
Hanswerner Kruse
Schlüchtern (Weltexpresso) - Am Mittwochabend ist die ziemlich große Bühne in „The Stage“ vollgestellt mit Congas, Bongos und anderen Trommeln, dazwischen ein E-Piano und ein riesiges Marimbaphon. Allerlei Percussion-Kleinkram liegt herum.
Zu Gast ist das Duo MarimPiano, das den Abend im KulturWerk überraschend spannend und abwechslungsreich mit ihren eigenartigen, aber immer stark rhythmischen Klängen gestalten wird. Das eher hart klingende elektrische Klavier beginnt, die Marimba setzt dagegen weiche, klöppelige Töne. Beide Instrumentalisten lassen Melodie und Rhythmus zugleich erklingen, das exzellente Zusammenspiel erzeugt sehr bizarre Klänge. Weitere Stücke in diesem Stil folgen, das Klavier (noch) mit bekanntem abendländischem Sound, das Schlaggerät exotisch und fremdartig. Erstaunlicherweise spielen Pianist Alexander Jacobi und Percussionist Helmut Kandert zunächst mehrere geistliche Kompositionen, transkribierte Kirchenmusik. Darunter auch zwei kleine Orgel-Präludien von Johann Sebastian Bach und eine Fuge aus dem „Wohltemperierten Klavier“.
In diesen seltsamen Interpretationen spürt man wie zeitlos, ja modern Bach war. Ohne seinen und den anderen Werken Gewalt anzutun, klingen sie manchmal jazzig oder swingend. Irgendwann holen die Musiker zwei kleine Schülerinnen und die KulturWerkerin Angelika Baerwinkel („nicht Bergwinkel“, wie Kandert witzelt) auf die Bühne. Am Vormittag haben die drei mit anderen Schülerinnen an einem Djembe-Trommel-Workshop teilgenommen, aber nur Emilia und Tabea konnten oder wollten abends auftreten. „Africa calling“ nennt das Duo die gemeinsame Performance, die uns in den afrikanischen Dschungel entführt: Tiergeräusche. Gezirpe. Zischen. Händeklatschen. Dazwischen Trommelwirbel auf der Djembe. Klänge vom Xylophon.
Nach dieser gemeinsamen Darbietung setzt das Duo sein Konzert mit moderneren Stücken fort. Aber nach der Pause hören wir Mozarts „Kleine Nachtmusik“ im Samba-Rhythmus, andere fetzige Werke im Boogie-Woogie-Stil oder afrikanisch inspiriert. Kandert verlässt immer wieder sein Marimbaphon und klappert, klopft oder scheppert auf den großen und kleinen herumliegenden Percussion-Geräten. Jedoch einmal lockt er auch seinen Klavierkollegen an die Marimba. Das sei wie ein europäisches Klavier gestimmt, erzählt er. Vorher zeigt er noch ein original afrikanisches Exemplar mit klapperigen Holzstücken und kleinen Kalebassen als Klangkörper. Überhaupt führt er unterhaltsam, humorvoll und lehrreich durch den Abend. Hinterher weiß das Publikum viel über die Instrumente und ihre Nutzung.
Die beiden Gäste - Jacobi hat die Musikschule in Schlüchtern-Herolz, Kandert lebt und musiziert in Würzburg - haben sichtbar Spaß und Freude bei ihrem perfekten Zusammenspiel. Den unterhaltsamen Auftritt beenden sie mit dem einzigen nicht-rhythmischen Lied „Guten Abend, gute Nacht!“
Fotos:
© Hanswerner Kruse
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