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Kategorie: Zeitgeschehen
cor km bw.deAus dem Kundenservice der WELT zu Corona vom Vortag, 32

WELT Corona-Update

Hamburg (Weltexpresso) - Aperölchen ohne Abstand, Demonstrieren ohne Anstand – was war da eigentlich am Wochenende los? Diese Frage hat sich auch das CDU-Präsidium in seiner Schalte am Montagvormittag gestellt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach in der Videokonferenz über Menschen, die ohne Schutzmasken einkaufen. Zum Teil sei dieses Verhalten sogar als „Mutprobe“ angesehen worden, kritisierte die Kanzlerin. Am Nachmittag richtete sie dann den passenden Appell direkt an die Bürger: Auch wenn die Corona-Politik nun in eine „neue Phase“ eingetreten sei, müssten sich die Menschen weiter „an die Grundgebote halten“ – nämlich an das Abstandhalten und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes.

Bilder aus Stuttgart zeigten am Samstag Tausende Menschen auf den Cannstatter Wasen, die oftmals ohne Mundschutz und Mindestabstand demonstrierten, teilweise aber mit verschwurbelten Botschaften. Auch in anderen Städten gingen Rechte, Linke, Hooligans und Verschwörungstheoretiker mit normalen Bürgern und Liberalen auf die Straße.

Diese Mischung wird zu einem Problem für die FDP, weil Thüringens Kurzzeit-Ministerpräsident Thomas Kemmerich auf einer Kundgebung gegen die Corona-Beschränkungen in Gera auftrat. FDP-Vorstandsmitglied Marie-Agnes Strack-Zimmermann forderte in WELT Kemmerichs Parteiaustritt.

FDP-Vize Michael Theurer regte an, den Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer, der wiederum von den Grünen zum Parteiaustritt aufgefordert wurde, zur FDP zu holen. Er kassierte über das Wochenende eine Absage.

Aus Sicht von CSU-Generalsekretär Markus Blume hat Christian Lindner seine Partei nicht im Griff. Eine Debatte darüber, ob der Umgang mit dem Coronavirus der richtige war, scheint das Land aber immer heftiger zu erfassen.

Was sonst noch in Europa und der Welt passiert ist, haben wir wieder für Sie zusammengefasst. Bleiben Sie gesund!


Die Lage in Deutschland

Es sind beides wichtige Zahlen in der Corona-Krise, und doch zeigen sie einen unterschiedlichen Trend. Die Zahl der Neuinfektionen sank nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) auf zuletzt 357 neue Fälle. Die Reproduktionsrate R hingegen stieg am Sonntagabend auf 1,13. Das bedeutet, dass zehn Infizierte rund 11 weitere Menschen anstecken. Wie sich diese und andere Kennzahlen berechnen hat die WELT-Wissenschaftsredaktion hier aufgeschrieben.

Eine wichtige Regel lautet seit vergangenem Mittwoch 50 - 100.000 - 7.
50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen markieren die Obergrenze, ab der Landkreise und kreisfreie Städte die Corona-Beschränkungen verschärfen sollen. Der Landkreis Greiz in Thüringen liegt über der Obergrenze. Landrätin Martina Schweinsburg (CDU) erklärt im Interview, warum sie die Bürger dennoch nicht zurück in den Lockdown schickt.

Der Spielbetrieb im DFB-Pokal soll im Juni fortgesetzt werden. Vorbehaltlich einer politischen Erlaubnis sind die beiden Halbfinals für den 9. und 10. Juni geplant und das Finale in Berlin für den 4. Juli, wie der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Montag nach einer Präsidiumssitzung mitteilte.


Die Lage in Europa

Zum Wochenstart bewegten sich auch andere europäische Länder ein Stück weit Richtung Normalität. In Frankreich dürfen die Menschen wieder ohne Passierschein vor die Tür. In Bussen und Bahnen gilt aber wie hierzulande eine Maskenpflicht.

Von Norwegen bis Griechenland lockert eine Reihe von Ländern die Regeln für Schulen, Kitas und den Einzelhandel. In Slowenien dürfen Hotels mit weniger als 30 Betten, Campingplätze, Gaststätten und sogar Freizeitparks wieder öffnen. Litauen macht seine Grenzen für EU-Bürger und Ausländer mit Visa wieder auf. Einreisende müssen allerdings 14 Tage in Quarantäne.

Die Zahl der täglich gemeldeten Coronavirus-Toten in Spanien ist auf den niedrigsten Stand seit sieben Wochen gefallen. Das Gesundheitsministerium berichtet von 123 neuen Todesfällen. Insgesamt sind damit nachweislich 26.744 Menschen infolge einer Ansteckung mit dem Virus in Spanien gestorben.

Und während Madrid und Barcelona noch im Lockdown samt Ausgangssperre harren, öffnen auf den Balearen und im Baskenland die Hotels und Restaurants wieder ihre Türen und Terrassen. Alle Länder gibt es in der Übersicht bei WELT.


Die Lage in der Welt

US-Vizepräsident Mike Pence hat sich trotz der Infektion einer Mitarbeiterin mit dem Coronavirus nicht in Quarantäne begeben. Pence sei negativ auf das Virus getestet worden und werde sich am Montag ins Weiße Haus zur Arbeit begeben, teilte ein Sprecher des Vizepräsidenten mit. Vergangene Woche war bekannt geworden, dass Pence-Sprecherin Katie Miller positiv auf das Virus getestet worden war. Auch ein Diener von US-Präsident Donald Trump hatte sich angesteckt. Anthony Fauci, oberster Virologe des Landes, befindet sich im Gegensatz zu Pence in häuslicher Isolation – obwohl auch negativ getestet.

Im internationalen Vergleich hatte Südkorea die Ausbreitung des Coronavirus gut in den Griff bekommen. Jetzt fürchtet das Land die zweite Welle. Die Zahl der Neuinfektionen ist am Montag deutlich gestiegen. Die Behörden meldeten 35 neue Fälle, nachdem die Zahlen in den Tagen zuvor im einstelligen Bereich gelegen hatten. Viele der Neuinfektionen wurden auf ein Seouler Vergnügungsviertel zurückgeführt, wo ein 29-Jähriger drei Clubs besucht hatte, bevor er vorige Woche positiv getestet wurde. Seouls Bürgermeister Park Won Soon ordnete am Wochenende an, alle 2100 Nachtclubs, Hostessenbars und Discos in der Stadt zu schließen.

In Russland steigt die Zahl der Neuinfektionen weiter an. In den vergangenen 24 Stunden seien mehr als 11.656 Neuinfizierte registriert worden, teilte die zuständige Regierungskommission am Montag mit – mehr als die Hälfte davon in Moskau und zugleich ein Tagesrekord. Die Gesamtzahl der Infizierten stieg auf mehr als 221.344, etwa 2000 von ihnen sind gestorben. Die Regierung führt die steigende Zahl auf vermehrtes Testen zurück und lockert die Corona-Beschränkungen. Menschen über 64 Jahre müssen weiter zuhause bleiben, für alle anderen dürfen die Regionen die Maßnahmen jetzt nach eigenem Ermessen aufheben.


Die Lage an den Börsen

Am Aktienmarkt hat sich die Stimmung wieder etwas eingetrübt. Angesichts der Lockerungen hatte der DAX zunächst Anlauf auf die 11.000 Punkte genommen. Doch dann wurde unter Anlegern die Angst vor einer neuen Infektionswelle in Deutschland und Südkorea wieder größer. Der deutsche Leitindex fiel zwischenzeitlich auf 10.740 Punkte, konnte sich dann aber wieder etwas berappeln. Am Ende verlor er 0,73 Prozent auf 10.824,99 Punkte. Für den MDax ging es um 0,41 Prozent auf 23.865,82 Punkte bergab.


Und was Hoffnung macht ...

Der Kölner Dom ist nach achtwöchiger Unterbrechung jetzt wieder für Touristen zugänglich – allerdings unter Auflagen. So dürfen sich maximal 200 Besucher gleichzeitig im Dom aufhalten. Es gilt die Mundschutzpflicht. Besucher dürfen in dem Gotteshaus nur eine bestimmte Route ablaufen. Führungen und die Besteigung des Südturms seien derzeit noch nicht möglich. Wegen Bauarbeiten ist außerdem der Chorumgang um den Dreikönigsschrein geschlossen. Bereits seit Anfang Mai finden wieder Gottesdienste im Dom statt.

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