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Kategorie: Messe & Märkte

Die AMBIENTE. Die internationale Frühlingsmesse vom 13. bis 17. 2015 Februar in Frankfurt am Main, Teil 4

 

Gerhard Wiedemann

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das ist jedes Jahr schon gleich einer der Höhepunkte der Messe. Zu schauen und zu hören, wer es am dollsten getrieben hat. Wer am frechsten und auch am gemeinsten war, indem er Produkte, die von anderen langwierig und teuer erfunden und gestaltet wurden, durch Fälschung, durch Kopieren, durch Nachahmen mit dem eigenen Firmenlogo versehen aus Geldgier unter die Leute bringt.

 

Daß diesmal der Erste Preis, also der Plagiarius 2015 an das Heißluftgebläse „HL 1610 S“ und „HG 2310 LCD“ von der Firma STEINEL aus Herzebrock-Clarholz ging, muß erläutert werden. Es ist nämlich der Plagiarius, dieser schwarze Zwerg mit der goldenen Nase ein Negativpreis. Das heißt, den Preis erhält die Firma, deren Produkte auf die übelste Art nachgeahmt wurden, auch, die am übelsten betrogen wurde, weil der Preisunterschied besonders perfide oder die gefälschte Machart nun wirklich fast 1:1 erscheint. Was man aber natürlich wissen will, ist, wer hat den nun gefälscht und wie sehen die Objekte aus.

 

Wer auf der Messe ist, läßt sich die Vergleiche, sowohl die von diesem Jahr wie auch die letztjährigen, eh nicht entgehen, denn in dem großen Zwischenraum zwischen Halle 5 und dem Übergang zur Halle 4, sind diese jährlich ausgestellt, sind so was wie ein Zuhause für die Messekundigen. Ach, ja, hier stehen auch diese Heißluftgebläse. Stimmt, die Fälschungen sind mit bloßem Auge nicht zu erkennen.Und diesmal kommen sie wieder einmal aus China. Der Vertrieb nennt sich Shenzhen Jin Xiong of internal und external electronic tools Co. Aus Shenzhen, VR China. Schade, daß wir dort niemanden kennen, dem wir die Meinung sagen können.

 

Der zweite Preis, ach ja, das ist uns immer lieber, jetzt kommt nämlich gleich eine deutsche Firma ins Spiel. Allerdings wird nicht mehr von Fälschung gesprochen, die wird so benannt,wenn ein Dinge wirklich dem anderen gleicht. Hier heißt es Plagiat, was ja nur heißt, daß es fast genauso aussieht. Es ist eine Möbelrolle, „movetto 8“, die von Gross und Froelich aus Weil der Stadt im Original hergestellt wurde, die aber in der Stadt Lahr von Wagner System nachgeahmt wurde. Pfui. Denn das ist doch allerhand, daß eine deutsche Firma einer anderen die Entwicklungskosten stiehlt und absahnt.

 

Der dritte Preis geht schon wieder nach China. Aber, preisgelobt wird erst einmal der deutsche Hersteller des Originals. Schon wieder ist es auch ein technisches Gerät. Ein Notfall-Beatmungsgerät MEDUMAT EASY und MEDUMAT Transport, also ein Gerät, das technisch im Notfall auch in Ordnung sein muß. Hoffen wir, daß die Plagiatefirma aus China wenigstens dafür sorgt. Ach was, erneut ist Shenzhen der Ort der Fälscher. Diesmal heißt die Firma sinnig Ambulance. Das Original kommt von der Firma Weinmann aus Hamburg, die den Preis entgegennahm.

 

Bitte entnehmen Sie die folgenden Preise der Webseite von Plagiarius oder den unteren Ausführungen aus deren Pressemappe. Bei den folgenden Preisen sind zwar auch weitere technische Artikel, aber eben auch Möbel, wobei das Sofa, das eine Auszeichnung erhielt, auf der Messe besonders attraktiv wirkte. Leider hinter Glas. Denn nach dem vielen Laufen über Gänge und Stände, hätte man solch ein Sofa zum Ausruhen gerne. Jetzt aber ernst: Zuerst schauen die beiden Exemplare gleich aus. Auf den nächsten Blick sehen sie fast gleich aus und auf einmal sieht man, daß das linke Teil – links ist immer das Original, bei den Fotos und auch 'in echt' – so viel feiner und angenehmer wirkt, selbst hinter Glas. Es lohnt sich immer, auf das Original rückzugreifen.

 

 

Aus der Pressemappe: von Plagiarius persönlich


Im Rahmen der Verleihung stellte der Verein klar, „dass die Auszeichnung mit dem ‚Plagiarius‘ nichts darüber aussagt, ob die jeweilige Nachahmung im juristischen Sinne erlaubt ist oder nicht, ob sie also rechtmäßig oder rechtswidrig ist. Die Aktion Plagiarius kann kein Recht sprechen. Sie darf aber auf Unrecht betroffener Firmen aufmerksam machen und die Meinung äußern, dass plumpe 1:1 Nachahmungen einfallslos und moralisch verwerflich sind und zu Stillstand führen. Jedes Plagiat hat 2 Seiten – eine juristische und eine moralische!“

Der
Negativ-Preis „Plagiarius“ wird jährlich an Hersteller und Händler besonders dreister Nachahmungen verliehen. Ziel der Aktion Plagiarius e.V. ist es, die unseriösen Geschäftspraktiken von Nachahmern ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und Industrie, Politik und Konsumentenfür die Problematik zu sensibilisieren. Die Preisträger 2015 zeigen wieder einmal die enorme Bandbreite der von Nachahmungen betroffenen Branchen: von klassischen Luxus- und Konsumgütern, über Möbel und technische Geräte bis hin zur (Notfall-)Medizintechnik. Und es gibt mal wieder einen neuen Sonderpreis.

Negativ-Preis „Plagiarius“ rückt dreiste Fälschungen ins öffentliche Bewusstsein

Das Geschäft mit Plagiaten und Fälschungen boomt - auch dank viel zu geringer Strafen.

Leichtgläubige Schnäppchenjäger und das Internet ermöglichen den Fälschern milliardenschwere Gewinne. Die Schäden seitens der Originalhersteller sind enorm, die Gefahren für Verbraucher ebenfalls. Solange Nachfrage für kopierte Waren besteht, wird diese auch bedient werden. Dabei sind Plagiate das Gegenteil von Fortschritt und Vielfalt, die alle einfordern!

 

 

Innovation statt Imitation – Ein klares „Nein“ zu Diebstahl geistigen Eigentums

 

Der Negativ-Preis „Plagiarius“ wurde am 13. Februar 2015 auf der Frankfurter Konsumgütermesse „Ambiente“ im Rahmen einer internationalen Pressekonferenz zum 39. Mal verliehen. Bereits seit 1977 vergibt die Aktion Plagiarius e.V. den gefürchteten Schmäh-Preis an Hersteller und Händler besonders dreister Nachahmungen. Ziel des Vereins ist es, die unseriösen Geschäftspraktiken von Produkt- und Markenpiraten aus aller Welt ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und Industrie, Politik sowie Verbraucher für die Problematik zu sensibilisieren. Trophäe ist ein schwarzer Zwerg mit goldener Nase – als Symbol für die exorbitanten Profite, die die Nachahmer sprichwörtlich auf Kosten kreativer Designer und innovativer Hersteller erwirtschaften.

 

Im Rahmen der Verleihung stellte der Verein klar, „dass die Auszeichnung mit dem ‚Plagiarius‘ nichts darüber aussagt, ob die jeweilige Nachahmung im juristischen Sinne erlaubt ist oder nicht, ob sie also rechtmäßig oder rechtswidrig ist. Die Aktion Plagiarius kann kein Recht sprechen. Sie darf aber auf Unrecht betroffener Firmen aufmerksam machen und die Meinung äußern, dass plumpe 1:1 Nachahmungen einfallslos und moralisch verwerflich sind und zu Stillstand führen“. In dem Zusammenhang betonte der Verein „dass legale Me-too-Produkte, die einem Trend folgen, sich aber ausreichend vom Original absetzen und den Wettbewerb beleben, ausdrücklich erwünscht sind“.

Erfreulich ist, dass der hohe Bekanntheitsgrad des „Plagiarius“ auch dieses Jahr wieder seine abschreckende Wirkung zeigte: Aus Angst vor öffentlicher Blamage haben einige der angeschriebenen Nachahmer Restbestände der Plagiate vom Markt genommen, Unterlassungserklärungen unterschrieben oder ihre Lieferanten preisgegeben.

 

Zoll unterstützt Firmen und Verbraucher im Kampf gegen Produkt- und Markenpiraterie

 

Die konsequente Bekämpfung von Produkt- und Markenpiraterie ist für Firmen ebenso teuer wie unerlässlich. Eine Vielzahl juristischer, organisatorischer und technischer Maßnahmen steht zur Verfügung, aber insbesondere für KMU ist die Auswahl geeigneter Maßnahmen oftmals eine finanzielle Frage – und das nutzen Nachahmer und Fälscher vielfach aus. Ein wichtiger strategischer Partner für alle Betroffenen ist der Zoll. Allein 2013 haben die EU-Zollbehörden knapp 36 Millionen rechtsverletzende Produkte im Wert von 760 Millionen Euro an den EU-Außengrenzen beschlagnahmt.

 

Rund 70% der Aufgriffe betrafen Post- und Kurierpakete, die auf private Online-Bestellungen zurückzuführen sind. Zu den festgehaltenen Waren zählen neben Bekleidung und Sportartikeln u.a. Fälschungen mit hohem Gefährdungspotential: von Medikamenten mit falschen oder keinen Wirkstoffen über verunreinigte Parfums, Kosmetika und Lebensmittel oder Spielwaren mit Erstickungsgefahr wegen loser Teile bis hin zu Motorsägen und Bremsbelägen. Die Mehrheit der Fälscher setzt auf schnelle Gewinnmaximierung, d.h. sie verwenden minderwertige Materialien, verzichten auf Qualitäts- und Sicherheitskontrollen, produzieren unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und setzen billigend die Gesundheit der Menschen in den Fabriken sowie der Konsumenten aufs Spiel. Die Beschlagnahme von Fälschungen ist also auch praktizierter Verbraucherschutz.

 

Rund 79% der festgehaltenen Waren kamen 2013 aus China und Hongkong. Zu den Herkunftsländern gehörten aber auch die Vereinigten Arabischen Emirate, die Türkei und zahlreiche osteuropäische Länder. Die EU-Zoll-Statistiken können aber nur einen Teil des Problems zeigen. Fakt ist, dass die Auftraggeber bzw. Importeure von Nachahmungen oftmals aus Industrieländern kommen.

 

Innovation vs. Imitation |

 

Es profitieren also auch westliche Firmen vom Handel mit Plagiaten. Fakt ist zudem, dass eine Vielzahl von Plagiatsprozessen unter Landsleuten stattfindet, z.B. innerchinesisch oder innerdeutsch.

 

Die Kopie – weder Kompliment noch Kavaliersdelikt

 

In den 90er Jahren hat Produkt- und Markenpiraterie nach dem klischeemäßigen „schwarz-/weiß“- Prinzip funktioniert. Das ist längst überholt. Heutzutage gibt es Plagiate und Fälschungen in allen Preis- und Qualitätsabstufungen, von gefährlichen Billigimitaten bis hin zu qualitativ hochwertigen Kopien, die kaum günstiger als das Original sind. Auch asiatische Firmen sind längst nicht mehr nur die verlängerte Werkbank des Westens. Viele sind mit eigenen Entwicklungen erfolgreich, melden gewerbliche Schutzrechte an und setzen diese konsequent gegen Nachahmer durch. D.h. auch für aufstrebende chinesische Firmen ist eine Kopie weder das viel zitierte Kompliment noch ein Kavaliersdelikt.