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Kategorie: Kunst
Bildschirmfoto 2025 10 24 um 02.11.13moves Jenny Brosinski, Ina Gerken, Adrian Schiess im Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden

Redaktion

Wiesbaden (Weltexpresso) - Die neue Sonderausstellung im Museum Reinhard Ernst (mre) zeigt die Auseinandersetzung drei zeitgenössischer Künstler:innen mit Helen Frankenthaler. Jenny Brosinski (*1984), Ina Gerken (*1987) und Adrian Schiess (*1959) haben teilweise bisher nicht gezeigte Arbeiten Frankenthalers aus der Sammlung Reinhard Ernst ausgewählt und eine gemeinsame Hängung mit ihren eigenen Werken in Szene gesetzt. Die Schau lädt dazu ein, die faszinierende Wirkung dieser wegweisenden Malerin im Dialog mit drei herausragenden abstrakten Positionen der Gegenwart zu erleben. Die Ausstellung eröffnet am Sonntag, 26. Oktober 2025.

Drei zeitgenössische Künstler:innen – Jenny Brosinski (*1984), Ina Gerken (*1987) und Adrian Schiess (*1959) – setzen sich mit dreizehn Arbeiten Helen Frankenthalers aus der Sammlung Reinhard Ernst auseinander, von welchen sieben bisher noch nicht im mre gezeigt wurden. „Die Ausstellung Helen Frankenthaler moves Jenny Brosinski, Ina Gerken, Adrian Schiess zeigt eindrücklich, dass Frankenthalers malerische Vielfalt und ihr Pioniergeist bis heute bewegen. So erzählen wir eine Geschichte, die bei ihr beginnt und von den drei Künstler:innen eigenständig erweitert und souverän fortgeschrieben wird“, sagt Dr. Oliver Kornhoff, Direktor des Museums Reinhard Ernst, anlässlich der heutigen Pressekonferenz.



Dieses außergewöhnliche Ausstellungserlebnis gewährt erneut einen Einblick in die weltweit größte private Sammlung von Frankenthalers Werken und eröffnet zugleich vielfältige Begegnungen mit zeitgenössischer abstrakter Malerei aus Deutschland und der Schweiz. Die Auswahl der Werke haben die Künstler:innen selbst getroffen, um im Dialog mit Frankenthaler starke formale Bezüge, thematische Verbindungen oder direkte Gegenüberstellungen mit der eigenen Kunst anschaulich werden zu lassen. Dabei ist die Beschäftigung mit Frankenthaler zugleich Herausforderung und Bestätigung des eigenen Schaffens oder konzeptuelle Grundlage für neue künstlerische Sichtweisen.



Jede:r der drei Künstler:innen bespielt einen Raum. Der zentrale Ausstellungsbereich dieser Präsentation ist Raum 3 – der mit einer Deckenhöhe von 14 Metern höchste Raum des Museums – in welchem sich alle vier Positionen begegnen.
Frankenthaler Moves
Pressemappe Helen Frankenthaler moves
Jenny Brosinski_Joost Jossen_01_quer

Jenny Brosinski Foto: Joost Jossen

Jenny Brosinski (*1984)



Jenny Brosinski, die mit dreizehn Arbeiten in der Ausstellung vertreten ist, verbindet mit Helen Frankenthaler weit mehr als nur das Medium Malerei: Mut und Risikobereitschaft erweisen sich als treibende Kraft im Schaffen beider Künstlerinnen. Wagnisse einzugehen, überrascht werden, experimentieren, die Malerei weiter vorantreiben wollen. Mit diesen Worten beschrieb Frankenthaler ihre Arbeitsweise, die Brosinski teilt, indem sie vermeintliche malerische Unfälle erkennt, mit diesen Elementen bewusst weiterarbeitet und aus ihnen unvorhergesehene Kompositionen entwickelt. Das Werk von Frankenthaler lernte sie während ihres Kunststudiums kennen.



„Risikobereitschaft und Mut spielen in meinem Arbeitsprozess eine große Rolle. Ich muss bereit sein, Fehler zu machen. Ich muss Unfälle erkennen und sie auch beseitigen können. Dadurch komme ich erst zu neuen und eigenen Ergebnissen […]. Meine und Frankenthalers Arbeiten korrespondieren in der Offenheit der Komposition oder im Material und in den Negativformen. Ich habe bewusst Arbeiten aus den 1960ern gewählt, in welchen sie sich aktiv mit der freien und unbemalten Fläche der Leinwand auseinandersetzt“, sagte Jenny Brosinski im Gespräch mit Kuatorin Lea Schäfer.



Wie Frankenthaler arbeitet auch Brosinski auf ungrundierter Leinwand – ein rohes Material, das die Entstehung des Bildes nicht nur gnadenlos offenlegt, sondern auch für immer einspeichert Jeder Pinselstrich, jeder Farbtropfen bleibt sichtbar. Korrekturen werden als produktiver Zufall aufgefasst. Die beiläufig wirkende Ästhetik entsteht aus der Bereitschaft, Kontrolle abzugeben und sich vom Material leiten zu lassen. Jenny Brosinski lässt in ihren Schaffensprozess oft kindlich anmutende Zeichnungen einfließen. Das Spielerische und das Leichte in einer Arbeit zu erhalten, ist ihr besonders wichtig. Deshalb beginnt sie jedes Werk auf dem Boden. Im weiteren Prozess richtet sie das Bild auf, um konkretere Entscheidungen zu treffen und um auf die spielerische Grundlage zu reagieren. Brosinski möchte die größtmögliche Offenheit in ihren Werken erhalten und sie von allem Unnötigen befreien.
INA 1 (c) Anton Pfurtscheller, @anton_sichtexot]

Ina Gerken Foto: Anton Pfurtscheller

Ina Gerken (*1987)



Spontanität und Intuition spielen bei der Entstehung eines Bildes von Ina Gerken eine tragende Rolle. Es ist ein Vorgang, der für die Künstlerin selbst voller Überraschungsmomente steckt.



In ihren Werken treffen expressiv-malerische Gesten und Wischungen auf den völlig freien Lauf wässriger Farbe. Um das bewusste Eingreifen in den Malprozess gering zu halten, arbeitet die Künstlerin schnell und wechselt häufig die Position. Die Werke entstehen mal an der Wand, mal begibt sie sich in das Bild hinein, indem sie es auf dem Boden bearbeitet – wie Frankenthaler, deren Schaffen Gerken hierzu bewegte: „Mich hat vor allem die große Einfachheit, die Leichtigkeit und gleichzeitige Prägnanz in ihrer Arbeit sehr fasziniert. Inspiriert davon habe ich selbst angefangen, auf dem Boden zu malen. Vor allem die Widerstandslosigkeit der Farbe, wie sie sich fast von selbst auf der Leinwand ausbreitet, hat mich beeindruckt. Es fühlte sich an wie ein Loslassen – mehr Beobachten als Gestalten, mehr Vermittlerin zwischen Farbe und Leinwand sein, als kontrollierend einzugreifen. Durch die Beschäftigung mit Helen Frankenthaler habe ich erfahren, wie befreiend es sein kann, Kontrolle abzugeben und sich ganz im Bild zu verlieren“, sagte sie.

Ina Gerken studierte an der Kunsthochschule Mainz und war Meisterschülerin bei Katharina Grosse an der Kunstakademie Düsseldorf.



Zahlreiche Auslandsaufenthalte führten sie u.a. an die Skowhegan School of Painting and Sculpture in Maine (USA) und sie erhielt den renommierten Pollock-Krasner Foundation Grant. Sie ist mit acht Werken in der Ausstellung vertreten.
Adrian Schiess_quer (c) Adrian Schiess

Adrian Schiess © Adrian Schiess / Pro Litteris

Adrian Schiess (*1959)



Anfang der 1980er Jahre sah der Schweizer Maler Adrian Schiess auf einer Reise nach New York erstmals Werke von Helen Frankenthaler – für ihn ein Erlebnis: „Was mich fasziniert hat, ist diese Entgrenzung des Bildes, die Befreiung der Farbe und das Fließende, das sich mehr oder weniger stark vom Beginn bis zum Schluss durch das Werk hindurchzieht“, sagte er in einem Gespräch mit Kuratorin Lea Schäfer. Für Adrian Schiess ist Malerei nicht abgeschlossen, sondern räumlich, gegenwärtig – sie bittet uns als Betrachter:innen hinzu: „Ich möchte eine Malerei, die nichts ausschließt – oder vielmehr: eine Malerei, die alles mit einbezieht. […] Das ist es, was ich unter Malerei verstehe“, sagte er.



In den 1980er Jahren entwickelte Schiess eine Serie großformatiger, am Boden liegender Leichtbauplatten, deren spiegelnde Farbflächen aus einer Aluminiumdeckschicht bestehen. Anfangs bemalte er sie selbst: Schicht um Schicht mit Industrielack, mit gestischen Spuren, durchscheinenden Lasuren und feinen Farbübergängen. 1990 entschied er sich für einen radikalen Schritt: Er ließ die Platten von professionellen Lackierern spritzen und mit einem Effektlack versehen. Auf diese Weise verzichtet er völlig auf seine malerische Handschrift. Das Ergebnis sind makellos glatte, glänzende Oberflächen, die auf Licht, Raum und Bewegung reagieren. Sie changieren, spiegeln, irritieren – und verweigern jede fixe Perspektive. Licht und Raum schreiben sich als Momentaufnahme in die Platten ein. Diese flüchtigen Bilder lassen sich nicht festhalten. Als präziser Regisseur dieses permanent neuen Kunsterlebnisses hat Adrian Schiess für die Ausstellung im Museum Reinhard Ernst die Platten als Installation konzipiert und zu ausgewählten Werken von Helen Frankenthaler in Bezug gesetzt. Sie treten so in einen offenen, fließenden Dialog: Zwischen Raum und Bild.



In Raum 3, dem skulpturalen Raum im Museum Reinhard Ernst, treffen alle vier Positionen aufeinander. Im Zusammenspiel entfaltet sich entlang der Wände und auf dem Boden ein Austausch über zwei künstlerische Gegensätze. Auf der einen Seite steht der subjektive Ausdruck – die Handschrift, mit der sich Künstler:innen bewusst ins Werk einschreiben. Auf der anderen zeigt sich der Versuch, die Autorschaft aufzulösen und die Kontrolle an Material, Zufall oder Bildprozess abzugeben.

Erweitert wird die Ausstellung Frankenthaler moves durch einen weiteren Raum im zweiten Obergeschoss, in welchem die US-amerikanische Malerin im Zwiegespräch mit den Kunstwerken ihrer Wegbegleiter:innen zu entdecken ist.

Mit dieser Hommage an Helen Frankenthaler positioniert sich das Museum Reinhard Ernst als weltgrößter privater Hort der Werke dieser außergewöhnlichen Malerin. Ihr Schaffen ist hier zugleich monografisch, im Dialog mit ihren Zeitgenossinnen und mit ganz aktuellen Gegenwartspositionen zu erleben.



Die Ausstellung Helen Frankenthaler moves Jenny Brosinski, Ina Gerken, Adrian Schiess ist vom 26. Oktober 2025 bis 22. Februar 2026 im Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden zu sehen.
Zum Rahmenprogramm

Über die Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung



Die Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung wurde 2004 in Wiesbaden gegründet und fördert Werte im Sinne des Stifterpaares. Diese Werte spiegeln sich in Kunst und Kultur sowie an Orten des Zusammenlebens und des Lernens wider. Die Gründer der Stiftung wollen ihre Zuwendungen, ihr Engagement und ihre Netzwerke möglichst effektiv für die Gemeinschaft einsetzen. Diese Gedanken verwirklicht die Stiftung in ausschließlich eigenen Projekten. Beispiele sind das „Haus der Hoffnung“ im japanischen Natori, das für viele Kinder und alte Menschen nach der Tsunami-Katastrophe 2011 zur Begegnungsstätte wurde, und das Musikschulhaus in Eppstein. Unter den denkmalgeschützten Gebäuden zeigt u.a. der Walderdorffer Hof in Limburg an der Lahn, worauf es den Stiftern ankommt.

Museum Reinhard Ernst


Öffnungszeiten

Dienstag bis Sonntag 12–18 Uhr
Mittwoch 12–21 Uhr
Montags geschlossen

Vormittags ist der Museumsbesuch ausschließlich Schulklassen vorbehalten. Der Eintritt ins Museumsfoyer ist für alle Besucher:innen frei.

Tickets können im Onlineshop vorbestellt werden.



Eintrittspreise:
Erwachsene 14 €
Ermäßigt 12 €
Jugendliche bis 18 Jahre erhalten freien Eintritt.



Öffnungszeiten Restaurant rue 1 by gollner’s
Dienstag bis Samstag 11–24 Uhr
Sonntag 11–18 Uhr
Montag Ruhetag

Zahlen, Daten und Fakten zum mre



Das Museum Reinhard Ernst (mre) eröffnete im Juni 2024 nach dreijähriger Planungs- und knapp fünfjähriger Bauzeit. Das Gebäude erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 9700 qm, die Ausstellungsfläche beträgt etwa 2500 qm. Die Baukosten für das markant-kubische Gebäude mit der leuchtend weißen Granitfassade belaufen sich auf mehr als 80 Millionen Euro. Trägerin des neuen Museums ist die gemeinnützige Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung in Wiesbaden.



Das mre zeigt die private Sammlung abstrakter Kunst des Unternehmers Reinhard Ernst neben Leihgaben aus aller Welt sowie wechselnde Sonderausstellungen.



Baubeginn: Ende 2019
Bauherrin: Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung
Trägerin: Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung
Direktor: Dr. Oliver Kornhoff
Planende Architekten: Fumihiko Maki, Maki and Associates, Tokio (Pritzker-Preis 1993)

Ausführende Architekten: schneider + schumacher, Frankfurt am Main
Kunstrichtung: ausschließlich abstrakte Kunst
Sammlungsschwerpunkte: Positionen aus Europa (Schwerpunkt Frankreich und Deutschland), USA und Japan
Umfang der Sammlung Reinhard Ernst: mehr als 960 Werke
Größtes Werk in der Eröffnungsausstellung: Formation Stream von Toshimitsu Imai mit einer Breite von über 20 Metern.
Schwerstes Werk: ca. 9000 kg

Weitere Räumlichkeiten:
Museumsgastronomie rue 1 by gollner‘s
Farblabor – Raum für Kunstvermittlung
Maki Forum – Auditorium für 250 Gäste, zur Anmietung

Museumsshop
Website: www.museum-reinhard-ernst.de

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Kathrin Grün

Museum Reinhard Ernst

Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Press & Public Relations

T +49 (0)611 763 8888 28

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museum-reinhard-ernst.de

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Museum Reinhard Ernst

Wilhelmstraße 1 65185 Wiesbaden Hessen Deutschland

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