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Kategorie: Zeitgeschehen
Corona MutantenÜberlegungen zu einem verstandesgemäßen Umgang mit dem Virus

Klaus Philipp Mertens

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das Betacoronarvirus SARS-CoV-2 löst die Krankheit Covid 19 aus. Seine Herkunft ist derzeit nicht eindeutig belegbar. Hingegen lässt sich die Art seiner Übertragung exakt nachweisen.

Es kann sich nur in Wirtszellen verbreiten und ist dort außerdem in der Lage, zu neuen Varianten zu mutieren. Diese Zellen werden ihm von Menschen, welche die Art der Übertragung und die Gefahrenlage allgemein ignorieren, leichtfertig, mitunter auch vorsätzlich, und zum objektiv eigenen Nachteil zur Verfügung gestellt.

Das Virus besitzt eine infektiöse organische Struktur, die sich anfangs in tierischen und mittlerweile in menschlichen Wirtszellen verbreitet und von dort überwiegend aerosolartig übertragen wird. Seine Größe wird nach aktuellem Forschungsstand mit 60 bis 140 Nanometern angegeben, es ist nur unter einem Elektronenmikroskop sichtbar. Es verursacht die Krankheit Covid 19 (coronavirus disease 2019), die, soweit es sich um schwere und schwerste Verläufe handelt, in einer ersten Stufe das gesamte Atmungssystem des Menschen angreift, aber in weiteren Stufen auch zur Schwächung des Herzmuskels sowie zu gefährlichen Leber-, Magen- und Darmerkrankung führen kann. Auch Erkrankungen des Nervensystems lassen sich nachweisen. Überdies leiden genesene Menschen, darunter auch solche, die milde Verläufe hatten, offensichtlich unter länger anhaltenden Folgen wie körperlicher Abgeschlagenheit, Atemproblemen und kognitiven Störungen. Zudem scheint die Selbstimmunisierung des Körpers nach überstandener Krankheit zeitlich begrenzt zu sein. Wegen dieser vielfältigen Bedrohung des Organismus muss Covid-19 als eine sehr schwere Erkrankung ernstgenommen und es muss auf sie in adäquater Weise reagiert werden.

Neben den rein somatischen Beeinträchtigungen beeinflusst Covid-19 auch die gesamte Lebenssituation der Menschen. Es bringt selbst stabile gesellschaftliche Fundamente ins Wanken. Hierzu zählen Erziehung, Bildung, zwischenmenschliche Beziehungen, demokratisches Bewusstsein, Gemeinwohl und staatliche Ordnung. In Ländern, die von autoritären Regierungen, Armut und unzureichender sozialer Infrastruktur gepeinigt werden, wachsen sich die Krankheit und ihre Folgen zur Katastrophe aus. Vor allem den Mutanten können dort kaum Grenzen gesetzt werden. Es ist damit zu rechnen, dass diese Varianten nach Westeuropa, Nordamerika und Australien eindringen können, also nach dorthin, wo zurzeit noch Chancen bestehen, das Virus durch Kontaktbeschränkungen, umfassende Tests und Impfung der Bevölkerungsmehrheit austrocknen zu können.

Corona SARS-CoV-2 (Covid-19) betrifft die gesamte Welt des Lebendigen. Um es zu neutralisieren, muss an seinen Wurzeln angesetzt werden. Da sich Viren grundsätzlich selten bis gar nicht aus der Welt schaffen lassen (schließlich sind sie Bestandteile der evolutionären Entwicklung), müssen die Zugänge zur Welt der Menschen hermetisch verschlossen werden. Diese Zugänge bestehen in den diversen Übertragungsmöglichkeiten von Mensch zu Mensch. Deswegen war und ist es richtig, eine weitgehende Masken- und Abstandspflicht, strenge Hygiene sowie die konsequente Be- und Entlüftung geschlossener Räume anzuordnen. Das führt zwangsläufig zu Einschränkung privater Kontakte sowie zu neuen Anforderungen an Arbeitsplätze. Letzteres in sämtlichen Bereichen, wo Menschen dicht beieinander tätig sind. Von der Planung, über Produktion, Verkauf und Verwaltung bis zur Logistik. Diese Bestimmungen bleiben auch nicht ohne Auswirkungen auf Begegnungsstätten (von Gaststätten bis zu Parkanlagen) und Kultureinrichtungen (Theater, Kinos, Museen, Zoos). Auch Urlaubsreisen, vor allem der Massentourismus (z.B. Flugreisen in nichteinschätzbare Länder), bedürfen neuer Formen, falls sie jetzt und in Zukunft Bestand haben wollen.

Unter dem Druck einer von einseitigen Interessen geschürten Massenhysterie, die sich vor allem in den Unterschichtsmedien (BILD-Zeitung, Facebook & Co, private TV-Sender) manifestiert, haben die politisch Verantwortlichen in Deutschland den während der ersten Coronawelle erfolgreichen Weg im Spätsommer des letzten Jahres verlassen. Seither wird versucht, mit partiellen Lockerungen für atmosphärische Entspannung zu sorgen. Was auf eine Verharmlosung der Gefahren hinausläuft. Denn der Preis dafür sind eine exponentielle Zunahme der Infektionen, auch im Segment angeblich gesundheitlich stabiler Bevölkerungsgruppen, eine erneute Überlastung des Gesundheitssystems und ein drohender Kollaps der staatlichen Finanzen. Während Rentner in diesem Jahr keine Erhöhung ihrer Bezüge erhalten, noch nicht einmal die mit geringen Einkommen und/oder in Höhe der Inflationsquote, werden Betriebe aus Steuermitteln alimentiert. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang die Gastronomie, wo Niedriglöhne und geringfügige Einkommen das Bild bestimmen. Deren Systemrelevanz besteht in der ewigen Fortschreibung eines Niedriglohnsektors, dessen Folgen später endgültig zu Lasten der Gemeinschaft gehen. Nicht viel besser sieht es im Einzelhandel aus. Von den Einkaufszonen der größeren Städte profitieren vorrangig die Eigentümer der Immobilien. Die Angestellten hingegen müssen sich mit bescheidenen Gehältern zufrieden geben; bescheiden jedenfalls gemessen an der allgemeinen Einkommensstruktur.

Zu allem Überdruss beschwören die Hohen Priester des Neoliberalismus (allen voran die FDP) eine angebliche Einschränkung der Grundrechte. Christian Lindner und Wolfgang Kubicki sei gesagt: Das höchste Grundrecht ist ein Leben in Würde, also das Leben schlechthin ohne jegliche Rechtfertigung des Todes (beispielsweise, wenn er als Kollateralschaden daher kommt). Dieser humanitären Verpflichtung hat sich alles andere unterzuordnen, was unanzweifelbar aus Abschnitt 1 des Grundgesetzes (Grundrechte) hervorgeht (wohl dem, der des verstehenden Lesens mächtig ist).
Den Damen und Herren in den Verwaltungsgerichten, die intellektuell nicht in der Lage scheinen, eine Abwägung zwischen Demonstrationsrecht und dem Recht der Menschen auf Schutz vor Virus-Spreddern (ohne Maske, ohne Abstand) vorzunehmen, sei ins Stammbuch geschrieben: Wer heute den Protest von Corona-Querulanten für rechtens erklärt, wird morgen den von Vergewaltigern (womöglich unter Beteiligung des katholischen Klerus) und übermorgen den von potenziellen Massenmördern (mitorganisiert von AfD & Co.) für grundgesetzkonform erklären. Auf diese Weise kann man einen Rechtsstaat vernichten, sogar in weniger als zwölf Jahren. Formalismus, der nicht mehr hinterfragt wird, führt (erneut) in eine autoritäre und menschenfeindliche Herrschaft.


Was lässt sich aus alledem schließen?

Ludwig Wittgensteins sprachphilosophische Schrift „Tractatus logico-philosophicus“, vor 100 Jahren zum ersten Mal erschienen, könnte als Inspiration dienen. Das bedeutet: Was sich über Covid-19 sagen lässt, muss einerseits den Tatsachen entsprechen und muss notwendigerweise klar gesagt werden. Und andererseits können den eindeutigen Aussagen nur vernünftige Handlungen folgen. Was jenseits wissenschaftlicher Erkenntnisse lediglich spekulativen Charakter aufweist, darf nicht berücksichtigt werden. Denn das Denken und vom Denken geleitetes Handeln können nur im Bereich des Rationalen erfolgen. Jenseits dessen Grenze liegt nur das Unsagbare, also der Unsinn. Auch wenn dieser sich selbst mitunter als querdenken bezeichnet.

Covid-19 hat eine vielfältige Tatsachenlage, also eine Summe von Sachverhalten, hervorgebracht. Diese legt fest, was zu tun und was zu unterlassen ist.

Die Dinge und die Verbindungen zwischen ihnen, die in Sachverhalten vorkommen, müssen ihrem Wesen nach in diesen ursprünglich angelegt sein. So benötigt das Virus einen Wirt (den Menschen). Verweigert sich letzterer (durch Kontaktbeschränkungen), trocknet es aus. Wird dieser Verweigerungsakt gelockert, also dem Zufall statt der Ratio überlassen, hebt er das gesetzte Ziel auf und verhindert das, was er eigentlich bewirken wollte.

Wenn Dinge und Sachverhalte in Tatsachen vorkommen, beinhalten sie auch die Möglichkeiten, wie mit ihnen umzugehen ist. Das gilt auch für das Virus. Dinge von außerhalb einfließen zu lassen, beispielsweise einseitige (kommerzielle und/oder politische) Interessen, die weder der Vernunft noch der tatsächlichen Wirklichkeit entsprechen, würde die Verschiebung logischer Ebenen und die Nichtlösbarkeit bedeuten.

Jedes Ding, jede Sache und jeder Sachverhalt in dieser Menge von Tatsachen ist einfach und logisch konstruiert, aber eben nicht primitiv. Einfaches (Klares) wächst in der Summe zu Komplexem zusammen. Primitives hingegen zu Vorurteilen, Dogmen oder Verschwörungsideologien.

Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen, meinte Ludwig Wittgenstein. Daraus erwächst allen, die rational und entlang der Tatsachen handeln müssen, was Mut erfordert, die Verpflichtung, Unsagbarem und Unsäglichem, also dem Populistischen, strikt die öffentliche Bühne zu verweigern. Letztere liegen, wie bereits erwähnt, in der Sphäre des Unsinns. Covid-19 lässt sich nicht mit Unsinn beherrschbar machen.

Fazit: Schließt die Wirts-Türen (auch im doppelten Sinn), gestattet dem Virus keinen Zutritt und impft, was das Zeug hält. Mehr ist logischerweise nicht zu sagen.

Foto:
Corona-Mutanten
© WDR