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Kategorie: Zeitgeschehen
SUV Rambo totet zwei Menschen in Sachsenhausen 13.2 KopieDer Hasardeur-Akt eines Rasers offenbart etwas vom Zustand der Stadt

Klaus Philipp Mertens

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Zwei Menschen sind gestorben, weil ein mit einem SUV bewaffneter Fahrer entweder vorsätzlich oder grob fahrlässig oder im Wahn sie niedergefahren hat.

Am frühen Nachmittag des 13. Februars 2021 stand ich mit meinem PKW im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen an der Kreuzung Mörfelder Landstraße / Schweizer Straße in einer Autoschlange und wartete mit vielen anderen Fahrern auf ein Signal, um zumindest in die Schweizer Straße abbiegen zu können. Geradeaus ging es nicht weiter. Denn die Mörfelder Landstraße schien bis zur Höhe Oppenheimer Landstraße völlig blockiert zu sein. Die Szene jenseits der Ampel trug die Züge einer Katastrophe: Einsatzfahrzeuge der Polizei, Rettungswagen, permanentes Blaulicht, Fahrzeugtrümmer auf der Straße, Polizisten, die hin und her liefen. Die Nachrichten aus dem Autoradio waren zu dieser Zeit noch sehr unkonkret. Das löste meine Vermutung aus, dass sich ein Attentat ereignet haben könnte. Erst die Meldungen vom späten Nachmittag und frühen Abend vermittelten ein tatsächliches Bild des Vorgangs. Der Fahrer eines SUV hatte das für seine Fahrtrichtung geltende Rot missachtet und war auf zwei Fußgänger, die Grün hatten, bei unvermindert hohem Tempo zugerast, hatte sie überfahren und getötet.

Jetzt steht der Täter vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft beantragt die dauerhafte Unterbringung in einer forensischen Psychiatrie. Denn der Angeklagte ist schuldunfähig und stellt eine Gefahr für die Allgemeinheit dar. Mich erinnert das an den Fall des norwegischen Massenmörders Anders Breivik vor zehn Jahren. Damals kursierten sowohl Mutmaßungen über einen Terrorakt als auch über die Tat eines psychisch Gestörten mit rechtsextremen Feindbildern.

Der Fall in Frankfurt scheint von vornherein eindeutiger zu sein. Dennoch frage ich mich, warum ein Mensch, dessen psychische Erkrankung (paranoide Schizophrenie) offenbar bekannt war, dennoch seine Fahrerlaubnis behalten konnte. Ein Mann, der kein Land- oder Forstwirt ist, aber einen Geländewagen besaß, was auf weitere Persönlichkeitsstörungen schließen lässt (Hang zum sich verbarrikadieren, Allmachtsvorstellungen). Diese Kombinationen liefen auf Besitz und Gebrauch eines Fahrzeugs hinaus, das unter diesen Voraussetzungen die Eigenschaften einer Waffe besaß. Wer hat das sehenden Auges zugelassen und wer gehört eigentlich ebenfalls auf die Anklagebank?

Falls die Zeugenaussagen zutreffen, denen zufolge der Täter während seines Autorennens auf der Mörfelder Landstraße bereits die geltenden Höchstgeschwindigkeiten sowie mehrere Ampeln missachtet hatte und einen kurzen Teil der Strecke sogar auf der Tram-Trasse unterwegs war (Gesamtstrecke ca. 2,5 km), stellt sich die Frage nach Unterlassungen durch andere Verantwortliche. Was muss denn geschehen, bis alle Alarmanlagen läuten? Ich rede hier keinem Polizeistaat das Wort. Aber ein Staat ohne handlungsfähige Polizei (Landes- und Stadtpolizei) und andere Ordnungsbehörden ist genauso zu fürchten.

Wenn ich mich zu Fuß durch Frankfurt bewege, habe ich den Eindruck, dass die Behörden längst eine Art Jedermann-Waffe zum allfälligen Gebrauch zugelassen haben. Denn die E-Roller, welche Gehsteige und Überwege blockieren und allzu häufig verkehrswidrig benutzt werden, sprechen eine eindeutige Sprache.

Foto:
SUV-Raser überfährt zwei Menschen, die dadurch getötet werden, stößt dann mit anderen Fahrzeugen zusammen und überschlägt sich.
© hr