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Kategorie: Zeitgeschehen
trauma center dvdAb 10. Dezember als DVD, Blue-ray & digital bei EuroVideo

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) - Es war so schön gedacht. Nach der kinofilmfreien Zeit, in der so viele rasante Filme angekündigt waren, auch tolle Thriller, kam mir diese DVD gerade recht, die als "Ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel mit jeder Menge Thrill und Action angekündigt war, zudem 'hochkarätig' besetzt mit Nicky Whelan und Bruce Willis, dem noch das Motto nachgestellt wurde: Trau Niemandem!

Was gleich zu Beginn auffiel, war die unglaubliche Lautstärke bei der Anfangssequenz, die jedesmal eintrat, wenn in den Krankenhausszenen die Betten gegen die Wand schepperten, die Geräte herunterfielen, die Türen zuknallte, die Schüsse fielen oder daraufhin Geschrei herrschte. Das ist im häuslichen Wohnzimmer schwerer auszuhalten als im Kino, dachte ich noch. Wobei der Trailer einen schon auf Furchtbares vorbereitet hatte. Zwei Handlungen verschränken sich hier, die in den Personen Madison (Nicky Whelan) und Detective Steve Wakes (Bruce Willis) ihre Verkörperung finden, den zentralen Figuren dieses  Thrillers, der in PUERTO RICO spielt!!!, wo alles amerikanisch ist und alle dort Geborenen automatisch amerikanische Staatsbürger sind. Kein Wunder. Schon lange ist die oberste karibische Insel, eigentlich Spanisch sprechend, auf die USA hin orientiert. Das wurde in vielen Volksabstimmungen festgestellt. Und es gibt die Bestrebungen, Puerto Rico in den nächsten Jahren als 51. Staat der USA  einzubürgern. Sicher sollen solche Filme den Anschluß unterstützen, die zeigen, daß schon alles amerikanisch ist, im Guten wie im Schlechten. Leider bekommt man aber überhaupt nichts von der Schönheit der Insel und auch nichts von den Reichen- und Armenbezirken der Hauptstadt San Juan mit, denn fast alle Szenen spielen im Krankenhaus, so daß man zusammenfassend sagen muß: das ist ein Krankenhausfilm, der in vielem einem 'richtigen' Thriller entgegensteht!

Es beginnt so harmlos - für einen Thriller. Da sitzen zwei junge Mädchen in einem Café, die eine fordert die andere auf, doch mit ihr auszugehen, doch Emily (Catherine Davis)    ist zurückhaltend und zeigt bedauernd auf die Bedienung. Die nämlich ist ihre Schwester Madison, die sich jetzt, nach dem Tod der Mutter, für die jüngere Schwester verantwortlich fühlt. Doch die mag das gar nicht und schleudert ihr im Café entgegen: "Du bist nicht meine Mutter. " Doch dann stellt sie sich selber ein Bein, sie vergißt ihr Asthma-Spray, bekommt einen Anfall, der sie schnell ins Krankenhaus von San Juan bringt, wo sie ihre Schwester sofort besucht, aber hören muß, daß Emily länger beobachtet werden muß. 

Inzwischen haben wir den Detective Wakes kennengelernt, der als der große Schweiger mit steorotypen Sätzen durch den Film schreitet und sehr steif und seltsam spricht. Da hat sich die deutsche Synchronisation einen Fehler erlaubt und dem Schauspieler eine deutsche Stimme verpaßt, die wohl mit Absicht ein Bühnendeutsch spricht, nicht des Hochdeutschen wegen, sondern der betonten Langsamkeit und Deutlichkeit wegen, die wohl die Überlegenheit, aber auch die Müdigkeit des Polizisten ausdrücken soll.  Denn dazu hat er jede Menge Gründe. Von einigen handelt dieser Film. Er ist in seiner Polizeistation auf isolierter Flur, das ist nicht ganz richtig, aber mehr als zwei mindestens haben sich zu einem Gangstersyndikat zusammen geschlossen. Und das ist immer das Schlimmste, wenn Polizisten selber die Verbrecher sind, weil wir Bürger ja dazu erzogen werden, im Polizisten "Dein Freund, Dein Helfer" zu sehen.  

Hier übrigens aus gegebenem Anllaß ein kleiner Exkurs. Im Moment wird kolportiert, daß das Motto vom Polizisten als Deinem Freund und Helfer von Dritten Reich erfunden worden sei. Das ist unwahr. Inwieweit es dort genutzt wurde, weiß ich zu wenig. Aber gebräuchlich wurde es aus gutem Grund in der Weimarer Republik, die ein anderes Bild vom Polizisten wollte, als es die kaiserliche Polizei im Obrigkeitsstaat mit Pickelhaube und Angst für die Bevölkerung gewesen war. Als Urheber für den "Freund und Helfer" gelten gleich zwei preußische Beamte, der damalige Preußische Staatsminister Carl Severing  und der Politikers Albert Grzesinski, der eine bedeutende Polizeikarriere machte und über den Polizeipräsidenten von Berlin es bis zum preußischer Innenminister brachte. Solch ein ehrlicher, zugewandter und Schutz gewährender Polizist ist Detective Wakes, dem seine Kollegen aber das Leben schwer machen. Sein V-Mann soll mit gezinktem Geld die bestechlichen Kollegen in der Polizeistation überführen, dies ist ein Kollege von Madison, die etwas in die Mülltonnen wirft und dabei von der Schießerei überrascht und mit einer Kugel ins Bein erwischt wird. Sie kann aber noch die zwei wegrennenden Männer sehen, die sie später als die bösen Polizisten identifizieren kann ((Texas Battle, Tito Ortiz))  und sie findet den toten Kollegen. 

Im Krankenhaus erfährt Madison von der Kugel im Bein, hat aber insgesamt großes Glück gehabt. Damit das bleibt, verlegt sie Wakes, der sie verhört hatte und von den zwei Schießwütigen gehört hatte, während er erst von einem ausging, verlegt sie also Wakes in eigener Regie in die Quarantäneabteilung, in der sich sonst niemand aufhält. Da erkennt man, daß der Film schon 2019 gedreht wurde, denn seit Corona wäre so eine leere Quarantänestation ein Drehbuchfehler. Aber auch so gibt es leider viele Unbedarfheiten, ja Fehler im Drehbuch, der einfach eine zu dünne Geschichte erzählt. Denn einen Film rein darauf aufzubauen, daß die zwei Verbrecherpolizisten nun kommen und - da sie ja Polizeimarken vorzeigen können - auch auf die Quarantänestation gelangen und unaufhörlich, aber vergeblich versuchen, Madison die Kugel aus dem Bein zu entfernen, die längst draußen ist, zumal alles auf einer SIM-Karte festgehalten ist, die Madison dem einen Verbrecher entwenden kann, in ihren Strumpf steckt und am Schluß Wakes übergbit. 

Da können wir eigentlich abbrechen, denn die lauten und äußerst gewalttätigen Szenen, wie die beiden Cops die unglaublich fitte Madinson belagern, sie dann erwischen, die sich wieder befreien kann, ins Zimmer ihrer Schwester flieht, weiter flieht, damit sie Emily nicht gefährdet, was mißlingt, weil der eine Cop sie als Geisel nutzt. Und am Schluß kommt der seltsame Wakes, befreit sie, erschießt die Gangster und die Welt ist wieder in Ordnung. Sehr dünn, der Fehler liegt wie gesagt am Drehbuch, das einfach eindimensional ist und sich völlig auf das Spiel der beiden Schwestern verläßt, die gleichzeitig die einzigen sind, die überhaupt passabel spielen. Alles andere ist daneben. 

Foto:
Cover

Info:
Dezember 2020auf DVD /1 Std. 23 auf DVD, 87 Min. auf BD/ Action, Thriller
Von Matt Eskandari
Mit Bruce Willis, Nicky Whelan, Steve Guttenberg, Tito Ortiz, Texas Battle
Produktionsland USA 2019
FSK ab 16 freigegeben