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Kategorie: Zeitgeschehen
Bildschirmfoto 2021 06 09 um 01.49.44Ultraorthodoxe Führer drehen kurz vor dem wahrscheinlichen Regierungswechsel durch

Redaktion tachles

Jerusalem (Weltexpresso) - Nein, mit demokratischem Gebaren hat das alles nichts mehr zu tun, was sich derzeit in Israel abspielt. In einer normalen Demokratie wäre ein Regierungswechsel eine völlig selbstverständliche Angelegenheit, doch nicht im jüdischen Staat. Die Noch-Akteure der aktuellen Regierung tun so, als ob sie durch einen Putsch aus ihren Regierungsämtern vertrieben würden.

Doch dem ist ja nicht so. Dennoch lassen sich die meisten Führer der wahrscheinlich letzten Netanyahu-Regierung zu brutalen verbalen Angriffen, Beleidigungen und Attacken herab, die das politische und gesellschaftliche Klima im Land weiter vergiften.

So etwa am Dienstag die Führer der wichtigsten ultraorthodoxen Parteien Shas und Vereinte Thora Liste. Aryeh Deri und Moshe Gafni, ebenso wie Yaakov Litzman hatten nichts anderes zu tun als vor allem den designierten neuen Premier Naftali Bennett wüst zu beschimpfen und zu schmähen. Deri verstieg sich zu absurden Behauptungen: Bennett werde «alles zerstören, was wir seit Jahren bewahrt haben. Eine Regierung Bennett wird den Schabbat zerstören, die Konversion, das Oberste Rabbinat, den Kaschrut und wird das Volk Israel zerreißen”, so der Shas-Führer.

Moshe Gafni, Führer der aschkenasischen Ultraorthodoxen verfluchte die neue Regierung: «Die Namen der Übeltäter mögen verrotten!», brüllte er in der gemeinsamen Pressekonferenz der Frommen. Und Litzmann warf Bennett - zumindest aus der Sicht von ultraorthodoxen Juden - den Schlimmsten aller Vorwürfe entgegen: Bennett sei ein «Reformjude»! Naftali Bennett reagierte auf die Schmähungen relativ gelassen, diese seien lediglich «hysterische Ausbrüche», das religiöse Leben im Land würde unter seiner Regierung natürlich nicht angetastet werden .

Foto:
Auch Aryeh Deri wetterte über Naftali Bennett
©tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 8. 6. 2021