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Kategorie: Messe & Märkte
lug19festLAND und GENUSS auf dem Frankfurter Messegelände, Teil 4/5

Eike Holly und Siegrid Püschel

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Unser Titel hat mit BBQ & Chili-Spezialitäten zu tun, die sich „Feuriges vom Feinsten“ nennen. Vor uns stehen eine Menge kleiner Gefäße, in die man nach bekannter Art nun aufgespießte Brotwürfel dippt. Wir fangen ganz links an, wo der Geschmack sanft, ein wenig süß ist. Das sind so Mischungen von Gewürzen mit Öl und sie sind Gaumenschmeichler. Doch alle wollen wir nicht probieren, deshalb fragen wir diesen Aussteller, was es mit den vielen Töpfchen auf sich hat. Von Mild bis Wild, ist die Antwort, und weil die Verfasserin alleweil hoch hinaus will, hat sie gleich vom äußersten Schüsselchen probiert – und ist anschließend im Dreieck gesprungen, hat mindestens zwei Liter Wasser getrunken und eine halbe Stunde gehustet. Mei, war das scharf. Dabei sagt doch schon die Kleinbürgerweisheit: nicht so hoch hinaus, es geht übel aus.

Der Verfasser hingegen blieb beim Probieren im mittleren Bereich und diese Mischungen schmeckten hervorragend ohne Nachwirkungen. Daß der nächste Halt beim GERSTENGRAS stattfand, war Zufall, paßte aber haarscharf. Denn in den Papierhütchen, in denen wenige Zentimeter Grünliches stand, das wir runterkippten, war tatsächlich junge Gerste in flüssiger Form, Gerstengras genannt. Das Konzentrat, einmal in Wassermischung, einmal in Apfelsaft, schmeckt leicht säuerlich und bewirkt Entgiftung, eine Reduktion von Sodbrennen und eine Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens. Naja so schlimm stand es ja um die Kollegin auch nicht, sie brauchte Sanftheit im Mund. Die bekam sie. Wer dann aber so locker sagte: „Auf Ideen kommen die Leute...“, schließlich kennt man Gerste aus anderen Zusammenhängen, wichtig beim Bier, auch als Futtermittel, der weiß noch nicht, wie wir auch, welch wichtige Wirkstoffe die Gerste enthält, die vor allem bei der ganz jungen Pflanze, eben dem Gerstengras, ausgeprägt ist. Die Postkarte von jomu sagt es: 17mal so viel Vitamin c wie ein frischer Apfel, 11mal so viel Calcium wie Kuhmilch, 7mal so viel Vitamin C wie Orangen, 5mal so viel Eisen wie Spinat & Brokkoli, 4mal so viel Vitamin B1 wie Weizenvollkorn, 2mal so viel Beta-Carotin wie Karotten. Na, das ist wirklich was.

Aber diese Messe ist nicht nur zum Essen+Trinken und den Überblick über die Zutaten dazu gut, sondern immer auch ein Austausch an Leben durch Gespräche. So hatten wir diesmal auf den Bericht über Alkohol verzichtet, was bedeutet, all die Weinstände zu meiden, wo Gesprächen eben besonders viel Geist innewohnen soll. Wir hatten aber auch die Wurst weggelassen und dabei erst gemerkt, wie viele Aussteller sie anbieten. Das nur nebenbei. Denn es geht ja um die Gespräche, die sich einfach so entwickeln. Allerhand, wenn eine junge Frau, die seit acht Jahren Vegetarierin ist, auf einmal wieder Fleisch ißt. Nicht mal so gerne, weil ihre ethischen Gründe eigentlich weiterhin gelten. Und das Wiederfleischessen kam so: Als sie mit ihrem ersten Kind schwanger war, hatte sie schon gemerkt, daß sie Lust auf Fleisch verspürte. Doch da nahm sie sich noch zusammen. Doch später beim zweiten Kind, war ihr Appetit auf Fleisch und Wurst so deutlich, daß sie mit sich selbst einen Kompromiß schloß: nicht zuviel und vor allem nur noch ‚gutes‘ Fleisch, also Fleisch aus tiergerechter Haltung und Sorgfalt bei der Schlachtung. Aber sie glaubt auch, daß das eines Tages wieder vorbei ist. Sie ist ihrem Körper gefolgt und das wird schon seine Richtigkeit haben.

Die meisten Gespräche allerdings gab‘s an den Ständen, wenn man gemeinsam aus den Töpfchen und Schüsseln etwas herausfischte, was regelmäßig auch in Teilen danebenging, oder die Käsewürfel probierte. Ach ja, der Käse, der war in seiner Vielfalt vieler Gespräche und vieler Würfel wert. Länger hielten wir uns dann am Stand der Familie Rumpf aus der Steiermark auf. Die österreichische Steiermark in Frankfurt bei einer Verbrauchermesse? Ja, sie sind das erste Mal hier, weit über 700 km gefahren, aber es macht Spaß und ob es sich lohnt, das ist schwierig einzuschätzen, denn hier werden ja Kontakte geknüpft und das, was die Leute direkt kaufen und mitnehmen, ist ja nicht alles. Es gibt Bestellungen – auch viele Berufsköche sind hier unterwegs -, von denen man heute ja noch nicht wissen kann, ob sie nach der Messe kommen. Dazu fehlt die Erfahrung. Aber der Verlauf hat der jungen Frau aus Lannach in der Nähe von Graz gut gefallen. Und uns gefallen die Produkte. Die Steiermark ist berühmt für ihr Kürbiskernöl und natürlich gibt es hier eine große Auswahl. Aber eben auch Rezepte, was man nicht jeden Tag zubereitet, wie Kürbiskernöl-Palatschinken mit Lauchfülle. Aha, der Witz ist dabei, daß auch die Kürbiskerne geröstet unter die Masse gehoben werden. Uns zieht‘s zu den Steirischen Kürbiskernöldalken, das sind solche Taler, deren Grundlage Hefe und Mehl sind. Und die grün-weiße Grieß-Schnitte auf saurem Karfiol. Sie sieht aus wie ein Gedicht, wie ein Gebirge und die Zubereitung ist auch nicht ohne. So was kann man gut bei einem besonderen Essen kreieren.

Aber die Kürbiskerne sind ja längst nicht mehr allein auf die Steiermark abonniert. Wir probierten alle Kürbiskerne aus Lauffen am Neckar durch, die als Lauffener Spezialitäten angeboten wurden: Natur, Gebrannt, Gebrannt mit Chili, Geröstet und Gesalzen, Zartbitter (ja, mit Schokolade), Edelbitter, Weiße Schokolade, Vollmich. Natürlich mit den berühmten Brotwürfeln auch die Öle selbst und Apfelbalsamico, Traubenbalsamico, Kirschbalsamico – nein, die Kürbiskernseife probierten wir nicht, weder die helle,noch die dunkle.

Käse zum Schluß? Käse schließt den Magen. So heißt es. Unsere Mägen waren schon lange geschlossen, aber ein Stück Käse geht immer noch, sagten wir uns und probierten handgemachten Rohmilchkäse von der Hohensteiner Hofkäserei: Albkäs‘, Vesperkäs‘, Rotkäs‘, Baurakäs‘, Büffelkuh rendez-vous, Mini-Büffel aus reiner Büffelmilch und Albzarella, was als schwäbischer Mozzarella köstlich mundete. Jetzt war aber Schluß!

Gerne nächstes Jahr wieder.

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