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Kategorie: Lust und Leben
Bildschirmfoto 2022 07 16 um 07.23.49Kundenservice der WELT zu Corona vom letzten Freitag, Serie: 35. 1

WELT Corona-Update

Hamburg (Weltexpresso) - Es gibt neuen Stunk: Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (Stiko), hat sich gegen eine sofortige Corona-Viertimpfung für jüngere Menschen ausgesprochen. Er kenne keine Daten, die einen solchen Ratschlag rechtfertigten, sagte er meinen Kollegen von der WELT AM SONNTAG: „Ich halte es für schlecht, medizinische Empfehlungen unter dem Motto ‚Viel hilft viel‘ auszusprechen.“

Das sieht der Bundesgesundheitsminister offenbar anders: „Wenn jemand den Sommer genießen will und kein Risiko eingehen will, zu erkranken, dann würde ich in Absprache mit dem Hausarzt auch Jüngeren die Impfung empfehlen. Dann hat man einfach eine ganz andere Sicherheit", sagte Karl Lauterbach (SPD) dieser Tage noch dem „Spiegel.

Diese Auffassung teilt der Stiko-Chef nicht: Die Empfehlung seiner Kommission, wonach sich Menschen über 70, Vorerkrankte und Pflegepersonal die vierte Dosis verabreichen sollen, halte er nach wie vor für richtig. Dass die EU-Gesundheitsbehörde ECDC und die EU-Arzneimittelbehörde EMA die Altersgrenze in dieser Woche auf 60 festsetzten, hält Mertens dennoch für vertretbar: „Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für einen schweren Verlauf. Es ist nicht einfach, hier einen genauen Cut beim Alter zu machen.“

Auch der Virologe Alexander Kekulé kritisierte den Vorschlag von Gesundheitsminister Lauterbach. „Wenn der Gesundheitsminister eigene Empfehlungen gibt, die von denen der Ständigen Impfkommission abweichen, verspielt er damit das Vertrauen der Bevölkerung“, sagte Kekulé WELT AM SONNTAG. Man dürfe sich dann später nicht über schlechte Impfquoten wundern. Die vierte Spritze sei sinnvoll für „Über-70-Jährige und andere Menschen mit einem besonders hohen Risiko für schwere Verläufe, wenn die letzte Dosis mehr als sechs Monate zurückliegt“. Der Rest der Bevölkerung könne auf die angepassten Vakzinen warten, die ab September verfügbar sein sollen.

Der Virologe Klaus Stöhr zeigte sich verärgert: „Das ist unverantwortliche Kommunikationspolitik. Kann man machen, wenn man als Hinterbänkler im Bundestag sitzt, aber nicht als Gesundheitsminister.“ Warum er das so sieht, das erklärt Stöhr hier.

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„Es zeichnet sich ein Plateau ab“, so beschreibt das Robert-Koch-Institut (RKI) die aktuelle Corona-Lage. Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz der gemeldeten Fälle blieb im Vergleich zur vorherigen Woche weitgehend unverändert. Am Freitag lag sie bei 719,2 Fällen pro 100.000 Einwohner.

Angestiegen ist allerdings die Zahl der Patienten, die auf einer Intensivstation mit Corona-Diagnose behandelt werden müssen. Laut der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin  (DIVI) lag sie am Donnerstag bei 1243. In der Vorwoche waren es noch 1047.



DER GERSEMANN DER WOCHE



Die Corona-Inzidenz steigt an diesem Freitag in 12 der 16 Bundesländer. Nur in vier der 16 sinkt sie, nämlich in Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg, Brandenburg und Bayern.

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