentlichung des Thüringschen Staatsarchivs aus dem Jahr 2009 geht auf die Jahre ein, die Georg Spalatin nach dem Tod seines Herrn Friedrich III. 1525 als Seelsorger bis zum eigenen Tod in Altenburg zubrachte. Darüber heißt es: „der Lebensabschnitt Spalatins zwischen 1525 und 1545 und im Besonderen seine reformatorische Tätigkeit in Altenburg liegen dagegen weiterhin im Dunkeln.“

 

Diese Aussage bezieht sich darauf, daß die Jahre Spalatins als Geheimsekretär, Hofkaplan und politisch Vertrauter des sächsischen Kurfürsten durch seine politisch-öffentliche Tätigkeit gut dokumentiert sind, Dokumente, zu denen der Briefwechsel mit Luther, von denen die hundertfachen Briefe Luthers fast vollständig erhalten sind, die von Spalatin hingegen nur spärlich, hinzukommt. Diese unbekannteren Jahre will der Verfasser mit seiner Untersuchung ins Licht rücken: „Dieses Dunkel durch quellenkritische Analysen der in den mitteldeutschen Archiven Altenburgs, Weimars und Leipzigs überlieferten Dokumente aufzuhellen, ist erklärtes Ziel dieser Einzeldarstellung.“ (Klappentext)

 

Dieser Ausarbeitung liegt des Verfassers Magisterarbeit aus dem Jahr 2006 zugrunde,die um weitere Quellenarbeit in den Archiven von Land und Stadt Altenburg bereichert wurde. Hier lernen wir als erstes die im Katalog zur Ausstellung erwähnten bisherigen Schriften zu Spalatin kennen, wobei Irmgard Höss, DDR-Mittelalterhistorikerin über ihn seit 1951 geschrieben hatte und ihre größere Arbeit von 1954 im Jahr 1989 erweitert und überarbeitet in zweiter Auflage erschien, mit dem Untertitel „Ein Leben in der Zeit des Humanismus und der Reformation“. Sie erscheint als Doyenne der Spalatinforschung und taucht in vielen Anmerkungen - auch denen des Katalogs auf.

 

Die in sechs Kapitel unterteilte Untersuchung von Schmalz nimmt nach der Einführung ins gesamte Thema das Jahr 1525 als Wendepunkt im Leben Spalatins unter die Lupe. Dessen Auslöser ist uns inzwischen durch den Tod von Friedrich dem Weisen bekannt. Allerdings war auch mit den Nachfolgern, dem Bruder des bisherigen Kurfürsten und dann dessen Sohn , ein sehr gutes Einvernehmen, denn sie holten Spalatin immer wieder an den Hof und baten um Visitationen, offizielle Besuche bei wichtigen Leuten, wo er im Namen der Kurfürsten tätig wurde.Der Wendepunkt bezieht sich darauf, daß er nach dem Tod seines Friedrich III. den Hof verläßt und Pfarrer in Altenburg wird, später dann Superintendent und alle diplomatischen und wissenschaftlichen Arbeiten von hier aus unternimmt.

 

Ein weiterer – dritter - Schwerpunkt wird dann die praktische Umsetzung der Reformation in Altenburg. Schließlich ist Georg wie Martin Luther erst einmal katholischer Geistlicher, bzw. Mönch geworden, ehe sie als Reformatoren evangelische Pfarrer wurden. Im vierten Teil werden die Familienverhältnisse durchleuchtet, sowohl Ehe und Familie wie auch Einkommen und Besitz. Aus Teil V leuchtet zum ersten Mal Dunkles auf, heißt dieses doch „Die letzten Jahre Spalatins – Kampf um die reine Lehre und Verbitterung. Bisher war Spalatins Leben ja als Erfolgsgeschichte dargestellt worden, was im Titel der laufenden Ausstellung als „Steuermann der Reformation“ zum Ausdruck kommt.

 

Die Irritationen beziehen sich darauf, daß mit dem Jahr 1539 die letzte Tätigkeit für die Kurfürsten geleistet wird und sich Spalatin danach völlig auf die Situation seiner Kirche in Altenburg konzentriert. Jetzt erst kommt es zum offenen Konflikt mit dem zweiten Stadtgeistlichen der Stadt, der sich nicht gefallen läßt, daß Spalatin streng und unnachgiebig das Kirchenwesen von Mängeln befreien will, die für diesen Pfarrer keine sind. Spalatin legt sich auch mit dem Stadtrat an, der von seinem Stadtgeistlichen keine Rügen hören möchte und dessen Ansinnen, sich völlig aus allen kirchlichen Belangen zurückzuziehen, nicht entsprechen will. Er hatte auch mit Luther Auseinandersetzungen, alles setzte ihm derart zu, daß er am 16. Januar, einen Tag vor seinem 62. Geburtstag starb.

 

Das Buch schließt mit einem Fazit zu Georg Spalatins Wirken in Altenburg auf den Seiten 71 bis 75, wo seine Auseinandersetzungen mit dem St. Georgenstift schon zu Beginn seiner Tätigkeit erneut aufs Tapet kommen, die sich bis zu seinem Tod hinziehen. Anders als Luther, der grundsätzlich dem weltlichen Herrscher, auch, wenn er evangelisch war, nur im Notfall bischöfliche Rechte zugestand, blieb Spalatin – was als Ausdruck seiner lebenslangen Verbundenheit mit dem Kurfürstenhof verständlich wird – beim unbeschränkten Recht des Landesherrn zum Eingreifen in rein geistliche Dinge. Allerdings galt ihm dies nur für den Landesherrn; dem Stadtrat von Altenburg verwehrte er dies entschieden. Diese Billigung für die Kurfürsten blieb ein Streitpunkt zwischen Luther und Spalatin, Spalatins Inkonsequenz bezüglich des Stadtrats dagegen einte beide dann wieder.

 

 

Spannend wird es mit dem Anlagenverzeichnis ab Seite 76. Vom „Trostbrief“ von 1525 bis zum „Kondolenzbrief“nach seinem Tod 1545 sind 43 Quellen versammelt, die zum Teil hohe Anforderungen an die eigene Sprachkompetenz stellen, was beim Empfänger dieses Briefes vom Mai 1525 noch einfach zu deuten ist: an meinen gned(igste)n hern dem churfursten zu Sachssen, hertzogen Fridrichen, loblicher gedechtnus.“ In diesem „Trostbrief“ versichert der Verfasser Spalatin seinen Herrn erst einmal seines Mitleidens angesichts dessen Krankheit. Eigentlicher Anlaß sind aber die vielen Hinweise, mit denen er ausführt, inwiefern die reformatorische Lehre heilbringend ist.

 

Die zweite Quelle ist sein Brief an „Den erbarn und weisen Ludwig Bernsteyn, burgermeiter zu Aldenburg, meinm lieben hern und freundt“ vom 20.9.1525, dem er seinen bevorstehenden Umzug nach Altenburg mitteilt. Gleich am 1. Oktober (Anlage 4) erbittet Georg Spalatin vom neuen Kurfürsten Johann dem Beständigen, die Neuorganisation der Kirche mit dem Allerheiligenstift in Wittenberg zu beginnen. Persönlich wird es im November (Anlage5) , als Spalatin seinem Kurfürsten seine Verheiratung ankündigt und als erstes darauf hinweist daß er nach der Heirat mit einer Witwe nicht „unfleissiger mein dienst versehen werde, sondern fleissiger...Weiter ist mein underthenigst begern an meines), g(nedigsten) f(ürsten) und h(errn), weil mir auß gnad mein jarsolde gebessert soll werden, das inn der itziger fronfesten angehe und mir die zulage bezalt werde, dann ich schuldig bin, und muß auch nunzumal groß kosten haben, biß ich mein weyb versorge.“

 

INFO:

 

Björn Schmalz, Georg Spalatin und sein Wirken in Altenburg (1525-1545), Sax Verlag 2009

 

INFO zur Ausstellung:

 

Zeitraum der Ausstellung: 18. Mai bis 2. November 2014 im Residenzschloß Altenburg

 

Weitere Ausstellung in der Stadtkirche St. Bartholomäi „Freiheit und Glauben“, die als Dauerausstellung konzipiert ist

 

Ein multimedialer Spalatinpfad führt durch Altenburg, was sich keiner entgehen lassen sollte.

 

Zeitraum des Ausstellungsthemas : ausgehendes 15. bis Mitte 16. Jahrhundert

 

Das gesamte Rahmenprogramm unter www.spalatin-2014.de/ERLEBEN