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Kategorie: Lust und Leben
gesprachdenisaltKundenservice der WELT zu Corona vom letzten Freitag, 22. 1

WELT Corona-Update

Hamburg (Weltexpresso) - Die guten Nachrichten zuerst: Ab der kommenden Woche können Apotheken in Deutschland wieder digitale Impfnachweise ausstellen. Zumindest einige und erst einmal nur nach und nach – aber immerhin. Zuvor war die Ausstellung wegen Sicherheitslücken gestoppt worden.

In Bayern wird sich manch einer zudem besonders auf das Wochenende freuen: Kneipen und Bars dürfen in dem Bundesland ab sofort auch innen wieder öffnen. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof kippte die Regelung zur Schließung von Innenräumen sogenannter reiner Schankwirtschaften: Für Bars und Kneipen ohne Essensangebot gelten damit ab sofort die gleichen Regeln wie für Restaurants. Discos und Clubs sind von der Entscheidung nicht betroffen.

Auch aus dem Bundeswirtschaftsministerium gibt es recht Positives zu berichten: Die verlängerten staatlichen Hilfen für besonders belastete Firmen können seit Freitag beantragt werden. Die Bundesregierung hatte entschieden, dass die bisher bis Ende Juni befristete Überbrückungshilfe III als „Überbrückungshilfe III Plus“ bis September fortgeführt wird. Neu ist eine „Restart-Prämie“, mit der Unternehmen einen höheren Zuschuss zu Personalkosten erhalten können – falls sie etwa Personal aus der Kurzarbeit zurückholen oder neu einstellen.

Weniger erfreulich wird es allerdings beim Blick auf die Corona-Zahlen: Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt nun seit über zwei Wochen an und kam am Freitag bundesweit auf 13,2. Die Altersgruppe der 15- bis 34-Jährigen scheint besonders betroffen zu sein. Weitere Details hierzu finden Sie auf welt.de.

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Zwischen den Bundesländern gibt es weiterhin deutliche Inzidenz-Unterschiede: Berlin meldete am Freitag einen Wert von 21,8; gefolgt vom Saarland mit 19,3. Thüringen hingegen meldete eine Inzidenz von 4,8; Sachsen-Anhalt von 2,9.

Stärker betroffen sind in Rheinland-Pfalz derzeit Kaiserslautern und Birkenfeld, Solingen und Düsseldorf in Nordrhein-Westfalen und Lüneburg in Niedersachsen. Eine interaktive Grafik mit den Werten je Region finden Sie hier.


DAS GESPRÄCH DER WOCHE

In den Hochwassergebieten im Kreis Ahrweiler steigt die Sorge vor einer Ausbreitung des Coronavirus. Sonderaktionen wie mobile Impfbusse sollen nun helfen. Staatssekretär Denis Alt (SPD, im Foto oben) war für das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium an der Organisation beteiligt. Im Interview mit WELT erklärt er, warum es aus seiner Sicht für die Impfungen noch nicht zu spät ist – und ob die Aktionen überhaupt angenommen werden.

WELT: Rund um Ahrweiler können sich die Menschen nun spontan gegen das Coronavirus impfen lassen. Was bezwecken Sie mit dieser Sonderimpfaktion?

Alt: Die Menschen sind sehr stark gebeutelt und in einer schwierigen Situation. Hier hat sich eine Katastrophe ereignet und nun wird eng zusammengearbeitet. Bei den Arbeiten können die Abstände nicht immer eingehalten werden, oft auch keine Masken getragen werden. Auch wenn vieles im Freien stattfindet, müssen wir davon ausgehen, dass diese Zustände die Ausbreitung des Coronavirus begünstigen. Dem wollen wir als Landesregierung entgegentreten.


WELT: Geben die Inzidenzen vor Ort denn Grund zur Sorge?

Alt: Bundesweit verzeichnen wir einen Anstieg bei den Neuinfektionen. Dies sehen wir moderat auch im Kreis Ahrweiler. Mit Impfaktionen, wie wir sie nun durchführen, muss man allerdings schon anfangen, bevor das Problem entstanden ist. Deshalb haben wir unverzüglich nach der Katastrophe damit begonnen, verschiedene Maßnahmen zu treffen: Das Impfzentrum wurde in Mitleidenschaft gezogen. Diejenigen, die dort einen Termin hatten, können sich problemlos bei einem benachbarten Impfzentrum impfen lassen. Das wird völlig flexibel gehandhabt. Darüber hinaus haben wir den Impfbus in Zusammenarbeit mit dem Landkreis und dem Deutschen Roten Kreuz eingerichtet, also ein kleines mobiles Impfzentrum. Dieser Impfbus steht zurzeit vor dem Bahnhof in Ahrweiler und in ihm werden verschiedene Impfungen gegen das Coronavirus durchgeführt. Da kommen Menschen, die ihre Zweitimpfung machen möchten, weil die Arztpraxis, in der sie sonst ihre Spritze erhalten hätten, zerstört wurde oder zumindest außer Betrieb ist. Aber auch darüber hinaus entscheiden sich nun zahlreiche Menschen spontan aufgrund der Lage für eine Impfung. Wir bieten daher auch verschiedene Impfstoffe an.


WELT: Wie kam es zu der Idee?

Alt: Bereits vor der Katastrophe hatten wir uns überlegt, wie wir die Impfbereitschaft steigern können. Für den Monat August hatten wir mehrere Impfbusse für Rheinland-Pfalz in Vorbereitung. Einen ersten Bus konnten wir für Ahrweiler nun auch sehr kurzfristig bekommen. Ich war selbst vor Ort: Die Organisation läuft hervorragend. Es sind Ärzte, Apotheker und geschultes Hilfspersonal dabei und nebenan haben wir auch eine Teststation eingerichtet.


WELT: Nehmen die Menschen die Sonderimpfaktionen denn an?

Alt: Die Menschen sind sehr dankbar, dass es dieses Angebot gibt. Durch die Einsatzkräfte vor Ort sind Fahrtmöglichkeiten zum Impfbus organisiert. Es ist völlig unbürokratisch: Sie können dort auch ohne Dokumente hin. Jemand, der in der Katastrophensituation nun seinen Impfpass nicht findet, kann also auch kommen. Am ersten Tag der Aktion, dem Dienstag dieser Woche, konnten wir 265 Impfungen durchführen. Das hat uns von der Resonanz her überrascht. Am Mittwoch waren es dann 420 Impfungen. Am Wochenende wollen wir mit einem zweiten Bus starten, um die Aktion zu verstärken. Wir machen das, solange wie es nötig ist.


WELT: Nun sind gerade auch in Krisengebieten immer mehr sogenannte Querdenker unterwegs, es gibt Berichte von Störaktionen. Macht sich das auch bei den Impfaktionen bemerkbar?

Alt: Bei den Impfaktionen konnten wir Störaktionen bisher nicht feststellen. Bei der Öffentlichkeitsarbeit und auch auf unserer Facebook-Seite des Gesundheitsministeriums bemerken wir aber, dass die Gemeinde der Impfgegner aktiv ist. Dort gibt es den ein oder anderen Versuch, die Impfaktion zu diskreditieren. Aber in erster Linie bekommen wir viel Zuspruch.

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Quelle: picture alliance/Andreas Arnold